Wie Klimawandelanpassung in der Stadtplanung umgesetzt werden kann

Klimawandelanpassung vermehrt in die Stadtplanung einbeziehen – aber wie? Im Rahmen des Projekts „ExTrass: Urbane Resilienz gegenüber extremen Wettereignissen – Typologien und Transfer von Anpassungsstrategien in kleinen Großstädten und Mittelstädten“ ist ein politisches Handlungspapier mit zwölf Handlungsempfehlungen entstanden. Diese sollen zu einer stärkeren Integration der Klimawandelanpassung in die Stadtplanung beitragen.

Foto Haus mit begrünter Fassade

Wie kann urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen erreicht werden? Um Klimawandelanpassungsmaßnahmen in urbanen Räumen umzusetzen, muss das Thema von Politik, Bevölkerung, Wirtschaft und Verwaltung als Querschnittsaufgabe wahrgenommen und dementsprechend behandelt werden.

Das Empfehlungspapier mit den Handlungsempfehlungen des deutschen Projekts „ExTrass“ hat zwei Ziele: Erstens sollen die Rahmenbedingungen zur Integration von Klimawandelanpassung in der Stadtplanung auf der übergeordneten Ebene (Bundes- und Landesebene) verbessert werden und zweitens soll Klimawandelanpassung insgesamt stärker und angemessener in die Planung der Gemeinden integriert werden. Ersteres wird anhand der folgenden fünf übergeordneten Handlungsempfehlungen (Ü1 – Ü5) aufgegriffen und zweiteres wird im Rahmen der sieben spezifischen Handlungsempfehlungen (S1 – S7) beleuchtet.

Übergeordnete Handlungsempfehlungen

  • Ü1 Rechtliche Rahmenbedingungen für die Klimawandelanpassung sollen erweitert und geschärft werden.
  • Ü2 Klimawandelanpassung soll für Kommunen verpflichtend und gleichzeitig ausreichend finanziert werden.
  • Ü3 Fördermöglichkeiten sollen optimiert werden.
  • Ü4 Monitoring und Vollzug von Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen sollen gesichert werden.
  • Ü5 Hitzevorsorge in Kommunen soll der gesundheitlichen Größenordnung des Hitzeproblems entsprechend verstärkt werden.

Spezifische Handlungsempfehlungen

  • S1 Der Anteil an Grün- und Retentionsdächern soll erhöht werden.
  • S2 Belange der Klimawandelanpassung und des Denkmalschutzes sollen stärker in Einklang gebracht werden.
  • S3 Orientierungswerte und Regularien bezüglich Hitzebelastung sollen entwickelt werden.
  • S4 Die Naturschutz- bzw. baurechtliche Eingriffsregelung soll gestärkt werden. Die Regelung ist ein Instrument zur Verringerung der Flächeninanspruchnahme, wonach Eingriffe in Natur und Landschaft, z.B. durch Entsiegelungsmaßnahmen, zu kompensieren sind. Mit der Bundeskompensationsverordnung liegt nun für Deutschland ein methodisches Regelwerk zur Konkretisierung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelungen vor, welches verstärkt für Vorhaben der Bundesländer als auch der Kommunen übernommen und dessen Anwendung verbindlich vorgeschrieben werden soll.
  • S5 Rückbau und Entsiegelung von Straßenräumen sollen erleichtert werden.
  • S6 PKW-Stellplatzpflichten sollen gelockert oder abgeschafft werden.
  • S7 Multifunktionale Räume sollen gestärkt und priorisiert werden.

Diese übergeordneten und spezifischen Handlungsempfehlungen zum Thema der Umsetzung von Klimawandelanpassung in der Stadtplanung sind zwar im Kontext eines deutschen Forschungsprojekts entstanden, sind jedoch auch in Bezug auf Österreich von Interesse. Beispielsweise könnte die Forderung nach einer verpflichtenden und ausreichend finanzierten Klimawandelanpassung in Gemeinden und Verwaltungen eine große Wirkung erzielen. Auch die Forderung, den Anteil an Grün- und Retentionsdächern zu erhöhen, ist für Österreich eine sinnvolle Empfehlung. Dabei setzen die Autor:innen vor allem auf Überzeugungsarbeit. In Hamburg verfolgt die ambitionierte Gründachstrategie beispielsweise das Ziel, mindestens 70% der sanierten Flachdächer und Neubauten mit Flachdach als Gründächer zu entwickeln.

Erreicht werden soll dies durch eine städtische Vorbildfunktion bei öffentlichen Gebäuden sowie durch Wettbewerbe, Förderprogramme oder Zertifizierungen. Auch die Stadt Wien fördert die Begrünung von Dächern bereits bis zu einer Höhe von maximal 20.200 Euro und bietet zudem Beratung bei Planungen an. Um die Synergieeffekte der Gründächer für den Wasserhaushalt, das menschliche Wohlbefinden und das Mikroklima zu nutzen, sollte der Anteil an Gründächern sowohl in Deutschland als auch in Österreich erhöht werden. (JN, April 2023)