Hitze belastet Arbeitnehmer:innen

Tage mit hohen Temperaturen und Hitzewellen nehmen in Österreich stark zu: Die durchschnittliche Anzahl der Hitzetage hat sich in Österreich im Vergleich der Zeiträume 1961-1990 und 1991-2020 bereits verdoppelt bis verdreifacht. Dieser Trend zu längeren, intensiveren und häufigeren Hitzewellen wird sich weiter fortsetzen.

bbildung der Entwicklung der durchschnittlichen Anzahl der Hitzetage für die neun Landeshauptstädte und Lienz in Osttirol. Das Bild zeigt starke Anstiege der Hitzetage in allen erwähnten Städten.
Entwicklung der durchschnittlichen Anzahl der Hitzetage für die neun Landeshauptstädte und Lienz in Osttirol

Die Konzentration und Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmer:innen wird durch Hitze herabgesetzt. Hitze belastet den menschlichen Körper und die Häufigkeit von Fehlern oder Arbeitsunfällen steigt. Nicht nur in Unternehmen selbst, auch im Verkehr steigt bei hohen Temperaturen die Zahl der Unfälle.

Bei Bürotätigkeiten, so eine Untersuchung zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitsproduktivität in Fertigung und Handel in Österreich, liegt die Grenze der 100%igen Leistungsfähigkeit bei rund 30 °C, bei leichter körperlicher Arbeit bei 28 °C und bei schwerer körperlicher Arbeit im Außenbereich bei 27 °C. Eine Steigerung der Temperatur um 2°C kann die Produktivität bereits auf rund die Hälfte sinken lassen. Ein starker Klimawandel verursacht im Zeitraum von 2016 bis 2045 Produktivitätsverluste bis zu rund € 40 Millionen jährlich, im Zeitraum 2036 bis 2065 bereits bis zu rund € 140 Millionen jährlich (Urban et al 2014).

Lufttemperatur, Strahlungsbedingungen, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit beeinflussen die menschliche Wahrnehmung von Hitze in unterschiedlichem Ausmaß. Weiters beeinflussen körperliche Aktivität und Gewicht, Körpergröße, Geschlecht und Alter das Hitze-Empfinden. Wie gut Arbeitnehmer:innen mit Hitze umgehen können, hängt stark von der jeweiligen Arbeitssituation (Arbeitsplatz, Tätigkeit, Arbeitskleidung und so weiter) und vom Gesundheitszustand ab. Ältere Personen, Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen sind durch Hitze besonders gefährdet. So leiden etwa Menschen mit Atemwegserkrankungen darunter, dass hohe Temperaturen die Bildung von bodennahem Ozon begünstigen und die Wirkung von Luftverunreinigungen verstärken. Bei Hitze arbeitet das Kühlsystem des menschlichen Körpers auf Hochtouren; das Herz-Kreislaufsystem wird dadurch stark beansprucht.

Es gibt einige Rechtsvorschriften, die auf den Schutz der Arbeiternehmer:innen vor Hitze Bezug nehmen: in § 28 Arbeitsstättenverordnung (AStV) ist die Verpflichtung für Arbeitgeber:, Maßnahmen gegen Hitze am Arbeitsplatz zu treffen, angeführt. Im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) § 66 ist der Schutz vor erheblicher Beeinträchtigung durch Hitze festgeschrieben und das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) führt in § 1157 die Fürsorgepflicht des Dienstgebers an. Zusätzlich gibt es das Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz (BSchEG). Auf Baustellen kann ab einer Temperatur von mehr als 32,5°C das Arbeiten im Freien eingestellt werden, sofern kein kühlerer Alternativarbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden kann. Die Entscheidung darüber liegt beim Arbeitgeber. 

Urban, H., Steininger, K., Themeßl, M., Wolf, M., Kriechbaum, M. Pech, M. Factsheet No 5: Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitsproduktivität in Fertigung und Handel in Österreich, Graz, 2014

AUVA: Sommerliche Hitze - Präventionsmaßnahmen

AK: Arbeiten bei Hitze

AK: Arbeiten im Klimawandel. Arbeitsrecht im Wandel des Klimas – was gilt?

IBO: Maßnahmen für mehr Komfort am Arbeitsplatz

AK: Arbeiten bei Hitze im Freien

AUVA: Folder Arbeiten bei Hitze – Tipps fürs Büro

BAuA: Raumklima: Kenngrößen zur Beschreibung des Raumklimazustandes

Baua: ÖNORM EN ISO 7243 - Ergonomie der thermischen Umgebung - Ermittlung der Wärmebelastung durch den WBGT-Index (wet bulb globe temperature) - (ISO 7243:2017)

BMSGPK: Hitzeschutz- und Hitzeaktionspläne der Bundesländer

BMSGPK: Nationaler Hitzeschutzplan 2024 

Fact Sheet: Klimafolgen für den globalen Handel von Arbeit