Klimarisiken für Handel und Ernährungssicherheit werden unterschätzt

Die Auswirkungen des Klimawandels enden nicht an nationalen Grenzen und haben damit entscheidende Auswirkungen auf Ressourcen, Finanzströme, Mobilität, Infrastruktur, nationale Sicherheit und Handel. Diese Auswirkungen werden im neuen Bericht des Stockholm Environment Institute erstmals systematisch erfasst und bewertet.

Foto Getreideernte

In einer globalisierten Welt ist Klimawandelanpassung nicht länger eine rein nationale oder lokale Angelegenheit. Deshalb liefert der neue Bericht des Stockholm Environment Institute (SEI) „Climate change, trade, and global food security: A global assessment of transboundary climate risks in agricultural commodity flows“ nun die erste systematische Bewertung der grenzüberschreitenden Klimarisiken für den Handel mit den wichtigsten Agrarrohstoffen – Mais, Reis, Weizen, Soja, Zuckerrohr und Kaffee.

Durch die globalen wirtschaftlichen Verflechtungen sind Menschen weltweit von den negativen Auswirkungen einer sich erwärmenden Welt betroffen. Deshalb ist Klimaresilienz eine gemeinsame und globale Herausforderung, von der alle Beteiligten profitieren können. Die Landwirtschaft ist dabei einer der Sektoren, die dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt sind, sowohl kurzfristig (Extremwetterereignisse) als auch langfristig (Veränderungen in Temperatur und Niederschlag). Die Bewertung des SEI zeigt, dass obwohl sich in einigen Regionen die landwirtschaftliche Produktion auch verbessern kann, die Risiken um ein Vielfaches größer sind als die Chancen. Diese Bewertung bietet eine Grundlage für die politische Entscheidungsfindung und die Festlegung von Prioritäten beim Risikomanagement.

Sechs Kernaussagen des SEI Berichts im Überblick:

  • Die Risiken des Klimawandels für die globale Ernährungssicherheit sind enorm, werden derzeit aber noch oft unterschätzt oder übersehen. Der internationale Handel spielt dabei eine Schlüsselrolle, da er die Erzeugung und den Verbrauch von Lebensmitteln global miteinander verknüpft.
  • Die bisher erprobten Mechanismen zur Bewältigung von Handelsrisiken – zum Beispiel Substitution und Diversifizierung – werden nicht mehr wirksam sein in einer Welt, die mit den beschleunigten Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert ist.
  • Geopolitische Spannungen sind zu erwarten, da sich insbesondere die weltweit stärksten Exportländer für Agrarprodukte ihrer Klimaanfälligkeit bewusst werden und trotzdem versuchen, ihre Marktanteile zu halten.
  • Die Bewertung, Bewältigung und Verringerung dieser Risiken erfordert einen kooperativen multilateralen Ansatz. Nationale Alleingänge können die globalen Bemühungen untergraben und die globale Anpassungsherausforderung damit noch verschärfen.
  • Eine globale und systemische Sichtweise ist daher unerlässlich, um gerechte und wirksame Anpassung zu planen und umzusetzen. Das Maß an internationaler Zusammenarbeit in der Anpassung muss dafür noch gesteigert werden. Um diese zu koordinieren, müssen sich Internationale Organisationen noch stärker engagieren.
  • Die globale Gefährdung der Ernährungssicherheit – insbesondere in einkommensschwachen, importabhängigen Ländern – macht Anpassung an grenzüberschreitende Klimarisiken zu einer Frage der öffentlichen Ordnung. Öffentliche und private Anpassungsstrategien müssen deshalb noch stärker aufeinander abgestimmt werden. (DB, Dezember 2021)

Details zur Publikation

Adams, K. M., Benzie, M., Croft, S. and Sadowski, S. (2021). Climate change, trade, and global food security: A global assessment of transboundary climate risks in agricultural commodity flows. SEI report. Stockholm Environment Institute, Stockholm. http://doi.org/10.51414/sei2021.009