FuSE-AT erforscht Schneetrends
In den letzten 60 Jahren ist es in Österreich zu einer Abnahme der Schneedecke um 15 cm und zu einer Verringerung der Schneedeckendauer um 42 Tage gekommen. Auch beim Potential für technische Schneeerzeugung wurden bereits Rückgänge beobachtet und dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen. Zu diesen Ergebnissen ist ein Forschungsteam der ZAMG und Universität Innsbruck im Rahmen des ACRP-Projektes FuSE-AT gekommen. Der Klimawandel spielt dabei eine große Rolle.
Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Schneedecke im Alpenraum etwas Unbeständiges ist. Sie unterliegt, aufgrund der komplexen Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre, starken jährlichen und mehrdekadischen Schwankungen, wodurch langfristige Klimatrends oft überdeckt werden. Viele Studien belegen aber, dass die Schneedecke im Alpenraum langfristig abnimmt.
Derzeit sind etwa 70 % der Skipisten in Österreich mit Beschneiungsanlagen ausgestattet. Schnee hat hierzulande eine große sozioökonomische Bedeutung. 2018 erwirtschaftete der Skitourismussektor ca. 5,9 Mrd. Euro oder 1,5 % des österreichischen BIP. Schnee wirkt sich aber auch auf die Verbreitung von Pflanzenarten aus. Er dient als temporärer Wasserspeicher und beeinflusst das Klima durch Rückkopplung von kurz- bzw. langwelliger Strahlung.
Seitens der Wissenschaft wurde bisher noch keine umfassende Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Schneedecke in Österreich abgegeben. Um dies zu ermöglichen, wurden nun im Rahmen des durch den Klima- und Energiefonds geförderten ACRP-Projekt FuSe-AT (Future Snow Cover Evolution in Austria) unter anderem die räumlich-zeitlichen Veränderungen vergangener und zukünftiger Schneedeckenbedingungen in Österreich analysiert. Als Basis dienten Schneemodelle, Beobachtungsdatensätze und die neueste Generation regionaler Klimamodelle (ÖKS15).
Neben der Schneedeckendauer und Veränderungen der Schneehöhe standen auch das Schneewasseräquivalent und das technische Beschneiungspotenzial im Fokus. Es wurden die täglichen, natürlichen Schneeverhältnisse sowie das Beschneiungspotenzial mit einer Auflösung von 1 x 1 km für Österreich und für die Periode 1961 bis 2020 abgeleitet. Die Tagesdaten dienten als Basis für die Errechnung der Durchschnittswerte für den Kernwinter (Dezember bis Februar) und die erweiterte Saison (November bis April).
Die Kernaussagen für die Veränderungen in der Vergangenheit lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Zwischen November und April hat die mittlere saisonale Schneehöhe im österreichischen Durchschnitt zwischen 1961 und 2020 um 15 cm abgenommen.
- Im selben Zeitraum nahm die Schneedeckendauer im Mittel um 42 Tage ab. Diese Abnahme ist eher auf ein früheres Abschmelzen im Frühjahr zurückzuführen, als auf einen späteren Schneebeginn im Herbst. Ursache dafür ist die verstärkte Erwärmung im Frühjahr. Die Schneedeckendauer ist sehr stark von der Höhenlage abhängig.
- Die potentiellen Beschneiungsstunden nahmen zwischen 1961 und 2020 um 26 % bzw. 85 h ab.
Besonders große Veränderungen fanden in den 1970er und späten 1980er Jahren statt. Je nach geographischer Lage kann die natürliche Abnahme der Schneedecke durch technische Schneeerzeugung in Skigebieten heute und in Zukunft mehr oder weniger gut ausgeglichen werden. Detaillierte Studien für einzelne Skigebiete, wie sie exemplarisch in FuSE-AT durchgeführt wurden, geben darüber genaueren Aufschluss. Simulationen bis Ende des 21. Jahrhunderts zeigen, dass sich die Trends der Vergangenheit auch in Zukunft fortsetzen werden. Die Projektergebnisse liefern wertvolle Informationen für den Wintertourismus (MO, Februar 2021; review by ang, 22.2.2021 ).
Weitere Informationen:
Projekttitel: FuSE-AT Future Snow Cover Evolution in Austria
Förderprogramm: ACRP – 10th Call (2017)
Projektlaufzeit: 2018 - 2021
Projektleitung: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Dr. Andreas Gobiet
Projektpartner: Universität Innsbruck
FuSE-AT – Publizierbarer Zwischenbericht
Olefs, M.; Koch, R.; Schöner, W.; Marke, T. Changes in Snow Depth, Snow Cover Duration, and Potential Snowmaking Conditions in Austria, 1961–2020—A Model Based Approach. Atmosphere 2020, 11, 1330. https://doi.org/10.3390/atmos11121330