Innovatives Gebäudekonzept für ein Bürohaus

Gerade im Gebäudebereich stehen Klimaschutz und Anpassung in engem Zusammenhang. Wie dies in einem Bürohaus gekonnt zu kombinieren geht, zeigt ein innovatives Beispiel in Lustenau. Das Gebäude kommt ohne Heizung, ohne Klimaanlage und ohne konventionelle Lüftungstechnik aus.

Bürogebäude außen von Baumschlager Eberle Architekten

Ist es möglich, Bürogebäude zu errichten, die ohne klassische Heizung und Klimaanlage den darin arbeitenden Personen optimalen thermischen Komfort und eine gute Raumluftqualität sowohl im Sommer als auch im Winter bieten? Das vom Architekturbüro Baumschlager Eberle entwickelte Konzept des Bürohauses 2226 in Lustenau (Vorarlberg) zeigt es vor. Es setzt mit seinem Energiekonzept sowohl Maßnahmen zum Klimaschutz als auch zur Anpassung an den Klimawandel gleichermaßen in gelungener Weise um. Die Einsparung der gesamten Heizung dient dem Klimaschutz, die Lüftungsflügel unterstützen durch die Vermeidung sommerlicher Überhitzung die Anpassung. Die Reduktion des Energiebedarfs trägt zur Verringerung der Emissionen und zusätzlich zur Vermeidung sommerlicher Überhitzung durch die Reduktion der inneren Lasten bei.

Bürogebäude innen leer von Baumschlager Eberle Architekten

Motivation für die Umsetzung des Projekts

Ziel des Projektes war es, mit möglichst wenig Technik ein Bürogebäude zu errichten, das alle modernen Anforderungen an den Raumkomfort erfüllt und ohne aufwendiges Heizungssystem, ohne konventionelle Lüftung oder Kühlung auskommt. Gelungen ist die Umsetzung durch eine zweischalige Außenwand mit 76 cm Wanddicke aus Ziegel (zwecks Druckfestigkeit und Isolierung), tiefe Fensterleibungen, um den Wärmeeintrag zu reduzieren, und über Sensoren gesteuerte Lüftungsflügel, die das Raumklima regulieren. Der Massivbau ist so konstruiert, dass möglichst wenig Wärme durch die Wände diffundiert und zugleich möglichst viel Energie in der speicherfähigen Masse von Böden, Decken und Wänden gebunden wird. Im Winter werden die Abwärme der Menschen, von Büromaschinen, Computern und der Beleuchtung als Wärmequelle genutzt. Gelüftet wird automatisch über die Lüftungsflügel, wenn der CO2-Anteil im Raum steigt. Bei sommerlicher Hitze sorgen die bei Nacht geöffneten Flügel durch Querlüftung für eine natürliche Kühlung. Dadurch werden ganzjährig Raumtemperaturen in der Wohlfühltemperaturzone, die zwischen 22° bis 26° C liegt, erreicht (daher der Name Bürohaus 2226). Das Gebäude wurde in Lustenau errichtet und 2013 fertiggestellt.

Die Wahl fiel auf den Baustoff Ziegel, da dieser in der Lage ist, Temperatur und Feuchtigkeit zu puffern. Weitere Beweggründe für den Baustoff Ziegel waren z.B. der Zusammenhang von Temperaturdifferenzen zwischen Raumluft und Oberflächen sowie die Speichermasse.

Eine wissenschaftliche Nachkontrolle (im Rahmen der Wienerberger Sustainable Building Academy) bestätigt nach zwei Jahren Betrieb die Umsetzung der Projektziele in Bezug auf Raumkomfort und Luftqualität. Darüber hinaus kamen Studierende im Rahmen eines internationalen Ausbildungsprogramms zu dem Schluss, dass bei geringfügigen Adaptierungen des Gebäudes (wie z.B. Beschattung der Fensterflächen oder Erhöhung der Reflexion des Daches) selbst unter Annahme eines sehr pessimistischen Klimaszenarios der Raumkomfort für das Jahr 2050 fast durchgehend erreicht werden kann. Das Grundkonzept des Gebäudes lässt sich in adaptierter Form auch für Wohnbauten übertragen.

Das Bürohaus 2226 erhielt mehrere Auszeichnungen wie z.B. den Energy Globe Vorarlberg 2015, den Wienerberger Brick Award 2016 in der Kategorie Special Solution und Gold beim German Design Award 2015. (Februar 2017)