Steirische Landwirtschaft wappnet sich mit dem Masterplan Klimarisiko gegen die Auswirkungen des Klimawandels

Spätfrost, Dürre und Extremwetterereignisse verursachten in den letzten Jahren zum Teil massive Ausfälle bei landwirtschaftlichen Kulturen in der Steiermark. Im Masterplan Klimarisiko werden nun vom JOANNEUM RESEARCH wissenschaftliche Grundlagen so aufbereitet, dass Praktikerinnen und Praktiker daraus Tipps und Hinweise zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels ableiten können.

Unaufhaltsam schreitet der Klimawandel voran und bringt immer häufiger Naturkatastrophen wie Hochwasser, Hagel, Stürme, Dürre und Spätfrost mit sich. In den Jahren 2016 und 2017 mussten steirische Obst- und Weinbaubetriebe Spätfrostschäden in Wein-, Apfel- und Sonderkulturen in Millionenhöhe hinnehmen. Grund dafür ist der nachweislich frühere Beginn der Vegetationsperiode, welcher auch zu einem früheren Start der Pflanzenentwicklung führt.

Um die steirischen Landwirtinnen und Landwirte zukünftig besser gegenüber klimawandelbedingten Extremereignissen abzusichern und wetterbedingte Schäden zu verringern, wurde das Joanneum Research von Katastrophenschutz-Referent Michael Schickhofer (SPÖ) und Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) mit der Erarbeitung eines Masterplans "Klimarisiko Landwirtschaft" beauftragt. Über drei Jahre hinweg soll eine fundiertewissenschaftliche Grundlage zu den Themenbereichen Spätfrost, Dürre und Extremwetterereignisse aufbereitet werden. Das Joanneum Research übernimmt dabei die Koordination zahlreicher Forschungs- und Versuchstätigkeiten diverser Institutionen, Firmen und Privatpersonen sowie auch partiell Auswertungen. Synergieeffekte sollen aufgezeigt, fehlendes Wissen identifiziert und weitere Forschungsprojekte angestoßen werden.

Speziell für den Obst- und Weinbau werden im Rahmen des Masterplans Klimarisiko im ersten Schritt unterschiedliche Maßnahmen gegen Spätfrostschäden bewertet und auf Anwendbarkeit in der Steiermark überprüft:

Vorbeugende Maßnahmen:

  • Standortwahl
  • Sortenwahl 
  • Verbesserung des Kleinklimas
  • Bodenbearbeitung und Düngung
  • Nutzung der Bodenwärme
  • Verbesserung der Befruchtung
  • Rebschnitt

Bekämpfungsmaßnahmen:

  • Erhöhung Bodenwassergehalt 
  • Frostberegnung
  • Bewindung 
  • Helikopter 
  • Räuchern
  • Frostkerzen
  • Frostheizung/Frostofen
  • Abdecken

Neue Methoden:

  • chemische Verzögerung des Austriebs
  • Verzögerung der Blüte
  • chemische Verbesserung der Befruchtung
  • Heizdraht 
  • Frostbuster®/FrostGuard®
  • Selective inverted sink Technologie (SIS)
  • Vernebelung
  • Schaumisolierung
  • Verhinderung Eisbildung

Eine der wichtigsten und wirksamsten Frostabwehrmaßnahmen im steirischen Obstbau ist die Frostberegnung. Je nach Region kommt es dabei aber immer wieder zu Problemen mit der Wasserbereitstellung und Wasserverfügbarkeit. Diese sind durch gezielten Teichbau bzw. die Regelung rechtlicher Rahmenbedingungen zu klären. Versuche zu den Wirkungen ausgewählter Methoden, wie Bewindung, Austriebsverzögerung oder die Aufstellung von Paraffinkerzen, werden u. a. im Versuchszentrum Haidegg und in der Fachschule Silberberg durchgeführt. Haidegg führt Sortenversuche mit sogenannten Spätblühern durch (z. B. mit Apfelsorten wie Taffetapfel, Eslacher Luiken, Shinano Gold, Birnensorte Pear 1, Kirschensorte Stardust und Pfirsich Verarbeitungssorte Babygold 6). Die ersten Erfahrungen zeigen, dass es bei diesen Spätblühern zu weniger Ausfällen durch Spätfrost kommt.

Im Versuchsjahr 2017 / 2018 stand Spätfrost im Zentrum der Untersuchungen. Das nächste Versuchsjahr widmet sich der Dürreproblematik, allen voran bei Obst- und Gemüsekulturen. (MO, September 2018)