RELOCATE: Absiedlung von Privathaushalten sensibel begleiten
Absiedlungen von Privathaushalten können im österreichischen Hochwassermanagement eine wichtige Rolle spielen. Ein Handbuch für Entscheidungstragende bündelt aktuelle Forschungsergebnisse und zeigt, wie man sich auf verschiedene Fallstricke im Zuge eines Absiedlungsprozesses vorbereiten sowie soziale und infrastrukturelle Auswirkungen rechtzeitig abfedern kann.
Die geplante Absiedlung von Privathaushalten aus Hochwasser-Risikozonen gilt oft als letzte Möglichkeit, wenn konventionelle Schutzmaßnahmen wie Schutzdämme nicht möglich oder in Hinblick auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu teuer sind. Die langfristigen Auswirkungen von Absiedlungen auf die Lebensqualität und den sozialen Zusammenhalt der Bewohner sind aber noch weitgehend unklar. Im Rahmen des vom Klima- und Energiefonds finanzierten Projekts RELOCATE 2016-2018 wird anhand mehrerer Fallstudien, wie dem Eferdinger Becken oder dem Machland in Oberösterreich untersucht, wie sich Betroffene für oder gegen eine Absiedlung entscheiden und wie sie die Folgen dieser Entscheidung bewältigen.
Ein Handbuch macht nun diese Forschungsergebnisse für die praktische Anwendung nutzbar. Das Handbuch richtet sich an Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Politik und Verwaltung auf Gemeinde- und Landesebene, die eine Absiedlung in Betracht ziehen. Geboten wird ein Einstieg und Überblick zu Themenfeldern wie rechtliche Rahmenbedingungen, Öffentlichkeitsarbeit und Unterstützung Betroffener.
Absiedlung ist ein kontroverses und umstrittenes Thema. An der Frage, ob und wie abgesiedelt werden soll, scheiden sich Meinungen hinsichtlich Verantwortung, Gerechtigkeit, Schutzanspruch, Risikowahrnehmung, Solidarität, Ortsverbundenheit und Wohnvorstellungen. Viele Debatten über Absiedlung stehen am Schlusspunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung rund um die Nutzung und den Schutz eines hochwassergefährdeten Gebiets. Das Handbuch ist daher kein fertiges Schritt-für-Schritt „Kochrezept“ und kann weiterführende Planungen, Rechtsauskünfte und Bürgerbeteiligungsprozesse nicht ersetzen. Im Rahmen der Begleitstudie wird das Handbuch periodisch erweitert und aktualisiert, um auch Erfahrungen aus anderen Regionen oder kleineren Absiedlungsprojekten aufzugreifen. (CL, Juni 2018)
Weitere Informationen
Projektleitung: Joanneum Research, Dr. Sebastian Seebauer
Projektpartner: Institut für Alpine Naturgefahren (BOKU Wien), Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel (Uni Graz)
Projektlaufzeit: 2016-2018
Projektwebsite:relocate.joanneum.at/
Kontakt:Dr. Sebastian Seebauer