Klimawandel und Landsysteme (SRCCL)

„Land“ ist eine essentielle Ressource für uns Menschen. Wir sind auf Land angewiesen für unsere Lebensmittel, unser Wasser, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Aber Landsysteme leiden zunehmend unter dem Druck durch die Nutzung der Menschen. Der Klimawandel verstärkt diesen Druck und beeinträchtigt die Ernährungssicherheit. Es ist höchste Zeit für koordinierte Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Verbesserung von Landsystemen. Der IPCC-Sonderbericht (SRCCL) gibt Empfehlungen dazu.

Im August 2019 wurde der IPCC-Sonderbericht über Klimawandel, Desertifikation, Landdegradierung, nachhaltiges Landmanagement, Ernährungssicherheit und Treibhausgasflüsse in terrestrischen Ökosystemen veröffentlicht. Die Zusammenfassung für politische Entscheidungstragende erläutert die gegenwärtige Problemlage, beschreibt notwendige Maßnahmen im Bereich des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung und zeigt förderliche politische Rahmenbedingungen auf.

Im Folgenden sind die wichtigsten Punkte aus diesem Papier zusammengefasst:

1.) Problemlage

Funktionierende Landsysteme (der Begriff „Landsysteme“ ist der deutschen Übersetzung des IPCC-Sonderberichts entnommen) sind für das Überleben und Wohlergehen von Menschen essentiell wichtig. Durch sie werden Nahrung, Trinkwasser und weitere Ökosystemleistungen bereitgestellt. Landsysteme ermöglichen eine große biologische Vielfalt und spielen eine wichtige Rolle im Klimasystem. Durch diverse Nutzungen greift der Mensch in 70 % der globalen, eisfreien Landoberflächen ein. Der Klimawandel bringt zusätzliche Belastungen für diese Systeme mit sich. Seit Beginn der Industrialisierung stieg die Lufttemperatur über Landoberflächen beinahe doppelt so stark wie die globale Durchschnittstemperatur. Bereits deutlich erkennbar ist auch eine Zunahme von Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen. All diese Veränderungen führen zu Desertifikation (Wüstenbildung) und Landdegradierung (Verschlechterung) in vielen Regionen der Welt.

Je nach Standort und Jahreszeit fallen die Erwärmung bzw. die Intensität, Dauer und Häufigkeit von Extremereignissen unterschiedlich aus. In manchen Regionen wird künftig das Risiko für Extremereignisse steigen. Zum Teil werden Regionen mit bisher nicht erwarteten Risiken konfrontiert sein. Entscheidend sind dabei, neben dem Grad der Erwärmung, die vorherrschende Bevölkerungsstruktur mit ihren Produktions- und Konsummustern, die Umsetzung technologischer Entwicklungen sowie die Art des Landmanagements. Ist der Bedarf an Wasser, Nahrungs- und Futtermitteln hoch, sind Produktion bzw. Konsum sehr ressourcenintensiv und technologische Verbesserungen der landwirtschaftlichen Erträge nicht ausreichend, und es steigen die Risiken für Wasserknappheit in Trockengebieten. Als Folge davon nimmt die Landdegradierung zu und die Ernährungsunsicherheit steigt an.

2) Reaktionsmöglichkeiten im Bereich Klimaschutz und Klimawandelanpassung

Wenn wir die globale Erwärmung auf 2 °C bzw. besser noch auf 1,5 °C begrenzen wollen, sind Landnutzungsänderungen sowie landbasierte Klimaschutzmaßnahmen erforderlich. Wiederaufforstung, Neuaufforstung, eine reduzierte Entwaldung, eine geringere Nutzung von Bioenergie sowie weniger Umwandlungen von Landflächen sind die wichtigsten Maßnahmen, um einer Desertifikation und Landdegradierung entgegenzusteuern. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels bei, sondern erhöhen auch die Kohlenstoffspeicherung in Böden und Biomasse. Nachhaltiger Landnutzungsänderungen haben auch positive Nebeneffekte wie eine verbesserte Bodenfruchtbarkeit, eine erhöhte landwirtschaftliche Produktivität und Ernährungssicherheit sowie eine Eindämmung des Verlustes an biologischer Vielfalt. Grundsätzlich ist der Verhinderung von Desertifikation ein höherer Stellenwert einzuräumen als der Wiederherstellung degradierter Böden.

Kurzfristig sollte der Wissenstransfer beschleunigt, der Technologietransfer verbessert und geeignete Finanzierungsmechanismen ermöglicht werden. Im Sinne eines vorausschauenden Risikomanagements ist auf die Einrichtung von Frühwarnsystemen zu setzen. Am entscheidendsten ist jedoch, eine rasche Reduktion anthropogener Treibhausgasemissionen in allen Sektoren und auf allen Ebenen. Werden Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahmen verzögert, ist von zunehmend negativen Folgen auf Landsysteme auszugehen.

3) Förderliche Rahmenbedingungen

Für die Umsetzung der oben genannten Maßnahmen braucht es förderliche Rahmenbedingungen wie angemessene, sich wechselseitig unterstützende politische Strategien und Steuerungsmechanismen im Zusammenhang mit Klimawandel und Landsystemen. Das Engagement und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Interessensvertretungen sollten gefördert und Zielkonflikte minimiert werden. Die Einbeziehung von insbesondere lokalen, hoch verwundbaren Interessensvertreterinnen und -vertretern in Auswahl, Bewertung, Umsetzung und Überwachung von politischen Instrumenten ist anzustreben. Benötigt werden iterative, anpassungsfähige Sektor-übergreifende politische Strategien über das gesamte Ernährungssystem hinweg, die auch Umweltkosten bei Nahrungsmitteln und Zahlungen für Ökosystemleistungen miteinbeziehen. Der Verschwendung von Nahrungsmitteln ist entgegenzusteuern.

Land is a part of the solution. But land can´t do it all.” (IPCC, 2019)

Das Land, das wir bereits nutzen, könnte die Welt in einem sich wandelnden Klima ernähren und Biomasse für erneuerbare Energie liefern. Aber dazu sind frühzeitige, weitreichende Maßnahmen in verschiedenen Bereichen erforderlich, so wie im IPCC-Bericht vorgelegt (OM, Oktober 2019)