Straßenverkehrsinfrastrukturen klima- und wettertauglich machen

Hangrutschungen, Muren, Unterspülungen, umgestürzte Bäume – wetterbedingte Schäden an der Verkehrsinfrastruktur verursachen in Österreich jährlich Kosten zwischen 20 und 50 Millionen Euro. Im Rahmen des Projekts adapt2to4 wurden Straßenschäden analysiert, gezielte Anpassungsoptionen erarbeitet und bewertet und daraus ein Anpassungsfahrplan für die Verkehrsinfrastruktur entwickelt.

Verkehrsinfrastrukturen sind die Lebensadern von Gesellschaft und Wirtschaft. Ein zuverlässiges Funktionieren wird jedoch durch Wetterextreme erschwert. Schäden müssen möglichst rasch repariert werden, um nachgelagerte Kosten durch Transportunterbrechungen und Zeitverluste zu vermeiden. Die Kosten dafür trägt die öffentliche Hand. Grund genug, sich näher anzuschauen, wie die derzeitige Schadenslage ist, welche weiteren Schäden in Zukunft zu erwarten sind und wie darauf im Sinne der Klimawandelanpassung reagiert werden kann.

Heutiges Schadensbild – Anpassungsdefizit

Die weitaus größten Schäden an Österreichs Straßen werden durch Niederschläge verursacht. Hochwässer selbst lösen dabei weniger Schäden aus als Massenbewegungen (Muren, Rutschungen usw.), da diese den Straßenkörper viel massiver treffen. Das folgende Diagramm zeigt die Aufteilung der Schadensursachen am sekundären Straßennetz in der Steiermark (2008-2011).

Tortendiagramm Schadensursachen in der Steiermark
Schadensursachen Straßennetz Steiermark 2008-2011

Im Zuge des vom Klima- und Energiefonds finanzierten Projektes adapt2to4 (Anpassungskosten – eine ökonomische Bewertung zur Priorisierung von Anpassungsmaßnahmen und –politik in einer +2°C bis +4°C Welt) wurden rund 30 Anpassungsempfehlungen ausgearbeitet, die hinsichtlich ihrer Wichtigkeit, Wirtschaftlichkeit, Wertschöpfung und Flexibilität von ExpertInnen bewertet wurden. Ferner wurden die volkswirtschaftlichen Wirkungen der Maßnahmen im Verhältnis zu den Schäden abgeschätzt. Ergebnis: Anpassung lohnt sich – heute schon.

Was sind notwenige Anpassungsschritte?

  1. Informationsbasis erweitern,
  2. Anpassungsdefizit reduzieren durch a) Mainstreaming und b) zusätzliche Investitionsmaßnahmen
  3. an künftige Risiken anpassen

Dies Schritte sind wichtig auf dem Weg zur Anpassung – aber wann soll man was angehen? Auch hier liefert adapt2to4 eine erste Orientierung, indem die Maßnahmen zu sechs Programmen zusammengesetzt wurden, die in einen Anpassungsfahrplan münden (siehe Abbildung 2). Dieser benennt die nötigen Maßnahmen zur Schaffung einer Datenbasis und von Planungsinstrumenten (wie zentrale Gefahrenhinweiskarten). Veranschaulicht werden die vorgestellten Maßnahmen/Instrumente durch konkrete Beispiele (Programm 1). Darüber hinaus etabliert der Anpassungsfahrplan in einem weiteren Schritt Maßnahmen, die helfen, das derzeitige Anpassungsdefizit zu vermindern.

Wesentliche Anpassungsoptionen sind die Vermeidung eines starken Netzwachstums (Programm 2), die Integration von zunehmenden Extremereignissen in den Straßenunterhalt und Neubau (Programm 3) sowie zusätzliche Investitionen in Schutzmaßnahmen für Massenbewegungen (Programm 4). Ein Teil der Maßnahmen wird voraussichtlich erst in den folgenden Jahrzehnten geplant und durchgeführt werden. Dies gilt für die Anpassungsmaßnahmen an größtenteils künftige Risiken, wie Neuauslegungen von Brücken (Programm 5) und die Schaffung von Umfahrungsmöglichkeiten neuralgischer ‚Arterienverbindungen‘ sowie die gezielte Absiedlung aus künftig mit immer mehr Aufwand freizuhaltenden Talschaften (Programm 6). Die Unsicherheiten sind noch zu groß, um hier schon massiv zu investieren.

Anpassungsfahrplan aus adapt2to4

Der Fahrplan ermöglicht lokalen und regionalen EntscheidungsträgerInnen, sich rasch eine Übersicht über sofort zu treffende, mittel- und langfristige Maßnahmen zu verschaffen und den Klimawandel bei Investitionsentscheidungen einzubeziehen. (Dezember, 2014)

Weiterführende Informationen:

Projektleitung:

Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz

Ass.-Prof. Dr. Birgit Bednar-Friedl

Projektpartner:

Umweltbundesamt GmbH

Projektlaufzeit:

2011-2014

Anpassungsfahrplan für die Österreichische Straßeninfrastruktur

EWENT-Project - Extreme weather impacts on european networks of Transport