Aktuelle Ergebnisse aus dem Forschungsprogramm StartClim

„Anpassung an den Klimawandel“ ist seit 2008 das Kernthema von StartClim. Den inhaltlichen Schwerpunkt im Jahr 2012 bildete das Thema Boden. Weitere Themen waren u.a. der Kohlenstoffspeicher Holz, die Entwicklung der Schneefallgrenze und der Einfluss gesellschaftlicher Werte im Klimaschutz. Die aktuellen Ergebnisse sind nun veröffentlicht.

 Böden stellen eine oft unterschätzte aber wesentliche Lebensbasis für Natur und Mensch dar. In der Anpassung an den Klimawandel spielen sie eine zentrale Rolle und sind unmittelbar von zukünftigen Klimaänderungen betroffen. Sie können auch bedeutende Quellen, aber auch Senken von Treibhausgasen sein und sind daher auch in Zusammenhang mit Klimaschutz von Bedeutung. StartClim2012 befasste sich schwerpunktmäßig mit dem Themenfeld Boden bearbeitet, darüber hinaus aber auch mit dem Kohlenstoffspeicher Holz, der Entwicklung der Schneefallgrenze und in einer sozialwissenschaftlichen Arbeit mit Werten und Klimaschutz.

Veränderte Bodenfunktionen im Klimawandel

Die Konkurrenz um die knappe Ressource Boden verschärft sich auch in Österreich. Stetig steigender Flächenverbrauch, die Nachfrage nach Biomasse aus land- und forstwirtschaftlichen Produkten sowie der Schutz von Böden als Standort für seltene Pflanzen erfordern eine gezielte Einbindung des Schutzgutes Boden in Raumplanungskonzepte. Böden stehen in intensiver Wechselwirkung mit ihrer Umwelt. Sie reagieren auf Änderungen des Klimas mit teils gravierenden Anpassungen der Bodenfunktionen wie Wasserspeicherung, Produktionsfunktion und Lebensraumfunktion für Mensch und Natur. In einer umfassenden Literaturstudie wurde aufgezeigt, dass die derzeit bei Bodenkartierungen oder -erhebungen gemessen Parameter nicht geeignet sind, die Folgen von Klimaveränderungen auf die Bodenfunktionen zu bewerten. Vor allem fehlt der Nachweis der Klimasensitivität des Bodenkohlenstoffs, der zentral für die Bewertung des Großteils der Bodenfunktionen ist. Für die weitere Vorgehensweise wurden Empfehlungen insbesondere für die regionale Ebene erarbeitet. Dazu zählen u.a. die langfristige Dokumentation der konkreten Bewirtschaftungsformen, Messungen der Bodenatmung und Durchführung bodenzoologischer Untersuchungen.

Klimawandelauswirkungen und Anpassung im Wald

Der Waldboden ist weltweit der größte Speicher für organischen Kohlenstoff. Das Roden oder das Absterben eines Baumes reduziert den Kohlenstoffeintrag und erhöht die durch Mineralisation entstehenden Treibhausgasemissionen. Im Fokus des StartClim-Projekts stand das Verhalten des Waldbodens nach größeren Störungen, wie Windwurf, Krankheits- oder Schädlingsbefall – Ereignisse, die durch den Klimawandel möglicherweise öfter vorkommen werden. An einem Standort in den oberösterreichischen Kalkalpen, an dem 2007 und 2009 Windwürfe stattfanden, wurde die Biomasse und Aktivität von symbiotischem Pilzmycel im Boden gemessen. Es konnte gezeigt werden, dass die Regeneration auf der Windwurffläche von 2007 schon weit fortgeschritten ist, während das Mycel auf der Windwurffläche 2009 noch deutlich schwächer ausgeprägt war. Das bedeutet, dass sich der Boden insbesondere als Speicher für organischen Kohlenstoff seit 2009 noch nicht erholt hat.

Nach dem Boden ist Holz der wesentlichste Kohlenstoffspeicher des Waldes. Durch kaskadische Nutzung von Holz kann der CO2 -Eintrag in die Atmosphäre minimiert werden. In Österreich wird der Kohlenstoffpool in Holzprodukten mit dem Modell FOHOW (Forst- und Holzwirtschaft) berechnet und - gemäß UN-Klimakonferenz 2011 - in der nationalen Treibhausgasinventur angerechnet. Im StartClim-Projekt wurden die Voraussetzungen für österreichische Berechnungen überprüft, der Adaptionsbedarf des Modells geklärt, fehlende Datenpunkte identifiziert und steigende Trends in der Lebensdauer langlebiger Holzprodukte festgestellt.

Zwischenfrüchte als Schutzmaßnahme

Zwischenfruchtanbau ist eine zentrale landwirtschaftliche Maßnahme zum Boden- und Grundwasserschutz. Jährlich tragen etwa 33 % der österreichischen Ackerfläche eine Zwischenfrucht. KritikerInnen befürchten jedoch, dass durch den Anbau von Zwischenfrüchten erhöhte Treibhausgasemissionen entstehen. Für zwei klimatisch unterschiedliche Orte in Niederösterreich und Oberösterreich konnte experimentell gezeigt werden, dass Begrünungen im Vergleich zu Düngung und Bodenbearbeitung in der Hauptfrucht nur zu geringen Treibhausgasemissionen führen. Da Zwischenfrüchte kein wesentliches Potenzial für erhöhte Treibhausgas-Emissionen von Ackerflächen aufweisen, spricht nichts gegen ihren Einsatz als Umweltschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahme. Künftige Agrarumweltprogramme sollten jedoch darauf achten, dass Mischkulturen gefördert und Reinsaaten von Senf vermieden werden.

Veränderungen der Schneefallgrenzen

Schnee spielt eine wichtige Rolle im Alpenraum. Neben seinen vielfältigen Auswirkungen auf Ökosysteme hat er auch enorme ökonomische Bedeutung für den Wintersport. Der Trend der letzten 30 Jahre zeigt, dass die Schneefallgrenzen im Sommer steigen, in den anderen Jahreszeiten schwanken sie und weichen zum Teil mehr als 150 m vom 30-jährigen Mittel ab. Bisher traten die stärksten dekadischen Schwankungen im Winter am Balkan und Westfrankreich/Großbritannien auf, die Alpen blieben eher verschont. Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie für den Wintertourismus ist, dass bei Betrachtungen zur Schneesicherheit unter Klimawandelbedingungen die „natürliche Variabilität“ mitberücksichtigt werden muss. Das bedeutet, dass die Winter deutlich schneereicher, aber auch deutlich schneeärmer ausfallen können, als aus den vergangenen Jahrzehnten unter Berücksichtigung der weiteren Erwärmung zu erwarten wäre.

Welche Werte braucht eine Gesellschaft zum aktiven Klimaschutz?

Klimaschutz und Klimawandelanpassung hängen unmittelbar mit gesellschaftlichen Normen und Werten sowie individuellen Wahrnehmungen und Präferenzen zusammen. Wissen allein – z.B. über die Bedrohung durch den Klimawandel – führt nicht zwangsläufig zu klimafreundlichem Verhalten. Vielmehr bestimmen - oft auch unbewusst - individuelle und kollektive Werthaltungen das Handeln. Man geht davon aus, dass manche Werte stärker ein umwelt- und klimafreundliches Verhalten motivieren als andere. An der Universität für Bodenkultur wurden als zentrales Ergebnis acht Werte identifiziert, darunter "Verantwortung für die Umwelt übernehmen und Natur für kommende Generationen schützen, erhalten und respektieren", "kritisches Denken" und "Vernetzung und (fächerübergreifender) Austausch von Wissen und Erfahrungen".

StartClim wurde auf Initiative von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern vom BMLFUW gegründet. Es besteht seit 2003 und hat sich seither zu einem wichtigen Bestandteil der österreichischen Klimafolgenforschung entwickelt. StartClim befasst sich seit 2008 vorwiegend mit der Anpassung an den Klimawandel in verschiedensten Bereichen. Im Rahmen von StartClim wurden auch konkrete Beiträge für die nationale Klimawandelanpassungsstrategie erstellt. Die Ergebnisse fließen in die Umsetzung der österreichischen Anpassungsstrategie ein.

Obwohl budgetär eher klein konzipiert konnte StartClim über all die Jahre beachtliche Forschungsergebnisse vorweisen. Im Rahmen der bisher über 70 StartClim Projekte wurde bereits eine umfangreiche Wissensbasis geschaffen und weiterer Forschungsbedarf in unterschiedlichen Themenfeldern aufgezeigt. (April, 2014)