Hochwasserrisiko in Europa bis 2050
Extreme Hochwässer in Europa könnten sich bis 2050 verdoppeln, der wirtschaftliche Schaden um voraussichtlich 500 Prozent steigen. Zu diesen Ergebnissen gelangt eine internationale Studie, die unter Beteiligung der IIASA (Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse) und weiterern europäischen Forschungszentren veröffentlicht wurde.
Hochwässer haben in Europa in den Jahren 2000 bis 2012 durchschnittlich ca. 4,9 Milliarden Euro Schäden pro Jahr verursacht. Allein für das Hochwasser im Juni 2013, das vor allem in Deutschland, Österreich, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Polen massive Schäden verursacht hat, wird der Schaden in Mitteleuropa auf ca. 13 Milliarden Euro geschätzt. Den Berechnungen der Wissenschaftler zur Folge könnte sich das Intervall für so extreme Hochwässer von derzeit 16 Jahren auf zehn Jahre verkürzen. Die durchschnittliche Schadenssumme könnte sich auf mehr als 23 Milliarden Euro erhöhen.
Bei extremen Hochwässern sind große Schäden über weite Gebiete auf einmal möglich. Es besteht die Gefahr, dass die damit verbundenen Risiken weder von Versicherungsunternehmen noch von transnationalen Solidargemeinschaften wie beispielsweise der Europäischen Kommission getragen werden können. Den getroffenen Annahmen folgend wäre mit einer größeren Belastung des Europäischen Solidaritätsfonds (EUSF) zu rechnen.
Nach Angaben der Studie wird dieser Risikozuwachs zu zwei Dritteln durch Wirtschaftsentwicklung und Wachstum und zu einem Drittel auf den Klimawandel zurückzuführen sein, der die Niederschlagsmuster in Europa verändert.
In vielen Fällen treten bei Hochwässern Interaktionen zwischen Flussgebieten auf. Aktuelle Risikobewertungsmodelle gehen davon aus, dass jedes Flusseinzugsgebiet unabhängig ist. Flüsse bzw. Flusssysteme stehen aber in Beziehung zueinander und reagieren auf großräumige europäische Wetterlagen mit einem Anstieg bzw. einem Abfall des Pegelstandes. In der Studie sind erstmals auch überregionale Abhängigkeiten von Hochwässern modelliert worden; dies wurde in bisherigen Risikoeinschätzungen nicht berücksichtigt.
Gemäß den AutorInnen der Studie ist es daher notwendig, die Investitionen für den Hochwasserschutz, die Risikoprävention und für das Katastrophenmanagement nachhaltig zu erhöhen.
An der Studie waren ForscherInnen der VU Universität Amsterdam, des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse in Laxenburg (IIASA) und der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre, JRC) der EU-Kommission beteiligt.
Details der Studie wurden in der internationalen Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht.
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