Jacky_cool_check: Effektive Maßnahmen gegen städtische Wärmeinseln
Zunehmende Verbauung und fehlende Grünflächen führen zu einer hohen Hitzebelastung in der Stadt. Das JOANNEUM RESEARCH Graz, Zentrum für Klima, Energie und Gesellschaft (LIFE) untersuchte gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, inwieweit gezielte Maßnahmen im Städtebau die Hitze reduzieren können. Simuliert wurden etwa gezielte Begrünungen und bestimmte Dachfarben im Grazer Stadtbezirk Jakomini.
Im Grazer Stadtbezirk Jakomini („Jacky“) geht es “heiß her”. Er zählt zu den am dichtest besiedelten Bezirken in Graz. Durch den steigenden Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen hat die Verdichtung stetig zugenommen, die Verkehrsbelastung ist gestiegen. Gleichzeitig herrscht ein Mangel an öffentlichen Frei- und Grünflächen. Versiegelte Flächen und ein geringer Grünflächenanteil fördern die Entstehung von Hitzeinseln und verhindern eine effiziente Kühlung. In Anbetracht des voranschreitenden Klimawandels stellt dies eine enorme Belastung für die dort lebende Bevölkerung dar.
Forschende des JOANNEUM RESEARCH haben im Rahmen des einjährigen Sondierungsprojektes „Jacky_cool_check“ (finanziert vom Klima- und Energiefonds) gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erarbeitet, welche technischen, stadtplanerischen und sozialen Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um diese städtischen Wärmeinseln zu reduzieren. Laut dem Projektteam gibt es nach wie vor zu wenige Daten, welche die konkreten Kühlwirkungen von diversen Maßnahmen darstellen und die Effekte auch überprüfen. Zudem geht es darum, die potenzielle Kühlwirkung von Maßnahmen plausibel zu kommunizieren und mit den Nutzungsinteressen der Stakeholder des Stadtraums in Einklang zu bringen.
Konkret wurden im Projekt mit Hilfe von kleinräumigen Computermodellen mehrere Szenarien zu teils drastischen städtebaulichen Eingriffen durchgespielt. So wurde beispielsweise simuliert, welche und wie viele Grünflächen wo im Bezirk angelegt werden müssten und wie ein Grünraum beschaffen sein muss, damit bestimmte Kühlpotenziale erreicht werden. Teil der Untersuchungen war auch, wie Entsiegelungen oder vermehrte Reflexion von Dach-, Boden- und Wandflächen die extreme Hitzebelastung effizient mindern können.
Was passiert, wenn man beispielsweise alle Dächer mit einem Material abdeckt, welches 70 % der Sonneneinstrahlung reflektiert? Das Ergebnis ist beeindruckend. „Die durchschnittliche Zahl der Tage mit mindestens 25 °C würde um fünf bis zehn Tage sinken“, so die ZAMG-Stadtklimaforscherin Maja Zuvela-Aloise. Einen ähnlichen Effekt hätte auch eine flächendeckende Begrünung der gesamten Dachflächen. Tatsächlich ist aber baulich bedingt nur ein geringer Anteil der Dachflächen im Bezirk begrünbar.
Die Berechnungen aus dem Projekt zeigen auf, welche Kombinationen von Maßnahmen am effektivsten sind und am meisten Potenzial zur Umsetzung besitzen. Inwieweit die Maßnahmen realisierbar sind, wurden unter andrem im Rahmen mehrerer Austauschtreffen gemeinsam mit unterschiedlichen Abteilungen der Stadt Graz diskutiert. Darüber hinaus gab es aber auch etliche Gespräche, Versammlungen und Workshops mit der Bezirksverwaltung sowie mit den Bewohnerinnen und Bewohnern im Bezirk Jakomini, die auch selbst Ideen zu Maßnahmen einbrachten.
Durch das Projekt Jacky_cool_check wurde eine gute Ausgangsbasis für den Bezirk Jakomini geschaffen, um aufzuzeigen, welche Maßnahmen zur Kühlung des Bezirks und somit zur Verbesserung der Lebensqualität möglich und sinnvoll sind. (AF, September 2018)
Weitere Informationen:
Projekttitel: Jacky_cool _check − Effektive Maßnahmen zur Reduktion einer städtischen Wärmeinsel auf Basis von Wirkungsmodellierung und Stakeholderkooperation
Projektleitung: JOANNEUM RESEARCH Graz
Projektpartner: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
Projektlaufzeit: 2016-2017