Blöschl-Studie schlägt Wellen

Lange wurde es unter Expertinnen und Experten heiß diskutiert: Hängen Klimawandel und Hochwasser-Ereignisse ursächlich zusammen? Ja, sagt nun eine im renommierten Wissenschaftsjournal Nature veröffentlichte Studie unter der Leitung von Günter Blöschl (TU Wien). Der Effekt ist dabei jedoch - je nach Region in Europa - sehr unterschiedlich.

Am 28. August 2019 wurden die Ergebnisse der Blöschl-Studie von Nature veröffentlicht. Die Kernbotschaft lautet: Ja, es gibt einen messbaren Zusammenhang zwischen den langfristigen Klimaänderungen und den oft spontan auftretenden, bislang eher lokalen Wettereignissen zugeschriebenen, extremen Hoch- und Niedrigwassern.

Dieser Nachweis ist insofern spektakulär, als es noch keiner Untersuchung zuvor gelungen ist, die Behauptung eines Zusammenhangs zwischen Klimawandel und Hochwassern nachweisbar zu belegen oder zu verwerfen. Gelungen ist dies nun mit der europaweit größten Datenbank für Flusshochwasser. Dank ihr wurden die Daten von über 3.700 europäischen Hochwassermessstationen im Zeitraum von 1960 bis 2010 ausgewertet und zusätzlich Faktoren wie Niederschläge, Bodenfeuchte und Lufttemperatur in die Berechnungen einbezogen. Angeleitet wurden diese Forschungen vom Österreichischen Hydrologen Günter Blöschl am Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität Wien. Dessen Team besteht jedoch aus 17 weiteren renommierten Forscherinnen und Forschern aus 8 europäischen Staaten, insgesamt haben 47 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 25 europäischen Staaten zur Veröffentlichung der Ergebnisse beigetragen.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf einen Blick:

  • Der Klimawandel beeinflusst das Ausmaß von Hochwasserereignissen. Es gibt klare regionale Muster beim Anstieg sowie Rückgang von Flusshochwasser in Europa über die letzten Jahrzehnte hinweg.
  • In Mittel- und Nordwesteuropa (Region 1), zwischen Island und Österreich, nimmt das Ausmaß von Hochwasserereignissen zu. Ursachen dafür sind gehäufter Regen im Herbst und Winter sowie feuchtere Böden.
  • In Südeuropa (Region 2), zwischen Portugal und der Türkei, geht das Ausmaß von Überschwemmungen eher zurück. Grund ist der klimawandelbedingte Rückgang von Niederschlägen sowie die zunehmende Verdunstung. Allerdings führen häufige Gewitter zusammen mit Bodenerosion zu lokalen Überschwemmungen an kleinen Flüssen.
  • In Osteuropa (Region 3), zwischen Polen und Russland, nimmt das Ausmaß von Hochwassern ebenfalls ab. Ursache ist hier, temperaturbedingt, eine abnehmende Schneedecke und weniger Schneeschmelze. 

Diese allgemeinen Trends werden sich laut der Studie mit dem Fortschreiten des Klimawandels weiter verstärken. Anders als es bisher üblich war, sollten zukünftige Überlegungen zum Hochwasserschutz und Naturgefahrenmanagement also auch Klimatrends berücksichtigen, um extreme Schäden für Mensch und Umwelt zu vermeiden. (DB, Oktober 2019)