„Blauer Kompass“ – Deutscher Bundespreis für herausragende Projekte zu Klimaanpassung und Risikovorsorge

Praxisnahe, erfolgreiche Lösungsansätze für die Klimaanpassung verdienen Aufmerksamkeit und sollen zum Nachmachen anregen. Die besten Projekte zu Klimavorsorge und Anpassung werden in Deutschland mit dem „Blauen Kompass“ ausgezeichnet. 2022 konnten erstmals auch Städte, Gemeinden und Landkreise ihre innovativen Projekte und nachhaltigen Lösungen einreichen.

Foto Kompass

Der Bundespreis „Blauer Kompass“ ist die höchste staatliche Auszeichnung in Deutschland, die im Rahmen eines Wettbewerbs für Projekte zur Vorsorge und Anpassung an den Klimawandel vergeben wird. Der Preis wird vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt verliehen. Bewerben können sich private und kommunale Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie Vereine, Verbände und Stiftungen. Seit 2022 können auch Städte, Gemeinden und Landkreise ihre innovativen Projekte einreichen. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro je Siegerprojekt dotiert. Zudem erhalten die Gewinner:innen Unterstützung bei der bundesweiten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Eine hochrangig besetzte Jury wählt die besten Projekte aus. Die Einreichungen für den „Blauen Kompass“ werden anhand der sechs „Kriterien guter Praxis der Anpassung“ des deutschen Umweltbundesamtes bewertet.

Der Preis 2022 ging jeweils an herausragende Klimaanpassungsprojekte in den Bereichen Hochwasserschutz, Landwirtschaft, Handwerk sowie Umweltbildung und ländliche Entwicklung. Mit einer Online-Abstimmung wurde auszwanzig nominierten Projekte ein Publikumspreis gewählt.

Der Wettbewerb trägt auch zur Vernetzung zukunftsweisender Akteur:innen im Bereich Klimawandelanpassung bei. Mit dem Bundespreis „Blauer Kompass“ wurden heuer folgende Projekte ausgezeichnet:

Hochwasserallianz Bocholter Aa (Nordrhein-Westfalen)

Kategorie: Kommunen

Mehrere Städte und Gemeinden entlang der Bocholter Aa haben sich zu einer Hochwasserallianz zusammengeschlossen. Gemeinsam haben sie ein Schutzkonzept für die Region rund um den Fluss und seine Zuläufe entwickelt. Ein Warnsystem und naturnahe Lösungen helfen nicht nur bei Hochwasser, sondern auch bei Starkregen. Eigenvorsorge von Bürger:innen, Katastrophenschutz, Tourismus und ⁠Biodiversität⁠ sind ebenfalls Teil des Konzepts zur Klimaanpassung für die Aa.
Preisträgerfilm (Youtube)

Hof Tolle – Integrierte und dynamische Agrarplanung für den ⁠Klimawandel⁠ (Hessen)

Kategorie: Private und kommunale Unternehmen

Der Hof Tolle bei Kassel zeigt, wie Klimaanpassung in der Landwirtschaft funktionieren kann. Gemeinsam mit der Universität Hohenheim haben die Nordhessen eine eigene Methode entwickelt und erprobt. Ziel ist eine individuelle Klimastrategie für jedes einzelne landwirtschaftliche Unternehmen – nicht als einmalig erstelltes Konzept, sondern als dynamischer Prozess. Dazu dient ein Kreislauf mit acht Schritten: von der Bestandsaufnahme bis zum Praxis-⁠Monitoring⁠.

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EnergieBauZentrum – Präventive ⁠Klimafolgenanpassung⁠ mit dem Hamburger Handwerk

Kategorie: Bildungs- und Forschungseinrichtungen

Die Handwerkskammer Hamburg unterstützt mit ihrem EnergieBauZentrum Handwerker:innen bei der Beratung zur Klimafolgenanpassung. Gebäudeeigentümer:innen werden so für die Auswirkungen des Klimawandels sensibilisiert, das Fachhandwerk wird besser vernetzt und neue Kapazitäten geschaffen. Bei Beratungen vor Ort entwickeln die verschiedenen Gewerke gemeinsam Lösungen: zum Schutz vor Starkregen und Überhitzung.

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Tiny Forests – von nachhaltiger Bildung zu klimaresilienten Städten (Brandenburg)

Kategorie: Vereine, Verbände, Stiftungen

Der Verein MIYA nutzt Mini-Wälder für Bildungsangebote zur Klimaanpassung. Auf vergleichsweise kleinen Flächen pflanzen dazu Kinder und andere freiwillige Helfer:innen Bäume. Der „Tiny Forest“ dient als grünes Klassenzimmer und Reallabor. Mit einfachen Mitteln lässt sich darin die Entwicklung des Ökosystems Wald miterleben – zum Beispiel indem der Zuwachs der Bäume dokumentiert oder Insekten bestimmt werden.

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Leuchtturm Louise – Mit kühlem Kopf in heißen Zeiten (Brandenburg)

Publikumspreis

Der Freundeskreis Technisches Denkmal Brikettfabrik LOUISE in der Lausitz entwickelt Projekte zur Klimaanpassung für den ländlichen und strukturschwachen Raum. Das ehemalige Fabrikgelände dient als nachhaltiger Lehr- und Lernort. Neben regionalen Akteur:innen spricht der Freundeskreis besonders große Teile der Zivilgesellschaft an, um Lösungen für alle zu finden. Beim aktuellen Themenschwerpunkt Hitze sind unter anderem ältere Menschen, Schulen und Kommunen eingebunden.

Preisträgerfilm (Youtube)

(IO, November 2022)