Leitfaden: Klimawandelanpassung in e5 Gemeinden

Klimawandelanpassung ist für e5-Gemeinden eines der wesentlichen Zukunftsthemen. Anpassungsmaßnahmen können Folgekosten sparen, Gefahren mildern und Menschen schützen. Der vom Energieinstitut Vorarlberg erstellte Leitfaden stellt grundlegende, gesicherte wissenschaftliche Veränderungen der nächsten Jahrzehnte dar. Des Weiteren beinhaltet der Leitfaden Anpassungsmaßnahmen für Gemeindepolitik und -verwaltung.

Foto Hochwasser

Der Klimawandel macht auch vor Österreich nicht halt. Insbesondere der Alpenraum ist betroffen. So liegt hier die Temperaturerhöhung deutlich über dem weltweit verzeichneten Temperaturanstieg (IPCC 2018, WMO 2019). Wärmer, feuchter und trockener mit weniger Schnee lautet die Prognose für kommende Jahre und Jahrzehnte (ZAMG). Klimaschutzmaßnahmen sind notwendig, um die fortschreitende Klimaerwärmung zu bremsen und die globale Erwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten. Unterschiedliche Bereiche wie etwa die Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit oder Infrastruktur sind aber auch gefordert, mit den Veränderungen umzugehen und sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Wesentlich ist, Kosten des Klimawandels so gering wie möglich zu halten, Natur- und Unwettergefahren abzumildern, Schäden zu verhindern und die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung zu schützen.

Der Leitfaden des Energieinstitut Vorarlberg hat zum Ziel, Gemeinden zu motivieren, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen und die Bevölkerung bestmöglich zu schützen. Nachfolgend sind wesentliche Inhalte des Leitfadens zusammenfassend erläutert und dargestellt:

Auswirkungen des Klimawandels in Vorarlberg und die wichtige Rolle der Gemeinden

Für Vorarlberg wird eine Zunahme an Hitzetagen, Dürre- und Trockenperioden vorhergesagt. Niederschlagsmengen verändern sich zwar über das gesamte Jahr hinweg nur gering, so rechnet man jedoch mit häufigeren und intensiveren Starkregenereignissen. Da die Auswirkungen des Klimawandels regional unterschiedlich stark ausfallen ist es wichtig, lokale Gefahren vor Ort zu ermitteln und örtlich angepasste Maßnahmen zu ergreifen. Die Gemeinde ist dabei wesentlich für die Daseinsvorsorge sowie den Schutz und Sicherheit der Bevölkerung mitverantwortlich.

Damit eine gute Anpassung in der Gemeinde gelingt, sind folgende drei Punkte essenziell

  1. Ein klares Bekenntnis der Politik: Das bedeutet, die Aufnahme der Thematik Klimawandelanpassung in Planungsdokumente (zum Beispiel Flächenwidmungspläne, Raumpläne und so weiter), die Bereitstellung von Ressourcen – finanziell und personell – sowie eine fachübergreifende Koordination.
  2. Eine umfangreiche Risikoanalyse unter Einbindung aller Stakeholder sowie
  3. eine achtsame Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen mit internen und externen Expertinnen und Experten.

Schadensereignisse in Vorarlberg und mögliche Gegenmaßnahmen

Je nach Lage und Region treten Unwetter- und Schadensereignisse in unterschiedlicher Intensität auf. Für das Bundesland Vorarlberg sind folgende Ereignisse relevant:

  • Aufgrund vermehrter Starkniederschläge ist mit Schäden an Infrastruktur durch Hangrutschungen zu rechnen. Maßnahmen können in den unterschiedlichsten Bereichen getroffen werden: von der Pflege des Schutzwaldes über die Ableitung von Wasser in Entwässerungssystemen bis hin zu einer durchdachten Gebäudepositionierung.
  • Infolge steigender Temperaturen kommt es insbesondere im Sommer zur Überhitzung von Gebäuden. Wesentliche Maßnahmen sind die Reduktion, beziehungsweise die Beschattung von Fensterflächen, die Begrünung von Fassaden und Freiflächen sowie klimaverträgliche Methoden zur Kühlung von Gebäuden.
  • Auch der öffentliche Raum ist von erhöhten Temperaturen stark betroffen. Insbesondere im Sommer kommt es zur Entstehung von Hitzeinseln. Auch hier kann das Begrünen von Fassaden gegenwirken. Zusätzlich sollen in allen möglichen Bereichen Wasser und Grünflächen mit hochwachsenden Bäumen geschaffen werden. Weitere Möglichkeiten sind die Entsiegelung von Flächen, das Schwammstadtprinzip oder Beschattungskonzepte.
  • Steigende Temperaturen und geringere Niederschläge führen zu Trockenstress und massiven Waldschäden. Um den Wald klimafit zu machen, gibt es mehrere Empfehlungen, wie die Förderung eines Mischwaldes mit viel Unterwuchs sowie eine gezielte Waldpflege mit ausreichender Verjüngung.
  • Im Zuge des Klimawandels wird eine Zunahme an lokalen Extremereignissen wie Überflutungen erwartet. Mögliche Maßnahmen zur Verminderung der Auswirkungen sind unter anderem aufnahmefähige Waldböden, Überflutungsbarrieren, versickerungsfähige Verkehrsflächen und Mulden sowie Katastrophenschutzpläne und Frühwarnsysteme.
  • Wasserknappheit im Sommer droht besonders jenen Gemeinden und Regionen, die nur über Quellen versorgt werden. Für eine entsprechende Vorsorge sollen Trinkwasserverbände berücksichtig, versickerungsfähige Flächen geschaffen oder Oberflächenabfluss vermindert werden. (CM, April 2021)