REFRESH! Inspirationen für die Neue Sommerfrische

Plötzlich ist sie da, die Sommerhitze. In gemäßigten Klimazonen sind wir es gewohnt, dass uns die Nacht nach einem heißen Tag wieder Erfrischung bringt. Gerade in Städten ist das jedoch nicht immer der Fall. Der Klimawandel bewirkt das Auftreten von immer mehr Hitzetagen und Tropennächten. Viele Studien bestätigen deren Zunahme in den nächsten Jahrzehnten. Je länger eine Hitzeperiode anhält, desto stärker heizt sich die Stadt mit ihren Gebäuden, asphaltierten Plätzen und Straßen auf.

Seit einigen Jahren diskutieren Forscherinnen und Forscher den Einfluss von Hitze auf das Reiseverhalten von Städterinnen und Städtern. Im Alpenraum nimmt hier ein mögliches Revival der Sommerfrische einen besonderen Stellenwert in der Diskussion ein. Ob es dieses Revival geben wird und wie Sommerfrische heute aussehen kann, blieb bisher offen. Dieser Fragestellung hat sich zwischen 2016 und 2018 das im Rahmen des ACRP vom Klima- und Energiefonds geförderte Forschungsprojekt REFRESH gewidmet. Am Beispiel von Wienerinnen und Wienern wurde die Absicht untersucht, die Stadt bei Hitze zu verlassen und kühlere Regionen im Umland zu besuchen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass Wienerinnen und Wiener vermehrt beabsichtigen, Erholungsreisen im Sinne einer neuen Art von Sommerfrische zu unternehmen. Dies gilt insbesondere für jüngere Altersgruppen aus dicht verbauten Gebieten bzw. aus Stadtteilen mit wenigen Grünflächen. Hitze ist aber meist nur ein Motiv unter vielen, das die Reiseentscheidung beeinflussen kann. Für Tourismusdestinationen ist es wichtig, die Motive der Zielgruppen gut zu kennen. Die REFRESH-Studie zeigte drei unterschiedliche Leitmotive im Zusammenhang mit Sommerfrische:

1. Vielfalt erleben
2. sportlich aktiv sein
3. naturnahe Erholung

Personen, die „Vielfalt erleben“ wollen, suchen Inspiration und wollen Neues und neue Leute kennenlernen. Sie sind besonders interessiert an Angeboten im Bereich Kultur und Kulinarik. Im Vordergrund steht das „Sommererlebnis“ mit Wasser, Sonne und gutem Essen. Für „sportlich Aktive“ stehen Aktivitäten im alpinen Bereich im Vordergrund. Sie sind aber auch interessiert an Gesundheit und Wohlbefinden. Eine gezielte Bewerbung dieser Gruppe in Schönwetter- oder Hitzeperioden, in denen die Destinationen Abkühlung bieten können, ist anzustreben. Die Gruppe, die „naturnahe Erholung“ sucht, genießt Entspannung am Wasser. In dieser Gruppe sind überdurchschnittlich viele Singles und Paare ohne oder mit bereits erwachsenen Kindern vertreten. Sie haben eher gehobene Ansprüche und suchen Entschleunigung.

Derzeit nutzen die meisten Urlauberinnen und Urlauber noch immer ihr Auto, um in die Sommerfrischedestination zu gelangen. Dies ist jedoch hinsichtlich des Klimawandels als sehr kritisch anzusehen, vor allem wenn damit eine „Flucht vor der Hitze in der Stadt“ in Verbindung steht. Gleichzeitig ist auch ein steigender Anteil an autofreien Haushalten in Wien erkennbar, von denen schon heute einige ohne Auto auf Reisen gehen. Destinationen, die mit umfassenden Informationen zur autofreien Anreise, mit kostenlosen ÖV-Nutzungen und anderen Incentives darauf reagieren, haben in Zukunft sicher einen Vorteil.

Die Ergebnisse wurden in Kooperation mit touristischen Akteurinnen und Akteuren in der Publikation „REFRESH! Das Revival der Sommerfrische – Inspiration für stadtnahe Tourismusdestinationen“ aufbereitet. Konkret finden sich darin Informationen, für wen Hitze ein Treiber für ein verändertes Urlaubsverhalten im Sommer sein kann und welche Motive, Bedürfnisse und Ansprüche aktuell mit Sommerreisen in stadtnahe Gebiete in Verbindung stehen. Durch das Projektteam wurden weitere drei „Inspirationen“ für unterschiedliche Zielgruppen ausgearbeitet. Destinationsverantwortliche und touristische Anbieter erhalten Ideen für die Entwicklung von Sommerfrische-Produkten. Für Regionalmanagerinnen und Regionalmanager fasst ein weiteres Dokument Ideen für die Gestaltung regionaler Prozesse zur Nutzung des Sommerfrische-Potentials zusammen. Zusätzlich finden Mobilitätsbeauftragte Inspirationen für die Schaffung von klimaschonenden Mobilitätsangeboten in ländlichen Tourismusdestinationen. (MO, Oktober 2018)