IPCC veröffentlicht Sonderbericht über 1.5 °C globale Erwärmung

Der IPCC-Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau wurde von den 195 Mitgliedsstaaten verabschiedet und am 8. Oktober 2018 in Incheon, Südkorea, vorgestellt. Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C ist möglich – aber an rasches und weitreichendes Handeln gebunden, so eine der wesentlichen Kernaussagen des Berichts.

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Mit dem Übereinkommen von Paris 2015 legten die Mitgliedsstaaten fest, den globalen Temperaturanstieg auf möglichst 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau zu begrenzen. Der nun vorliegende IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change/Weltklimarat) Sonderbericht (SR1.5) stellt dar, ob und wie dieses Ziel erreicht werden kann. Die Folgen des Klimawandels bei einer globalen Erwärmung um 1,5 °C werden bewertet und der Unterschied zwischen einer Erwärmung von 1,5 °C und 2 °C deutlich gemacht. Der Bericht informiert über Maßnahmen gegen den Klimawandel und stellt einen Bezug zu den SDGs (Sustainable Development Goals) her. Dabei wird die Wirkung von und auf nachhaltige Entwicklung, Armutsbekämpfung und Gleichstellungsbemühungen betrachtet.

Erwärmung liegt bereits bei 1 °C

Dem Bericht zufolge liegt die aktuelle globale Erwärmung bereits bei ca. 1 °C und erreicht wahrscheinlich 1,5 °C zwischen 2030 und 2052, wenn sie mit der derzeitigen Geschwindigkeit fortschreitet. Die 91 führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Reviewerinnen und Reviewer aus 40 Nationen legten dem Bericht verschiedene Klimaprojektionen − ausgehend von den heutigen Bedingungen und einer globalen Erwärmung um 1,5 °C sowie dem Unterschied zwischen 1,5 °C und 2 °C Erwärmung − zugrunde. Demnach zeigen sich wesentliche Unterschiede bei unterschiedlichen Emissionspfaden. Auswirkungen wie die Zunahmen der Durchschnittstemperaturen, von Hitzeextremen, Starkniederschlägen, Dürren und Niederschlagsdefiziten gehören zu diesen Unterschieden. Die derzeitigen Anstrengungen im Klimaschutz reichten nicht aus, um die internationalen Klimaziele zu erreichen – das ist eine Aussage des Berichts.

0,5 °C bewirken einen erheblichen Unterschied

Weltweite Folgen und Risiken der globalen Erwärmung etwa für die Biodiversität, die Ökosysteme und die menschliche Gesundheit, für Nahrungs- und Wasserversorgung sind nicht mehr zu stoppen, fallen jedoch bei einer Erwärmung um 1,5 °C geringer aus als bei 2 °C.

So gehen die Expertinnen und Experten des Sonderberichts beispielsweise davon aus, dass der globale mittlere Meeresspiegelanstieg bei einer 1,5 °C Erwärmung um 0,1 m geringer ausfallen wird als bei 2 °C. Zu diesen Unterschieden gehören auch geringere Zunahmen von Durchschnittstemperaturen, von Hitzeextremen oder Starkniederschlägen und der Wahrscheinlichkeit für Dürre und Niederschlagsdefizite bei 1,5 °C Erwärmung. Demnach wird angenommen, dass eine 2 °C Erwärmung unwiederbringliche Schäden an einigen der wertvollsten Ökosysteme zur Folge hätte, wie z. B. den fast kompletten Verlust tropischer Korallenriffe der Erde.

Anpassung an den Klimawandel

Der Bericht geht davon aus, dass der Anpassungsbedarf an den Klimawandel bei einer Erwärmung um 1,5 °C in den meisten Fällen geringer sein wird als bei 2 °C. Es werden dabei auch Grenzen der Anpassungskapazitäten sowohl menschlicher als auch natürlicher Systeme dargestellt. Verbunden mit einer geringeren Geschwindigkeit der Veränderungen durch die globale Erwärmung um 1,5 °C eröffnen sich größere Anpassungschancen für menschliche und ökologische Systeme.

Das 1,5 °C-Ziel

Um das Pariser Klimaübereinkommen überhaupt erreichen zu können, müssen die Netto-CO2-Emissionen bis 2030 um 45 % gegenüber dem Niveau von 2010 abnehmen und um das Jahr 2050 bei Null liegen. Dazu sind laut Experten einschneidende Emissionsverminderungen in allen Sektoren des Wirtschaftssystems (insbesondere Energie, Verkehr, Landwirtschaft) und Investitionen in Minderungsmaßnahmen in Verbindung mit schnellen und weitreichenden Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen notwendig. Der Einsatz technischer Kohlendioxidentnahme (CDR – carbon dioxid removal), dem der Sonderbericht sehr kritisch gegenübersteht, kann nur vermieden werden, wenn lange vor 2030 die CO2-Emissionen zu sinken beginnen.

Nachhaltigkeit, Armutsbeseitigung und Gleichstellung

Eine nachhaltige Entwicklung und Transformation ist notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Dies muss laut Sonderbericht, mit grundlegenden gesellschaftlichen und systemischen Übergängen und Veränderungen verbunden sein. Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen müssen immer in Verbindung mit Armutsbeseitigung und Gleichstellungsbemühungen gesetzt werden, auch wenn Zielkonflikte möglich sind.

Zukunftsdialog Österreich

Am 18. Oktober 2018 luden das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und das Climate Change Center Austria zu einem Zukunftsdialog anlässlich des 1,5 °C Sonderberichts ein. Die beiden Mitautoren des Sonderberichts Keywan Riahi (IIASA) und Reinhard Mechler (IIASA) präsentierten Kernaussagen aus und Hintergrundinformationen zum Special Report des IPCC. Sybille Chiari (Zentrum für Globalen Wandel & Nachhaltigkeit, BOKU) ging in ihrem Vortrag auf die österreichische Situation ein. Österreich ist bereits jetzt von durchschnittlichen Temperatursteigerungen über 2 °C betroffen und es werden sehr herausfordernde Aufgaben auf uns zukommen, um die erforderliche Treibhausgas-Reduktion in den nächsten Jahrzehnten zu erreichen oder besser noch zu übertreffen, so Chiari.

Im anschließend an die Vorträge stattfindenden „Talanoa Dialog“ waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgerufen, Ideen einzubringen, wie die globale Erwärmung auf maximal 1,5 °C begrenzt werden kann. Ergebnisse dieses konsensorientierten Dialogformates werden auf der vom Sekretariat der UNFCCC eingerichteten Website als Input zur Frage „How do we get there?“ eingereicht. (IK, Oktober 2018)