Wenn das Wasser zum Problem wird

Was tun, wenn Starkregen immer häufiger zu Überschwemmungen und Erdrutschen führt? Wie sichern wir unsere Trinkwasserversorgung? Und was können wir gegen zunehmende Trockenheit unternehmen? Zu viel Wasser kann Probleme verursachen – aber auch zu wenig davon stellt Gemeinden, Landwirte und Wasserwerke vor Herausforderungen. Die drei KLAR!-Regionen Freistadt, Thayaland und Pinkafeld geben einen Einblick, welche Maßnahmen sie zum Themenbereich Wasser umsetzen werden.

Die österreichischen Trinkwasserleitungen könnte man zwei Mal um den gesamten Äquator legen. Insgesamt versorgen rund 80.000 km lange Leitungen über 90 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher zentral mit frischem Trinkwasser aus heimischen Quellen und Grundwasservorräten. Die Versorgung muss sichergestellt werden, auch wenn die Gefahr von langen Dürreperioden mit extremer Trockenheit wie im heurigen Jahr 2018 durch die Klimaerwärmung und veränderte Niederschlagsmuster zukünftig weiter steigt. Einige der KLAR!-Regionen setzen daher Maßnahmen, um die Wasserversorgung auch in Zukunft zu sichern. Darüber hinaus wird das Wassermanagement immer wichtiger, ebenso wie Flächen, in denen überschüssiges Wasser durch extreme Regenfälle zurückgehalten werden kann. Drei KLAR!-Regionen beschreiben, wie sie damit umgehen.

KLAR! Freistadt: Wasser in allen Formen

Die KLAR! Freistadt zählt zu den trockensten Regionen Oberösterreichs und spürt daher vor allem in Sommern wie 2017 stark die Auswirkungen des Klimawandels. Dies zieht negative Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft nach sich, aber auch das direkte Wohlbefinden der Bevölkerung wird negativ beeinflusst. Klimaszenarien zeigen, dass der Druck auf die Region zukünftig weiter steigen wird.

Hochwasser an der Aist

Der Schwerpunkt in der Region ist das Thema Wasser, dazu zählen zu viel Wasser durch Starkregenereignisse und zu wenig Wasser durch längere Trockenperioden. Die Bürgerinnen und Bürger der Region Freistadt haben schon mehrfach erleben müssen, welche katastrophalen Auswirkungen der Klimawandel verursachen kann. Dies äußerte sich bisher beispielsweise durch Überflutungen nach extremen Starkregenereignissen mit Schäden in Millionenhöhe. Nach längeren Trockenperioden kam es zu Wasserknappheit, Ernteausfällen und wegen starken Borkenkäferbefalls zu großem Schadholzanfall in der Forstwirtschaft.

Maßnahme Himmelsteiche

Himmelsteiche sind Teiche, die nur von Grundwasser und Niederschlagswasser, also vom Himmel, gespeist werden, aber keinen Zulauf durch Oberflächengewässer haben. Die Installation von Himmelsteichen und die Reaktivierung von Hausteichen sollen zu Niederschlagsrückhalt bereits in der Region beitragen. Neben positiven Effekten für den Trinkwasserhaushalt kann mit dieser Maßnahme auch der Spitzenabfluss reduziert werden. Einige umgesetzte Best-Practice-Beispiele sollen die Verbreitung der Idee unterstützen.

Maßnahme Hangwassermanagement und Erosionsschutz

Hangwässer sind Überschwemmungen fernab von Gewässern. Im Rahmen dieser Maßnahme werden die Hot-Spots in der KLAR! Freistadt erhoben und die konkret relevanten Zielgruppen vor Ort informiert. Dazu zählen einerseits die Entscheidungstragenden in der örtlichen Raumplanung, aber auch Land- und Forstwirtinnen und -wirte sowie durch Hangwässer betroffene Personen.

Maßnahme Trinkwasser – quo vadis?

Zusammen mit den Trinkwassergenossenschaften wird es eine Informationsoffensive zum achtsamen Umgang mit der Ressource Trinkwasser geben. Der Fokus liegt in der Information der Bevölkerung direkt vor Ort. Des Weiteren wird speziell darauf hingewiesen, in Trockenperioden Wasser zu sparen, weil Spitzenabflüsse zu diesen Zeiten das Versorgungsnetz an die Grenzen bringen.

Der KLAR! Freistadt ist es gelungen, die in der Region bereits in den unterschiedlichsten Bereichen tätigen Organisationen in ihrer oft ehrenamtlichen Tätigkeit zu unterstützen und konkrete Umsetzungen für die nahe Zukunft festzulegen.

Steckbrief KLAR! Freistadt:

  • Mitglieder: 23 Gemeinden
  • Fläche: 850,7 km²
  • Bevölkerung: 55.516
  • Ansprechperson: Johannes Traxler, BSc. 

KLAR! Pinkafeld-Riedlingsdorf: Nachhaltige Wassernutzung

Das Burgenland zählt aufgrund des pannonischen Einflusses bereits heute zu den trockensten und wärmsten Gebieten Österreichs. Aufgrund der voranschreitenden Erwärmung werden massive Auswirkungen auf Waldbestände, Vegetation und Fließgewässer erwartet. Eine der Hauptproblematiken ist die Trockenheit bzw. der damit einhergehende ansteigende Wasserverbrauch. Die KLAR! Region Pinkafeld-Riedlingsdorf befasst sich daher schwerpunktmäßig gleich in mehreren Maßnahmen mit dieser Thematik, insbesondere der nachhaltigen Nutzung der Ressource Wasser.

Blick auf die Pinka in Pinkafeld

Austrocknung auf Grün- und Naturflächen vermeiden

Erreicht werden soll diese Maßnahme durch klimafitte Rasen- und Gartenpflege und, indem eine lange Bodenbedeckung in der Vegetationsperiode forciert und Erosion auf Ackerflächen vermieden wird.

Zahlreiche Informationsveranstaltungen sollen verschiedene Interessengruppen zusammenbringen und eine Vernetzung herbeiführen, um das Know-how in der Region signifikant erweitern zu können. Das generierte Wissen kann in weiterer Folge für die gesamte pannonische Region verwendet bzw. für weitere Regionen adaptiert werden.

Trockenheit vermeiden: Wasserressourcen effizienter nutzen

Erweiterte Regenwassernutzung kann Wasserressourcen schonen. Diese Maßnahme beschäftigt sich mit der Optimierung des Wassermanagements, dem Einsatz von Reinwasser anstatt von Trinkwasser für diverse Anwendungen und dem Wassermanagement auf Acker- und Grünlandflächen. Ziel ist es, durch eine breitangelegte Bewusstseinsbildung mittel- bis langfristige Umsetzungen in allen Bereichen zu erwirken.

Gesundheit und Klimawandel: Umgang mit Hitze und Trockenheit im pannonischen Klima

In diesem Zusammenhang werden zielgruppengerechte Hitzeschutzstrategien erarbeitet. Ein regionaler Hitzeschutzplan wird erstellt, dem Land Burgenland vorgestellt und in weiterer Folge in die Region eingebettet.

Als einzige KLAR! Region im Burgenland ist sich die KLAR! Pinkafeld-Riedlingsdorf ihrer Verantwortung bewusst und möchte ihre Erfahrungen auf einer Austausch- und Kommunikationsplattform der gesamten pannonischen Region zur Verfügung stellen. Die Errichtung dieser Plattform ist gerade in Arbeit und soll die Kommunikation innerhalb der Region und weit über ihre Grenzen hinaus mit allen Interessensvertreterinnen und Interessensvertretern erlauben.

Steckbrief KLAR! Pinkafeld-Riedlingsdorf:

  • Mitglieder: 2 Gemeinden
  • Fläche: 43 km²
  • Bevölkerung: 7.179
  • Ansprechperson: Dipl.-Ing. (FH) Christoph Urschler

KLARe Zukunft Thayaland – auch für die Fische!

Die KLAR!-Region Thayaland hat 16 Maßnahmen in fünf Schwerpunktblöcken zusammengefasst:

  • Trockenheit und Wasser
  • Biologie und Wachstum
  • Ernährung
  • Energie sowie
  • allgemeine Öffentlichkeitsarbeit.

Wasserknappheit bzw. Trockenheit haben dabei die höchste Priorität, da die Auswirkungen davon bereits stark wahrgenommen werden.

Wasser vernünftig nutzen

Zum Hauptthema Wasser gibt es mehrere ambitionierte Maßnahmen. So wird beispielsweise das Haushalten mit Wasser sowohl am Feld als auch im Siedlungsgebiet thematisiert. Diese beiden Bereiche unterscheiden sich in ihrer Nutzungsart zwar deutlich, für beide gilt aber, dass sie stark von nutzbarem Wasser abhängig sind und die dort handelnden Menschen ein spät aufkeimendes Problembewusstsein aufweisen. In der Landwirtschaft stellt sich dieses Bewusstsein durch die unmittelbarere Betroffenheit nun jedoch rascher ein.

Mehr Teiche für ein besseres Klima

In der Region hat die Fischzucht eine Bedeutung, die zukünftig erkennbar wachsen kann und soll. Daher ist auch dieser Bereich im Fokus der KLAR! Thayaland. Es gilt einerseits Möglichkeiten zu finden, die sommerliche Überhitzung der Teiche zu bremsen (u.a. durch Beschattung). Andererseits ist es ein Ziel, die Teichflächen auszuweiten, weil die Nachfrage nach Fisch steigt und die Wasserflächen zugleich das lokale Klima positiv beeinflussen.

Blick auf eine Zille in der Thaya

Weitere Maßnahmen hängen nur indirekt oder gar nicht mit Wasser zusammen. Dazu gehört z. B. das „Garteln für alle“. Diese Maßnahme bringt Menschen mit und ohne Garten zusammen, einerseits solche, die ihre Gärten bisher kaum oder gar nicht nützen und andererseits solche, die keinen Garten haben, aber gerne einen nutzen würden.

Zum Erleben der Natur und ihrer Veränderungen sind u. a. auch geführte Radausflüge für Einheimische und Gäste angedacht – vor allem auf der neuen 111 km langen Thayaland-Radroute.

Aufgrund der bisher noch kurzen Laufzeit der KLAR! Thayaland starten die meisten Aktivitäten erst Zug um Zug. Erste Erfolge werden aber zum Thema Radfahren beobachtet. Alleine auf der neuen Thayaland-Radroute werden im Jahr 2018 deutlich über 30.000 einheimische und touristische Radlerinnen und Radler erwartet. Die über das Jahr gesehen fürs Radeln immer angenehmere Witterung trägt eben auch dazu bei, immer öfter das Rad anstatt des Autos zu nutzen.

Steckbrief KLARe Zukunft Thayaland:

  • Mitglieder: 19 Gemeinden
  • Fläche: 853 km²
  • Bevölkerung: 32.820
  • Ansprechperson: Otmar Schlager

Informationen zum KLAR!-Programm

Der Klima- und Energiefonds hat 2016 ein europaweit einzigartiges Förderprogramm ins Leben gerufen, das österreichische Regionen dabei unterstützt, sich als Klimawandel-Anpassungs-Modellregionen (KLAR!) auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Im ersten Schritt erstellten die KLAR!-Regionen ein Anpassungskonzept mit zehn regional zugeschnittenen Maßnahmen. Nun starten die Regionen mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Die KLAR!-Serviceplattform begleitet die Regionen bei diesem Anpassungsprozess und berät die Regionen inhaltlich, stellt Informationen bereit und organisiert Vernetzungstreffen. Nähere Informationen zum KLAR!-Programm und zu den teilnehmenden Regionen finden Sie unter www.klar-anpassungsregionen.at (AS, September 2018)