Buchenwälder im Klimawandel managen

Die Buche gilt als Baumart der Zukunft, da sie weniger anfällig gegenüber klimabedingten Störungen ist als die weit verbreitete Fichte. Im ACRP Projekt ManageBeech wurden Empfehlungen für Buchenwälder erarbeitet, die den Klimawandel, Klimaschutz und Naturschutz erstmals gemeinsam berücksichtigen und Buchenwälder klimafitter machen.

Im Alpenraum ist der Baumartenwechsel von Fichte zu Buche eine der wichtigsten Maßnahme im Wald um Klimawandelanpassung, Klimaschutz und Naturschutz unter einen Hut zu bringen. 

Der Klimawandel hat den österreichischen Wäldern in den letzten Jahren stark zugesetzt. Stürme, Trockenperioden und nachfolgende Massenvermehrungen von Borkenkäfern haben vielfach Fichtenwälder betroffen. Klimaszenarien zeigen, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahrzehnten aller Wahrscheinlichkeit nach noch verschlechtern wird. Dies gefährdet die wichtigen Funktionen des Waldes als Schutzwald, als Rohstofflieferant und als CO2-Senke. 

Durch Bewirtschaftungsmaßnahmen hat die Fichte die Buche über Jahrzehnte hinweg verdrängt: auf der Hälfte der österreichischen Waldfläche würden heute ohne Einfluss des Menschen Wälder mit Rotbuche stehen. Der Fokus auf reine Fichtenbestände ist jedoch für viele Standorte heute eine waldbauliche und ökonomische Hochrisiko-Strategie. Die Buche ist hingegen klimafitter, da sie weniger anfällig gegenüber Trockenheit ist als die Fichte. Ein deutlich erhöhter Anteil der Buche könnte helfen, die Wälder einerseits besser an die Folgen des Klimawandels anzupassen und andererseits als CO2-Senke für den Klimaschutz zu erhalten. Gleichzeitig würde die Biodiversität im Wald erhöht, indem vor allem vom Menschen gepflanzte artenarme Fichtenforste durch Buchen-oder Mischwälder abgelöst werden. Bestimmte Vögel, Fledermäuse, Insekten, Flechten oder Moose sind ausschließlich an Waldlebensräume gebunden. Viele vor allem auf Totholz spezialisierte Arten sind in Österreich stark gefährdet oder bereits ausgestorben (Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+). Schutzgebiete alleine reichen nicht, es sind Maßnahmen zum Erhalt und der Wiederherstellung der Biodiversität auch im bewirtschafteten Wald nötig. 

Das Projekt ManageBeech hatte zum Ziel, die derzeitigen und möglichen zukünftigen Verbreitungsgebiete der Buche aufzuzeigen. Weiter wurde der Wissensstand zur Wirkung von Buchenwälder auf die Biodiversität und die Treibhausgassenke in detailliert recherchiert. Darauf aufbauend wurden im Dialog mit Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Interessenvertretungen als auch Waldbesitzer:innen gemeinsame Maßnahmen und Empfehlungen für klimafitte Buchenwälder erarbeitet. Wichtig dabei war die Zusammenführung von Klimawandelanpassung, Klimaschutz und Naturschutz.

Ergebnisse des Projekts sind Vorschläge für Maßnahmen z.B:

  • Vermeidung der Kahlschlag-Bewirtschaftung, da es auf den kahlen Flächen einige Jahre zu Netto-Treibhausgasemissionen kommt und ein für Waldarten abträgliches Kleinklima erzeugt wird.
  • Erhöhung des Anteils an Mischwäldern, die aus Klima- und Biodiversitätssicht besser zu bewerten sind als Wälder mit nur einer Baumart, da das Störungsrisiko auf mehrere Baumarten verteilt wird. 
  • Produktion hoher Buchenholzqualität, um Holzsortimente verfügbar zu machen, die ein höheres Potential zur längerfristigen Bindung von Kohlenstoff und zum Ersatz von treibhausgasintensiven Produkten besitzen (z.B. Bau- und Holzwerkstoffprodukte).
  • Umstellung auf eine kaskadische Buchenholznutzung zur Ausnutzung des Potentials der Kohlenstoffbindung in Produkten. Derzeit wird Buchenholz mit einem zu großen Anteil energetisch verwendet. 
  • Biodiversitätsmaßnahmen im Wirtschaftswald, wie z.B. mehr Totholzanreicherung oder Erhalt von Veteranenbäume sowie Außernutzungsstellung von naturschutzfachlich wertvollen Buchenwaldflächen.

Um diese Maßnahmen umzusetzen, braucht es einen geeigneten Rahmen. Deshalb wurden - auf Basis einer Analyse bestehender forstwirtschaftlicher Politikinstrumente und im Dialog mit Stakeholdern - Empfehlungen für verbesserte oder neue Instrumente entwickelt. Diese beinhalten ein Fortbildungs-, Informations- und Beratungspaket zu Naturschutz, Klimaschutz und Klimawandelanpassung im Wald, den zielorientierten Einsatz von Förderinstrumenten, eine One-Stop-Shop-Förderplattform, die Integration von forstlichen, naturschutzfachlichen und klimarelevanten Aspekten in die Raumplanung und die Entwicklung eines Klimaschutzinstruments zur Erreichung der Ziele für die Kohlenstoffsenke im österreichischen Wald (EU-Verordnung „Land use, land-use change and forestry“ (LULUCF)).

Das Projekt wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „ACRP“ durchgeführt. (TS, TD Februar 2024).