Klimawandel und Risikomanagement - ARISE

Die Überschwemmungen im Jahr 2013 in Mitteleuropa waren ein weiterer Hinweis, wie verletzlich und gefährdet europäische Länder durch extreme Wetterereignisse sind. Menschliches Leid und wirtschaftliche Schäden durch derartige Katastrophen sind enorm. Der Klimawandel und sozioökonomische Entwicklungen verändern die Risikolandschaft – wie kann hier zielgerichtet agiert und aktive Vorsorge betrieben werden?

Risiken des Klimawandels

Die Bedeutung des Klimawandels wird vom 5. Sachstandsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) betont. Risikomanagement gilt als zentrales Instrument, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Gesellschaft, Wirtschaft und Ökosysteme zu begrenzen. An dieser Schnittstelle zwischen Risikomanagement und Klimawandel setzt das vom Klima- und Energiefonds geförderte Forschungsprojekt ARISE (Adaptation and decision support via Risk management through local burning embers) an. Ein transdisziplinäres Forschungsteam mit 8 ProjektpartnerInnen unter der Leitung von alpS arbeitet  mit der Stadtgemeinde Lienz  zusammen. Gemeinsam mit der Testregion wird als Schlüssel-Anpassungsmaßnahme  eine Entscheidungshilfe zur Umsetzung eines „klimasensitiven Risikomanagements“ auf lokaler Ebene erstellt.

Herangehensweise

Eine wichtige Rolle nimmt in dem Projekt die Einteilung und Visualisierung in fünf übergreifende Risikokategorien (Reasons for Concern) ein:

  • Einzigartige und bedrohte Systeme: Risiken für Schutzgebiete, bedrohte Tier- und Pflanzen-arten usw.;
  • Extreme Wetterereignisse: Risiko extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregen, Hochwasser, Trockenperioden usw.;
  • Verteilung der Auswirkungen: Regionen, Länder und Bevölkerungsgruppen sind ungleich vom Klimawandel betroffen;
  • Global aggregierte Auswirkungen:etwa finanzielle Schäden;
  • Großräumige Einzelereignisse: Risiko grundlegender, abrupter Veränderungen im Erdsystem (Kipppunkte).

Die Darstellung der Klimawandelrisiken in diesen fünf Kategorien als so genannte „Burning Embers“ ist nachstehend visualisiert anhand einer Farbskala für das steigende Risiko durch die Erhöhung der globalen Mitteltemperatur.

Anstieg der globalen Durchschnittstemperature

Herausforderungen

Risiken und Handlungsmöglichkeiten wurden im 5. IPCC Sachstandsbericht zum ersten Mal in einer Synthese zusammengebracht und regional (nach Kontinenten) aufgegliedert. Es fehlt jedoch eine Analyse und Darstellung auf lokaler Ebene. Die Ziele von ARISE sind daher:

  • Identifizierung und Überwindung der Lücken zwischen globalen Rahmenbedingungen, Forschung und Politik im Bereich von Klimawandel und Katastrophenvorsorge.
  • Unterstützung der Bedürfnisse und Anforderungen von Bundes-, Länder- und lokalem Risikomanagement;
  • Herunterbrechen des globalen Konzepts (siehe Grafik oberhalb) auf die lokale Ebene in Bezug auf lokale Gefahrentypen, Sektoren und Risikofaktoren;
  • Stärkung der Resilienz und Anpassungskapazität auf lokaler Ebene durch integratives, partizipatives und praxistaugliches Risikomanagement.

Um praxisrelevante Ergebnisse zu erzielen, erarbeitet ARISE in und gemeinsam mit einer Musterregion, der Stadt Lienz in Osttirol, eine Entscheidungshilfe für ein iteratives Management von Klimawandelrisiken.

Lokales Wissen und wissenschaftliche Kenntnisse

Bereits im Sommer 2014 wurden in dieser Region qualitative, leitfadengestützte Interview durchgeführt, mit dem Ziel die Erfahrungswerte, das derzeitige Bewusstsein und das Wissen zum Thema Klimawandel und Naturgefahren einzuholen. Darüber hinaus sollten die Betroffenheit und der mögliche Informations-, Untersuchungs- und Handlungsbedarf abgeschätzt werden. Insgesamt wurden 17 lokale Stakeholder persönlich befragt. Es hat sich gezeigt, dass bereits heute viele Ereignisse wie Muren, Starkniederschläge, Rutschungen/Sturzprozesse, Hochwasser/Überschwemmungen, Nassschnee eine Herausforderung darstellen. Mehr als 80% der Befragten sind der Ansicht, dass sich das Klima/Wetter bzw. die Naturgefahrensituation geändert hat und es vor allem eine Zunahme von (kleinräumigen) Starkregenereignissen und Massenbewegungen  zu beobachten ist. So haben auch subjektiv die Temperaturextreme und Hitzeperioden zugenommen und sich die Beschneiungszeiten verkürzt. Die Interviewergebnisse lass auch erkennen, dass die breite Bevölkerung grundsätzlich für das Thema Klimawandel/-folgen sensibilisiert ist, aber die konkreten Folgen vielfach unklar sind.

Am 28. Jänner 2015 trafen sich VertreterInnen aus verschiedenen Lienzer Wirtschaftsbereichen, der Verwaltung sowie der Politik, um gemeinsam mit WissenschaftlerInnen über die Auswirkungen des Klimawandels und über mögliche zukünftige sozioökonomische Entwicklungen in der Region Lienz zu diskutieren.

Die insgesamt 15 TeilnehmerInnen am Workshop in Lienz arbeiteten an möglichen Zukunftsszenarien der Stadtgemeinde und ihr Umland für den Zeithorizont 2030 bis 2050. Im Zuge des Projektes ARISE werden zwei regionale sozio-ökonomische Szenarien für die Stadtgemeinde Lienz und das relevante Umland entwickelt, die neben Klimaszenarien ein Kernstück für die Abschätzung zukünftiger Risiken bilden. Aufgrund der Kleinräumigkeit ist eine rein modellbasierte Analyse nicht ausreichend. Vielmehr ist es wichtig, das lokale Wissen einzubinden. Aufbauend auf vergangenen Trends und der lokalen Einschätzung über zukünftige mögliche Entwicklungen, werden im Projekt in weiterer Folge die sozioökonomischen Szenarien fertig gestellt. Gemeinsam mit den Workshop-TeilnehmerInnen wurden mögliche zukünftige Entwicklungen für die Sektoren

  • Tourismus,
  • Infrastruktur und Naturgefahren,
  • Land- und Forstwirtschaft,
  • Industrie und produzierendes Gewerbe,
  • Bildung, Gesundheit und sonstige Dienstleistungen sowie
  • Politik und Verwaltung

aus zwei unterschiedlichen Perspektiven anhand eines „Boom“-Szenarios (florierende wirtschaftliche Entwicklung) und eines „Stagnations“-Szenarios (negative wirtschaftliche Entwicklung) diskutiert.

Derzeit wird das Wissen aus Studien, Berichten, Forschungsprojekten mit dem gesammelten lokalen Wissen (aus Interviews und Workshops) verknüpft. Ein weiterer Workshop ist für den Herbst 2015 anvisiert. (April, 2015)

Weiterführende Informationen

Projektleitung:

Michiko Hama (alpS, Innsbruck)

Brigitte Eder (alpS, Innsbruck)

Projektpartner:

alpS GmbH, AGES, BFW, IIASA, Umweltbundesamt GmbH, Z_GIS, WIFO, ZAMG

Projektlaufzeit: 1.4.2014 - 31.3.2016

Zu weiteren Forschungsprojekten

Arise-Newsletter Artikel 2016