ADAPT-CATMILK: Rinderhaltung und Milchproduktion in der Zukunft

Der Klimawandel macht auch vor der österreichischen Rinderhaltung und Milchproduktion nicht Halt. Mit den in ADAPT-CATMILK entwickelten Modellen können nun in sehr hoher Auflösung Klimafolgen abgebildet sowie Veränderungen am Weltmarkt und in der Agrarpolitik mitberücksichtigt werden.    

Rinderhaltung und Milchproduktion gehören zu den wichtigsten Produktionszweigen in Österreich. Feldfutter und Gras von Weiden und Wiesen bilden dabei die Nahrungsgrundlage der Tiere. Mit dem Klimawandel sind massive Veränderungen in diesen Produktionsbereichen zu erwarten. Höhere Temperaturen führen zu Hitzestress bei den Tieren und begünstigen Krankheiten. Das Grünland ist vor allem vom Verlauf der Jahresniederschläge abhängig. Durch Verschiebung der Hauptniederschlagsmengen in das Winterhalbjahr und einer generell stärkeren Niederschlagsvarianz sind zukünftig vermehrt Trockenperioden im Wechsel mit Starkniederschlägen zu erwarten. Hinzu kommen noch mögliche Veränderungen am Weltmarkt und in der Agrarpolitik. Das vom Klima- und Energiefonds geförderte ACRP-Projekt ADAPT-CATMILK fokussierte zwischen 2014 und 2016 darauf, hilfreiche Vorhersagemodelle für die österreichische Rinderhaltung und Milchproduktion zu entwickeln bzw. zu erweitern.

Neu entwickelt wurde das Daten- und Kostenanalysewerkzeug INCAP (index-based costs of agricultural production). Mit diesem Tool können unterschiedlichste Kombinationen aus Kostenstellen (z. B. Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Versicherung, Maschinen) sowie deren Attribute (z. B. Feldgröße, Hangneigung, Art der Bodenbearbeitung) für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft generiert werden. Als Ergebnis erhält man für unterschiedlichste Kombinationen und Zeitperioden die zu erwartenden Erträge, Input- und Output-Preise. Darauf basierend können u. a. Risiken identifiziert oder landwirtschaftliche Betriebsstrategien entwickelt werden. Zu finden ist das Tool auf der Website.  

Des Weiteren wurde ein bereits bestehendes britisches Lebenszyklusanalysemodell an österreichische Produktionsbedingungen angepasst. Im Zuge des Projektes hatten österreichische Wirtschaftsexpertinnen und -experten und Stakeholder aus der Milch- und Rindviehhaltung im Rahmen einer Schulung die Möglichkeit, ihre Kapazitäten zu diesem Thema aufzubauen.

Über das österreichische Landnutzungsmodell PASMA wurde eine Reihe von (politischen) Szenarien entwickelt, analysiert und publiziert. Dabei erfolgte erstmalig eine Verknüpfung von österreichischen mit globalen Agrarsektormodellen. Effekte auf oder durch den globalen Markt, wie z. B. Änderungen von Außenhandelsbeziehungen, konnten so abgebildet werden.  

Mit den in ADAPT-CATMILK entwickelten Instrumenten können nun beispielsweise folgende Fragen beantwortet werden:

  • In welchen Regionen Österreichs werden zukünftig Rinderhaltung und Milchproduktion stattfinden?
  • Wie werden sich Herdengrößen und Milchproduktion entwickeln?
  • Wie viel eiweißreiches Futter kann zukünftig in Österreich produziert werden?
  • Welche Treibhausgasemissionsszenarien sind in der Rinder- und Milchviehhaltung zu erwarten?
  • Wie können Landwirtinnen und Landwirte das Wohlbefinden ihrer Tiere aufrechterhalten und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben?
  • Welche Effekte auf die Lebensmittelsicherheit sind durch den Klimawandel zu erwarten?
  • Welche Triebkräfte werden zukünftig am wichtigsten sein: Die Marktlage, das Klima oder die politischen Rahmenbedingungen?
  • Welche Unterstützungsmöglichkeiten sollten zukünftig über das Programm der ländlichen Entwicklung und andere Förderschienen geschaffen werden?  

Die Forschungsergebnisse wurden nicht nur in der wissenschaftlichen Community verbreitet, sondern auch der Verwaltung, Beratungsinstituten, Organisationen entlang der Wertschöpfungskette und Landwirtinnen/Landwirten zur Verfügung gestellt. Die neu entwickelten bzw. verbesserten Tools können nun landwirtschaftliche Betriebe künftig bei der Anpassung an veränderte Klimabedingungen und bei betriebswirtschaftlichen Entscheidungen unterstützen. Sie liefern Antworten u. a. auf mögliche Produktionsrisiken, notwendige Treibhausgasemissionsreduktionen und sinnvolle politische Anreize. (September 2017)

Weiterführende Informationen

 

Projektleitung: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Franz Sinabell

Projektpartner: Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der Universität für Bodenkultur Wien (INWE-BOKU)

Projektlaufzeit: Juni 2014 – September 2016

Projektwebsite