CONTRA: Welchen Einfluss haben KlimawandelskeptikerInnen auf die österreichische Politik und die öffentliche Meinung?

KlimawandelskeptikerInnen haben Zweifel daran, dass der Klimawandel stattfindet und dass konkrete Handlungen nötig sind, um die Auswirkungen abzumildern und sich an die Folgen anzupassen. Das Projekt CONTRA untersucht die Argumente dieser SkeptikerInnen und geht ihrem Einfluss in Politik und öffentlicher Meinung nach.

In Österreich und weltweit wurden in der Vergangenheit Entwicklungen beobachtet, die auf ein verändertes Klima zurückgeführt werden. Der Rückzug der Gletscher und die Zunahme von Hitzetagen sind nur einige Zeichen der klimatischen Veränderung, die bereits heute stattfindet. WissenschaftlerInnen gehen davon aus, dass sich diese ersten Anzeichen einer klimawandelbedingten Veränderung in der Zukunft verstärken werden.

Manche AkteurInnen in Öffentlichkeit und Politik haben allerdings Zweifel daran, dass ein Klimawandel stattfindet und dass konkrete Handlungen nötig sind, um die Auswirkungen abzumildern und sich an die Folgen anzupassen. KlimawandelskeptikerInnen können etwa Personen aus der Wissenschaft, der Politik oder den Medien sein. Sie können weitreichenden Einfluss auf die Politik und die öffentliche Meinung ausüben. Dies hat auch Folgen für die Akzeptanz von Klimaschutzaktivitäten und Strategien zur Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels in der Öffentlichkeit. Untersuchungen zum Einfluss von KlimawandelskeptikerInnen auf die Politik gibt es aus den USA, aber bisher kaum im europäischen Raum.

Projekt CONTRA

Daher geht das vom Klima- und Energiefonds geförderte Projekt “CONTRA – "Contrarians" – their role in the debate on climate change (global warming) and their influence on the Austrian policy making progress” dieser Forschungsfrage nach.

Die Forschungsgesellschaft FAS.research arbeitet zusammen mit dem Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur Wien, der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz, dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und dem Büro Denkstatt an diesem Projekt. Ziel ist es, AkteurInnen und Netzwerke in der Klimadebatte zu identifizieren, die wichtigsten KlimawandelskeptikerInnen-Argumente mit ihren ethischen Dimensionen zu analysieren sowie den Einfluss der SkeptikerInnen auf die österreichische Politik und Medien abzuschätzen. Verwendete Methoden sind unter anderem Soziale Netzwerkanalyse, Medienanalyse, Inhaltsanalyse und ExpertInneninterviews.

Mit diesen Ergebnissen will das Projekt CONTRA eine konstruktive Diskussion anstoßen und die öffentliche Akzeptanz von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und zum Klimaschutz unterstützen. Im Rahmen des Projekts werden KlimaskeptikerInnen nicht als „Feinde“ gesehen, sondern ihre Argumente bieten Gelegenheit zur Präzisierung und Optimierung der Klimawandelkommunikation und bringen wichtige Punkte auf, die der öffentliche Diskurs ansprechen sollte.

Ergebnisse

Die Motive von KlimawandelskeptikerInnen können wissenschaftlich nur schwer erhoben werden. Jedoch können ihre Argumente klassifiziert werden (vgl. Rahmstorf, 2004). Der Klimawandel per se und dessen negative Auswirkungen in Österreich wird mehrheitlich als Faktum anerkannt, d.h. Fakten- sowie FolgenskeptikerInnen haben in der österreichischen Klimadiskussion nur eine geringe Bedeutung. Handlungsskeptizismus spielt hingegen in Österreich eine größere Rolle. Es wird zwar anerkannt, dass Klimaschutzmaßnahmen gesetzt werden müssen, aber diese machen „erst auf EU-Ebene oder im globalen Zusammenschluss Sinn“. Es ist jedoch noch nicht klar, ob diese Gruppe dem Skeptizismus zuzuordnen ist oder eher dem Argument der gerechten Aufteilung der Verantwortung im Klimaschutz. Die gemeinsame Klammer über alle klimaskeptischen Argumente ist, dass Klimaschutzmaßnahmen nicht umgesetzt oder sogar verhindert werden.

Ein wesentliches Ergebnis ist die Darstellung der Netzwerke der AkteurInnen in der Klimapolitik (Anpassung und Klimaschutz) (s. Abbildung 1). Basis war eine Befragung von 180 ExpertInnen im österreichischen Klimadiskurs, die von „Starting Points“ ausging und in der Folge über ein Schneeballsystem (Nennung relevanter ExpertInnen) erweitert wurde. Die Strukturen und Beziehungen zwischen den AkteurInnen wurden mit den Methoden der Sozialen Netzwerkanalyse analysiert. Dargestellt sind AkteurInnen aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Zentrum des Netzwerks stehen vor allem die Bundesverwaltung und die Interessensverbände.

Die Stakeholder-Netzwerke der österreichischen Klimadiskussion (Katzmair et al. 2012a) (Pfeile: gegenseitige Nennungen von Organisationen, Stärke der Pfeile: Intensität der Beziehung zwischen den Organisationen)

Weitere Schritte im Projekt CONTRA sind eine Medienanalyse im Hinblick die Beteiligung deutschsprachiger Printmedien am klimapolitischen Diskurs und der Einfluss von KlimaskeptikerInnen auf die österreichische Klimapolitik am Beispiel des Ökostromgesetzes und des Emissionshandels. Zudem werden die zugrundeliegenden theologischen und ethischen Dimensionen des Klimadiskurses untersucht.

Relevanz der Ergebnisse für die Klimawandelanpassung

Aus den Ergebnissen des Projektes CONTRA lassen sich verschiedene Schlussfolgerungen für die Klimawandelanpassung ableiten.

  • Die Kategorisierung der KlimawandelskeptikerInnen kann EntscheidungsträgerInnen dabei unterstützen, wissenschaftlich nicht stichhaltige Argumente besser zu erkennen und zu entkräften.
  • Weiterhin leistet das Projekt einen Beitrag, Spannung aus dem Klimadiskurs zu nehmen: Durch ein Verständnis der Wurzeln von „Skeptikerpositionen“ kann die Klimawandelkommunikation präzisiert und optimiert werden.
  • Die Ergebnisse des Projekts können dazu beitragen, eine konstruktive Diskussion im Bereich Klimawandel zu ermöglichen und die öffentliche Akzeptanz von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zum Klimaschutz zu unterstützen.
  • Die Analyse der theologischen und ethischen Dimensionen der Argumente beleuchtet die Diskussion aus einem anderen Blickwinkel. Auch dies kann EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen in der Klimawandelkommunikation unterstützen.

Weitere Informationen

Projektleitung: Mag. Sarah Weissengruber, FAS.research

E-Mail: sarah.weissengruber@fas.at

Projektpartner: Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Meteorologie; Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz; Universität Wien, Institut für Politikwissenschaft; DenkstattGmbH

Projektlaufzeit: 01.03.2011-31.05.2013

Projektwebsite