Nehmen Dürre-Perioden im Alpenraum zu?

In einer jüngst veröffentlichten Studie der ZAMG wurde die Wahrscheinlichkeit von extremer Trockenheit in den unterschiedlichen Regionen des Alpenraums für die nächsten Jahrzehnte untersucht. Vor allem während der Sommermonate können demnach im gesamten Alpenraum deutlich mehr Dürre-Perioden auftreten.

Der Sommer 2015 war in Österreich sowie für weite Teilen Mittel- und Südeuropas nicht nur extrem heiß, sondern auch extrem trocken. Österreichweit gesehen lag die Regenmenge um 20 Prozent unter dem vieljährigen Mittel. Von Oberösterreich über Niederösterreich, Wien bis zum Nordburgenland regnete es um bis zu 43 Prozent weniger als in einem durchschnittlichen Sommer – so wenig wie seit dem Jahr 1911 nicht mehr. Der Sommer 2015 entspricht den Trends, die Klimaprojektionen für die kommenden Jahrzehnte erwarten lassen, nämlich einerseits ein trockeneres Südeuropa und andererseits einen feuchteren Norden Europas.

Speziell für den Alpenraum, als Übergangszone dieser gegensätzlichen Entwicklungen, gab es bisher nur wenige Untersuchungen. Mit dieser Wissenslücke, mögliche zukünftige Entwicklungen extremer Trockenheit im Alpenraum betreffend, befasste sich die vorliegende Studie der ZAMG (Abteilung für Klimaforschung). Erstmals wurde die zukünftige Entwicklung der Trockenheit im Alpenraum für unterschiedliche Jahreszeiten und in unterschiedlichen Regionen untersucht. Das Untersuchungsgebiet erstreckte sich von Süd-Deutschland bis Nord-Italien sowie von Ost-Frankreich bis West-Ungarn.

trockener Boden im Maisfeld

Die Sommer werden immer trockener

Für die Sommermonate Juni, Juli und August weist die Studie auf eine deutliche Zunahme extremer Trockenperioden in allen untersuchten Regionen hin, wenn sich auch die wesentlichen Gründe unterscheiden: In den Alpen und nördlich davon regnet es im Sommer immer weniger, südlich der Alpen bis zum Mittelmeer führten insbesondere die wärmeren Temperaturen zu stärkerer Verdunstung des Bodenwassers.

Regionale Unterschiede im Winter

Regional sehr uneinheitlich stellen sich die Ergebnisse der Studie für den Winter dar: Für den zentralen alpinen Raum werden wärmere, jedoch auch feuchtere Winter erwartet. Im gesamten Umfeld besonders südlich der Alpen, ist im Winter mit einer zunehmenden die Trockenheit zu rechnen. Auf einzelne österreichische Regionen übertragen, bedeutet dies eine mögliche Zunahme ausgesprochen trockener Phasen.

Ausblick ins Jahr 2100

Zusammenfassend weisen die Ergebnisse der Studie auf einen Anstieg der Wahrscheinlichkeit für Dürreperioden im gesamten Alpenraum hin. Vereinfacht in Zahlen ausgedrückt und je nachdem, wie hoch die zukünftigen globalen Treibhausgas- Emissionen ausfallen werden, könnte laut ZAMG-Klimaforscher Klaus Haslinger bis zum Ende des Jahrhunderts jedes vierte Monat im Vergleich zu heute ungewöhnlich trocken ausfallen. Um noch verlässlichere Aussagen treffen zu können, müsse nun verstärkt der Frage nachgegangen werden, wie sich die Wetterlagen in einem geänderten Klima entwickeln.

Die Studie „Future drought probabilities in the Greater Alpine Region based on COSMO-CLM experiments - spatial patterns and driving forces" von Klaus Haslinger, Wolfgang Schöner und Ivonne Anders erschien im Sommer in „Meteorologische Zeitschrift". (Oktober, 2015)