ACRP in essence – Partizipation

Kleinräumige Strukturen und topografische Unterschiede, wie sie in Österreich vorherrschen, machen regional und lokal wirksame Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen besonders wichtig. Die Einbindung verschiedener Stakeholder sowie der Bevölkerung lässt regionales Know-how und Erfahrungen aus der Praxis in die Maßnahmenplanung einfließen. Die 12. Ausgabe der Publikationsreihe des Klima- und Energiefonds „ACRP in essence“ widmet sich daher dem Themenschwerpunkt Partizipation.

Titelbild der Broschüre

Wirksame und nachhaltige Klimawandelanpassungsmaßnahmen sind mit einer Fülle von Entscheidungen verbunden, die von regionalem und lokalem Wissen, Bedürfnissen, Sichtweisen oder Erfahrungen aus der Praxis profitieren. Wie diese breite Expertise in die Maßnahmenplanung integriert werden kann, zeigt die aktuelle Ausgabe ACRP in essence zum Thema Partizipation im Klimaschutz und in der Klimawandelanpassung anhand von vier ausgewählten Forschungsprojekten.

COSIMA

Das Projekt COSIMA (Governing Community-Based Social Innovation for Climate Change Mitigation and Adaptation) analysiert soziale Alltagspraktiken zur Klimaschonung und -anpassung von lokalen Nachhaltigkeitsinitiativen. Es gilt herauszufinden, unter welchen Bedingungen erfolgreiche Praktiken entstehen und sich daraus in weiterer Folge soziale Innovationen gesellschaftlich etablieren können. Dazu wurden sechs lokale Initiativen (Ökodörfer und Klimagemeinden) in Österreich und Deutschland in den Bereichen Mobilität, Ernährung und Wohnen untersucht. In Ökodörfern (sogenannte „bottom-up“ Initiativen) finden sich selbst initiierte Gemeinschaften zusammen, die ihr Leben nachhaltiger gestalten wollen. Klimagemeinden (sogenannte „top-down“ Initiativen) ermöglichen ihren Bewohnern die Wahl von nachhaltigen Alternativen und motivieren zu nachhaltigem Handeln. Als Ergebnis dieser partizipativen Forschung wird vor allem die Entwicklung geeigneter Politikinstrumente zur Unterstützung von Entwicklung, Stabilisierung und Verbreitung klimaschonender und adaptiver Praktiken vorliegen. 

VOICE

Die Folgen des Klimawandels stellen die ehrenamtlichen Einsatzorganisationen Österreichs vor zusätzliche Herausforderungen. VOICE (Voluntary work in disaster management - Challenges for adaptation to climate change: Freiwilligenarbeit im Katastrophenschutz – Herausforderungen in der Klimawandelanpassung) untersucht, wie Freiwilligenarbeit künftig aussehen muss, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Dabei wurden ökonomische und soziale Effekte von ehrenamtlicher Katastrophenhilfe bewertet und die Auswirkungen klimatischer Einflüsse analysiert. Wesentliches Projektelement war die partizipative Einbindung von Akteurinnen und Akteuren aus unterschiedlichen Einsatzorganisationen, Politik und Verwaltung bei der Erarbeitung von praxistauglichen Maßnahmen zur Absicherung von Freiwilligenarbeit in der Zukunft. Die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Maßnahmen, die im Bericht „Freiwilligenengagement in der Zukunft“ veröffentlicht wurden, zielen darauf ab, das Freiwilligenengagement zu fördern und attraktiver zu gestalten, Abläufe und Strukturen zu optimieren sowie die Prävention und Eigenvorsorge zu erhöhen.

BottomUp:Floods

Bürgerinitiativen reichen von oppositionellen Protestbewegungen bis hin zu Selbsthilfegruppen, die eine aktive Rolle im Katastrophenfall und beim Wiederaufbau spielen. Da zwischen Initiativen und der öffentlichen Verwaltung im Naturgefahrenmanagement häufig Konflikte auftreten, soll mit dem Projekt BottomUp:Floods (Bottom-up citizen engagement to enhance private flood preparedness – Lessons learnt and potentials for Austria) unter anderem das Verständnis des Entstehens von lokalen Initiativen verbessert werden. Das Projekt analysiert und bewertet Bottom-up-Initiativen als Ergänzung zu traditionellen Schutzstrategien und soll Perspektiven für die Teilung von Verantwortung zwischen privaten und öffentlichen Personen im Hochwasserschutz entwickeln.

TransWind

Obwohl Windkraft ein sehr positives Image genießt, sind konkrete Windkraftanlagen lokal häufig mit Widerständen konfrontiert. Mit Hilfe eines partizipativen transdisziplinären Forschungsansatzes bewertet das Projekt TransWind die soziale Akzeptanz von Windkraftanlagen in Österreich. Dazu wurden im Rahmen mehrerer lokaler Visualisierungsparcours unterschiedliche Anwendungen realitätsnaher Echtzeitvisualisierungen getestet. Werden die Entscheidungsfindungsprozesse als fair und gerecht erachtet, steigt die Anerkennung des Verfahrens oder der Planung. Unter Berücksichtigung dieser Gerechtigkeitsperspektive hat das Projekt TransWind zentrale Verbesserungsvorschläge formuliert und einen Leitfaden zum Umgang mit der sozialen Akzeptanz von Windkraftanlagen entwickelt. (September 2017)