KLAR! Tandemmaßnahme – Die letzte Meile der Kommunikation
Sechs KLAR! Regionen haben zusammengearbeitet und viele spannende Formate zu Kommunikation von Klimawandelanpassung entwickelt. Nur zwei Beispiele: die KLAR! Wandersteine und das KLARtett – das Quartett mit Klimatipps. Reinhold Schöngrundner, KLAR! Manager aus der Region KLAR! Naturpark Pöllauer Tal, gibt einen Einblick in den Prozess und die Ergebnisse.
Umweltbundesamt: Worum geht es bei eurer Tandemmaßnahme und was war das Ziel?
Reinhold: Bei der Tandemmaßnahme „Die letzte Meile der Kommunikation“ geht es um die Bewusstseinsbildung rund um Klimawandel und Klimawandelanpassung. Das Ziel war, mit neuen Formaten neue Zielgruppen zu erreichen, die bisher nicht mit dem Thema in Kontakt gekommen sind. Hier ist die Kunst und Herausforderung, Leute für ein sehr unangenehmes Thema zu mobilisieren, dass sie in ihrem Leben etwas verändern. Außerdem wollten wir mit dieser Tandemmaßnahme erreichen, dass die KLAR! Regionen in der breiten Bevölkerung besser ankommen und wahrgenommen werden.
Umweltbundesamt: Wie seid ihr auf die Idee gekommen und welche KLAR! Regionen sind überhaupt mit dabei?
Reinhold: Bei einem gemeinsamen Treffen haben wir uns darüber ausgetauscht, dass man gewisse Zielgruppen einfach nicht erreicht und dass altgediente Formate, wie klassische Vorträge, nicht mehr funktionieren. Daraus ist dann die Idee für eine gemeinsame Tandemmaßnahme mit Fokus auf Kommunikation und Bewusstseinsbildung entstanden. Dabei sind die Regionen KLAR! Bucklige Welt – Wechselland, KLAR! Erholungsregion Joglland, KLAR! Naturpark Pöllauer Tal, KLAR! Unteres Traisental & Fladnitztal, KLAR! Waldviertler Kernland und KLAR! Wirtschaftsregion Hartberg.
Umweltbundesamt: Wie seid ihr im Prozess vorgegangen?
Reinhold: Zu Beginn gab es einige Abstimmungen virtuell und auch in Person, um das Ziel und den Rahmen der Tandemmaßnahme zu besprechen. Nach der Planungsphase haben wir drei Workshops abgehalten zu Themen wie Wahrnehmung des Klimawandels, Kommunikation und Marketing. Diese Workshops wurden begleitet durch Fachexpert:innen der Universität Graz und der FH Wieselburg. Außerdem haben wir für manche Workshops unterschiedlichste, kreative Personen aus den Regionen eingeladen, um ihre Ideen zu teilen. Im Rahmen der Workshops haben wir die Zielgruppen definiert sowie unsere eigenen Stärken und Schwächen herausgearbeitet. Diese Stärken haben wir dann zusammengefasst und genutzt, um konkrete Formate zu erarbeiten und voneinander zu lernen. Schlussendlich haben wir mehr Formate entwickelt als erhofft. Nach den Workshops gab es aber auch noch persönliche und virtuelle Treffen und man stand stetig im Austausch.
Umweltbundesamt: Was sind die Ergebnisse der Tandemmaßnahme?
Reinhold: Im Rahmen der Tandemmaßnahme sind viele verschiedene Formate entstanden. Leider konnten aus verschiedensten Gründen nicht alle Ideen umgesetzt werden. Um ein paar Formate zu nennen:
- Eine Art Blackbox oder Telefonzelle, bei der die Leute anfangs nicht wissen, was es ist und über die man Informationen zu Klimawandelanpassung erhält.
- Eine Wundertüte für Kinder, welche man in Zusammenarbeit mit Nahversorger:innen mit Spielen und Kleinigkeiten befüllt oder die Jause verpackt. Von dieser Idee sind wir abkommen, da hier wieder Material und Sackerl benötigt wird.
- Aus der ursprünglichen Idee der Sammelkarten, welche sich als sehr arbeits- und kostenintensiv herausgestellt haben, ist das „KLARtett – das Quartett mit Klimatipps“ entstanden, bei der jeder sofort daheim spielen kann.
- Social Media war auch ein großes Thema bei uns. Es gibt bereits viele KLAR! Accounts auf Instagram und Facebook. Andere Medien, wie zum Beispiel TikTok, werden noch kaum fbespielt. Was die Social-Media-Kenntnisse der KLAR! Manager:innen der Tandemmaßnahme betrifft, sind wir sehr heterogen aufgestellt. Gerade denken wir über einen gemeinsamen, einheitlichen Auftritt nach. Um unsere Kenntnisse dazu zu erweitern, haben wir an einem online Workshop teilgenommen.
- Die bestehenden MINT-Boxen könnten mit weiteren Themen aus dem Bereich der Klimawandelanpassung gefüllt werden. Die Regionen KLAR! Wirtschaftsregion Hartberg und KLAR! Unteres Traisental & Fladnitztal arbeiten bereits daran.
- Das Format der Sprücheklopfer ist inspiriert durch Stammtisch-Blödeleien entstanden. Die Idee ist, Sprüche zu entwickeln, welche hängen bleiben und Personen dazu motivieren sollen, sich näher zu informieren oder zu Veranstaltungen zu gehen. Dabei sind viele lustige Sprüche entstanden, die wir leider noch nicht alle verwenden konnten.
- Die KLAR! Zeitschrift sollte in einfachen Worten geschrieben sein zum lockeren Durchlesen beim Friseur. Diese Idee wurde aber durch den Umweltgedanken und aus Kostengründen verworfen.
- Die Community des bekannten Formates der KLAR! Wandersteine wächst weiterhin. Die Wandersteine werden von Menschen mit Beeinträchtigung mit der Lebenshilfe Österreich bemalt. Andere Regionen kooperieren dafür auch mit Kindergärten, dem Pensionistenverband und der Caritas. Durch das Mitwirken und Bemalen kann man diese neuen Gruppen auch erreichen, welche das Thema in ihren eigenen Kreisen weitergeben.
- Von der Idee eines eigenen Podcast sind wir aus Kostengründen abgekommen. Als Alternative versuchen wir, uns bei bereits bestehenden Podcasts einzubringen.
Umweltbundesamt: Seid ihr zufrieden mit den Ergebnissen? Und gibt es Empfehlungen für andere Regionen?
Reinhold: Am Anfang haben wir erwartet, dass mehr rauskommt. Also, dass wir idealerweise das eine Format haben und dieses überall funktioniert. Man muss sich aber selbst die Zeit geben, die einzelnen Formate und Ergebnisse zu entwickeln. Eine Sache hätte ich im Nachhinein anders gemacht: Vor dem ersten Workshop hätte jede Region eine Liste erstellen sollen, wer wir sind (unser persönlicher Background) und wen wir genau erreichen wollen. Also vorab schon die Zielgruppe differenzierter betrachten mit Untergliederung in Alter, soziale Schicht usw. Alles in allem sind wir mit den Ergebnissen zufrieden und arbeiten weiterhin an den Formaten und verbessern sie. Eine konkrete Empfehlung für andere Regionen ist, die Zielgruppen anfangs gut zu überlegen und konkret zu definieren. Außerdem kann man mit einem Format nie alle erreichen. Man braucht viele verschiedene Formate. Und ganz wichtig: Mutig bleiben, was Neues probieren und nicht aufgeben!
Umweltbundesamt: Habt ihr ein Folgeprojekt geplant? Wie geht es weiter?
Reinhold: Die Tandemmaßnahme wird in den beteiligten Regionen noch ein halbes Jahr umgesetzt. Während dieser Zeit werden die Formate validiert, verfeinern und der Endbericht erstellt. Es wird kein direktes Folgeprojekt geben, aber die einzelnen Regionen werden mit den Ergebnissen weiterarbeiten. Wir in der KLAR! Naturpark Pöllauer Tal arbeiten gerade daran, neue Kommunikationsmittel in unser Weiterführungskonzept aufzunehmen. Damit haben wir Zeit, die gewonnenen Erkenntnisse und neue Ideen aus der Tandemmaßnahme konkret weiterzuentwickeln. (DV, Dezember 2022)