Forschungs- und Umsetzungsaktivitäten in der Schweiz

Wie ist der aktuelle Stand der Forschungs- und Umsetzungsaktivitäten zur Klimawandelanpassung in der Schweiz? Und wo gibt es noch Wissenslücken? Diesen Fragen widmet sich eine im Januar 2015 veröffentlichte Studie des Bundesamts für Umwelt und ProClim. Die Ergebnisse dienen auch als eine unterstützende Grundlage für die Entwicklung eines Monitoring- und Evaluierungssystems zur Schweizer Anpassungsstrategie.

Vor dem Hintergrund der sich ändernden klimatischen Bedingungen wurde 2009–2014 eine Anpassungsstrategie für die Schweiz im Auftrag des Bundesrates entwickelt. Der Aktionsplan der Strategie richtet sich mit Anpassungsmaßnahmen in unterschiedlichen Sektoren überwiegend an die Bundesämter. In vielen Sektoren bestehen jedoch noch Wissenslücken hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels, die eine Planung konkreter Maßnahmen sowie deren Finanzierung und Umsetzung erschweren.

Doch wo genau liegen die Wissenslücken und wo fehlen anpassungsrelevante Monitoringsysteme in der Schweiz? Dies war die zentrale Frage, die in der vom Bundesamt für Umwelt beauftragten Studie „Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz: Screening der Forschungs- und Umsetzungsaktivitäten sowie bestehender Monitoringsysteme“ behandelt wurde. Durchgeführt wurde die Studie von ProClim (Forum für Kima und Global Change der Akademie der Naturwissenschaften).

Aktuelle Forschungs- und Umsetzungsaktivitäten

Um Lücken und Handlungsbedarf zu identifizieren, wurden die aktuellen Schweizer Forschungs- und Umsetzungsaktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel sowie bestehende Monitoringsysteme erfasst. Der im Januar 2015 veröffentlichte Schlussbericht gibt hierüber einen umfassenden Überblick.

Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer Recherche kombiniert mit einer online Befragung von rd. 300 ExpertInnen aus Forschung, Lehre, Verwaltung und Privatwirtschaft. Zusätzlich wurden 25 Interviews mit ForscherInnen und ExpertInnen im Bereich Klimawandelanpassung geführt.

Sammlung bestehender Forschungs- und Umsetzungsprojekte

Darstellung der Projekte pro Sektor
Abb. 1: Projekte pro Sektor (aus Angaben in der genannten Studie)

Die meisten Projekte sind sektorübergreifend und behandeln mehrere oder alle Bereiche (Abbildung 1). Die größte Anzahl an sektorspezifischen Projekten zur Klimawandelanpassung wurde in den Sektoren Waldwirtschaft und Umgang mit Naturgefahren erfasst. Auch in anderen klassischen Umweltthemen wie Wasser- und Landwirtschaft sowie Biodiversitätsmanagement wird eine Reihe von Projekten durchgeführt. In diesen Handlungsfeldern sind klimabedingte Veränderungen offensichtlich und schon länger ein Thema in der Schweiz. Dahingegen konnten nur jeweils zwei bis drei Projekte für die Sektoren Tourismus, Raumentwicklung, Gesundheit, Finanzen/Versicherungen und Energie ermittelt werden. Hier scheint Klimawandelanpassung noch ein relativ neues Thema zu sein. Eine Liste der gesammelten Projekte ist im Anhang des Endberichts zu finden.

Wissenslücken

Neben den bestehenden Aktivitäten wurden in den Interviews auch konkrete Wissenslücken erfragt. Die Antworten der ExpertInnen zeigen, dass es in vielen Bereichen noch Defizite an Wissen gibt. Um konkrete Anpassungsmaßnahmen umsetzen zu können, bedarf es oftmals zusätzlicher Wissensgrundlagen. Sektorübergreifend besteht beispielsweise die offene Frage, wie Maßnahmen bewertet und priorisiert werden können. Darüber hinaus besteht ein Mangel an Wissen und Erfahrungen z.B. bei der Umsetzung, im Bereich Governance, in der Interaktion zwischen den Akteurinnen sowie beim Umgang mit Unsicherheiten.

Im Anhang der Studie findet sich ein breiter Überblick über sektorspezifische und -übergreifende Wissenslücken.

Ansprüche an ein Monitoringsytem

Für ein Monitoring des Erfolgs von Anpassungsmaßnahmen und -strategien werden von den Befragten weitgehend quantitative Indikatoren gefordert. Mehrfach gewünscht wurde die bessere Vernetzung bestehender Monitoringsysteme sowie Schaffung von Übersichtsplattformen zu vorhandenen Daten. Die Notwendigkeit von verstärktem Austausch zwischen den AkteurInnen zeigte auch, dass fallweise nach – von anderen AkteurInnen bereits erhobenen –  „neuen“ Indikatoren verlangt wurde.

Eine umfassende Sammlung im Schweizer Monitoringsystem bestehender und hierfür in der Befragung zusätzlich gewünschter Indikatoren befindet sich im Anhang der Studie. (April, 2015)