Schattenspender, Hüte und Tipps gegen die Hitze
Der menschliche Körper ist bei steigenden Temperaturen einem zunehmenden Stress ausgesetzt. Drei KLAR!-Regionen in Kärnten und der Steiermark berichten unter anderem, mit welchen Maßnahmen sie der sommerlichen Hitze in Zukunft vorbeugen. Die Palette umfasst beispielsweise Bäume als Schattenspender oder ein Klimanauten-Training für Schulkinder.
Das Stiefingtal – eine Vorzeigeregion macht sich klimafit
Hitze und Hochwasser sind die Schwerpunkte der KLAR!-Stiefingtal. Das Stiefingtal ist eine der heißesten Regionen Österreichs. Schwere Überschwemmungen trafen voriges Jahr die Region.
Klimafittes Bauen
Die Gemeinden der Region erarbeiten Richtlinien für klimafittes Bauen. Diese dienen als Vorgabe für die Bebauungspläne. Mit dem „Stiefingtaler Haus“ wird ein eigener, klimafitter Haustyp entwickelt. Elektrotechnikunternehmen, Installateure, Zimmerer und andere Wirtschaftstreibende aus der Region sind daran beteiligt. Je Gemeinde ist mindestens ein Vorzeigehaus geplant.
Ein konkretes Projekt gibt es bereits: Hochwasser überschwemmte ein Haus regelmäßig. Als Gegenmaßnahme errichtete der Besitzer ein Provisorium mit Brettern. Ein Architekt erarbeitete einen Gestaltungsvorschlag für einen nachhaltigen Schutz.
Schattenbäume, Trinkbrunnen und Rasengittersteine
Die Bürgermeister lassen auf neuen Parkplätzen Schattenbäume pflanzen. Diese kühlen im Sommer. Durch Rasengittersteine versickert das Regenwasser und bleibt in den Gemeinden. Auf öffentlichen Plätzen gibt es Trinkbrunnen. Die KLAR!-Stiefingtal führt eine Obstbaum-Pflanzaktion durch. Die Bevölkerung und Gäste können im Herbst die Früchte teilweise frei nutzen. Die Artenvielfalt steigt, gleichzeitig entsteht wirksamer Windschutz.
Begrünte Felder verhindern Abschwemmen von Humus
Ein Schauversuchsfeld zeigt, wie Landwirte das Überschwemmen von Straßen eindämmen. Pflanzen auf den Feldern beugen Vermurungen vor: die Erde wird nicht auf die Straße geschwemmt. Ziel ist, die für das Stiefingtal am besten geeigneten Pflanzen zur Begrünung von Feldern zu finden. Im November fand die erste Versuchsbesichtigung statt. Die Felder blühten und unzählige Insekten fanden einen Lebensraum. Im Frühling wurden die Pflanzen in die Erde eingearbeitet, wodurch eine Humusschicht entsteht. Der humusreiche Boden nimmt ein Vielfaches an Wasser auf.
Größter Erfolg
„Der bisher größte Erfolg für mich ist, dass sich unglaublich viele Menschen am Projekt KLAR! beteiligen“, so DI (FH) Isabella Kolb-Stögerer, Projektleiterin der KLAR!-Region Stiefingtal. „Die Bürgermeister machen die Region zu einer klimafitten Vorzeigeregion. Kindergärten und Schulen setzen sich für die Umwelt genauso ein wie Landwirte und Wirtschaftstreibende.“
Steckbrief KLAR! Chance Klimawandel – DIE Modellregion Stiefingtal gegen sommerliche Überhitzung:
- Mitglieder: 6 Gemeinden
- Fläche: 119,32 km²
- Bevölkerung: 10.994 Personen
- Ansprechperson: DI (FH) Isabella Kolb-Stögerer
KLAR! Wirtschaftsregion Hartberg
In der KLAR! Wirtschaftsregion Hartberg liegt der Fokus besonders auf den Bereichen klimafittes Bauen und Wohnen, die Erhaltung lebenswerter Ortszentren durch Sicherung und Ausbau von Grünzügen und die Bewusstseinsbildung über klimarelevante Themen bei Kindern und Jugendlichen. Als Bildungsstandort, Arbeitsstätte und Wohnraum hat die Kleinregion Hartberg für die gesamte Oststeiermark einen besonderen Stellenwert. Somit sind die Klimaanpassungsthemen, die damit in Verbindung stehen, von besonderer Bedeutung und gut zu transportieren.
Thema Gesundheit
Aktuell informiert eine Postwurfsendung zu hitzerelevanten Themen: Einerseits über umweltfreundliche Maßnahmen zur Hitzevermeidung in Wohnräumen, andererseits durch Verhaltenstipps zur Vermeidung von gesundheitsschädlichem Hitzestress. Klimafitte Verhaltensregeln werden auch bei Schulbesuchen in Form eines „Klimanauten-Trainings“ vermittelt. Konkret werden praktische Tipps zum richtigen Trinkverhalten und Erste Hilfe bei Hitzestress erteilt und eine Trinkwasser-Patenschaft überreicht.
Thema Raumplanung / Freiraumgestaltung
Gespräche und der Austausch mit Entscheidungstragenden bezüglich der Raumplanung und Freiraumgestaltung tragen bereits Früchte. In der jüngsten Überarbeitung des Örtlichen Entwicklungskonzepts und der Bebauungspläne in Hartberg werden Maßnahmen gegen die sommerliche Überhitzung besonders berücksichtigt. „Graue“ Maßnahmen (Bauten, Verbauung) werden ebenso forciert wie „grüne“ und an geeigneten Stellen auch „blaue“ Maßnahmen.
Daneben haben mehrere kleinere Pflanzaktionen stattgefunden. So wurden Obstbäume als Schattenspender und für den Fruchtgenuss am Schulgelände gepflanzt, trockenresistente Stauden und Sträucher gesetzt und Blumenwiesen und Bienenweiden angelegt.
Größte Erfolge
Bei einer Informationsveranstaltung wurden Landwirten und Landwirtinnen unserer KLAR!-Region Möglichkeiten zum Erosionsschutz ihrer Ackerflächen vorgestellt. Ein Bürgermeister hat daraufhin zugesichert, die Beprobung der Ackerflächen zu finanzieren. Erhoben werden z.B. der Gesamtstickstoff- und der Humusgehalt. Somit ist der Start zum Humusaufbau, der künftig die Abschwemmung vermindern soll, erfolgt. Mittlerweile sind 11 Hektar Ackerfläche im Programm aktiv. Weitere Landwirtinnen und Landwirte habe in bereits ihr Interesse bekundet.
Im Rahmen eines Umweltstammtisches der KLAR!-Wirtschaftsregion Hartberg hat sich eine Gruppe formiert, um eine „Fridays-for-Future-Lichtermeer-Aktion“ in Hartberg umzusetzen. Diese wurde mit großem Erfolg von der Gruppe Schöpfungsverantwortung der Pfarre Hartberg organisiert. Rund 450 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung und setzten ein starkes Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Klimawandel.
Steckbrief KLAR! Wirtschaftsregion Hartberg:
- Mitglieder: 5 Gemeinden
- Fläche: 145 km²
- Bevölkerung: 15.815 Personen
- Ansprechperson: Mag. Thomas Lattinger
KLAR!-Klimaparadies-Lavanttal
Die KLAR!-Klimaparadies-Lavanttal setzt sich vor alle mit folgenden Schwerpunkten auseinander:
- Forstwirtschaft, da die Holz-gewinnende, aber auch die Holz-verarbeitende Industrie einen wirtschaftlichen Schwerpunkt des Lavanttals bildet und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lavanttaler Wälder schon deutlich sichtbar sind.
- Gesundheit, da die Region zahlreiche Schulen und Ausbildungsstätten, aber auch diverse Einrichtungen für ältere Menschen beheimatet und folglich die Anzahl an Personen, die besonders empfindlich auf die Hitzebelastung reagieren, sehr hoch ist.
- Tourismus, da es aufgrund des Schneemangels Einbußen im Wintertourismus gibt und daher dem Sommertourismus ein größerer Stellenwert beigemessen werden muss.
Wartehaus für Bushaltestellen
Die Hitze ist eine der greifbarsten direkten Auswirkungen des Klimawandels. Vor allem an Bushaltestellen ist sie im Sommer häufig zu spüren. Der Grund sind fehlende Überdachungen und somit fehlende Schattenplätze. Auf der anderen Seite gibt es immer häufiger „moderne“ Wartehäuser aus Glas, die den Hitzeeffekt noch weiter verstärken. Deshalb wurde zusammen mit einem regionalen Holzbauunternehmen ein Prototyp für ein innovatives Wartehaus entworfen. Es spendet nicht nur den nötigen Schatten, sondern bietet auch Platz für eine Reihe an Extras. So können zum Beispiel Handyladestationen, Monitore, Abfallbehälter und vieles mehr integriert werden. Zudem können während den Wartezeiten über installierte Monitore aktuelle Wetterdaten, aber auch Informationen rund um die Themen Klimawandel und Klimawandelanpassung bezogen werden.
Hitzeanpassung für Jung und Alt
Die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen wirkt sich massiv auf die Gesundheit der Menschen aus. Insbesondere die ältere Bevölkerung, aber auch Kinder, reagieren sehr sensibel auf die zunehmende Hitzebelastung. Deshalb werden mit der Maßnahme „Hitzeanpassung für Jung und Alt“ genau diese Personengruppen am Ende des Frühjahrs – also vor Sommerbeginn – in Form einer Veranstaltungsreihe auf die steigenden Temperaturen vorbereitet. Im ersten Teil werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Klimawandel und die damit einhergehenden steigenden Temperaturen informiert. Anschließend werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Roten Kreuzes vorbeugende Anpassungsmaßnahmen aber auch Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Hitzenotfällen vorgestellt. Um für zukünftige Hitzetage und Hitzewellen gewappnet zu sein, werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Abschluss ein Hitze-Flyer und ein Sonnenhut übergeben.
Größter Erfolg
Im Rahmen einer bewusstseinsbildenden Maßnahme wurde in einer Schule ein Vortrag über den Klimawandel und die Klimawandelanpassung gehalten. Dies nahm die Schule zum Anlass, um sich diesen Themen ein ganzes Semester lang zu widmen. So wurden das Klima, der Klimawandel und die Klimawandelanpassung in sämtliche Unterrichtsgegenstände integriert.
Steckbrief KLAR!-Klimaparadies-Lavanttal:
- Mitglieder: 5 Gemeinden
- Fläche: 145 km²
- Bevölkerung: 42.195 Personen
- Ansprechperson: Stephan Stückler, MSc
Informationen zum KLAR!-Programm
Das Förderprogramm „KLAR! – Klimawandel-Anpassungsmodellregionen“ unterstützt österreichische Regionen dabei, regionale Bedrohungen durch den Klimawandel zu erkennen, sich an die Folgen anzupassen und so den Wohlstand im ländlichen Raum abzusichern.
Mit Hilfe dieses bereits jetzt sehr erfolgreichen Programmes, das vom Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem BMNT entwickelt wurde, erstellen 44 KLAR!-Modellregionen aus ganz Österreich ihr maßgeschneidertes Anpassungskonzept und setzen dieses in weiterer Folge um.
Seit dem Frühjahr 2018 implementieren die ersten Regionen die geplanten Maßnahmen. Mit diesem Förderprogramm ist Österreich europaweit Vorreiter in der regionalen Klimawandelanpassung und verbindet einen Bottom-up-Ansatz mit den Zielen der nationalen Strategie. (AS, Juni 2019)
Kontakt
KLAR!-Programmmanager:
Mag. Gernot Wörther, Klima- und Energiefonds
KLAR!-Serviceplattform
klar@umweltbundesamt.at
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