CC-Land Prognosis: Landwirtschaftliche Kulturlandschaft und Klimawandel

Der Klimawandel kann die Kulturlandschaft und ihr Erscheinungsbild erheblich beeinflussen. Ziel des von Klima- und Energiefonds geförderten Projektes CC-Land Prognosis ist es, Zukunftsszenarien für Landnutzung und Landschaftsentwicklung unter zukünftigen klimatischen und unterschiedlichen agrarökonomischen Rahmenbedingungen zu prüfen.

Das Klima ist ein wesentlicher Standortfaktor für landwirtschaftliche Kulturen und beeinflusst die Anbaueignung zu einem großen Ausmaß. Durch ein verändertes Klima wird sich möglicherweise auch die landwirtschaftliche Nutzung in Österreich wandeln. So können manche Kulturpflanzen durch vermehrte Trockenheit und Dürreperioden unter Stress geraten. Allerdings hat der Klimawandel auch positive Auswirkungen: beispielsweise wird erwartet, dass sich der Anbau von Kulturen wie Wein und Obst ausweiten wird.

Bisher ist allerdings unklar, wie die einzelnen Betriebe auf diese Situation reagieren und welche Kulturen unter zukünftigen klimatischen Bedingungen und agrarökonomischen Rahmenbedingungen bevorzugt werden. Weiters ist unklar, welche Auswirkung dies auf das Landschaftsbild und die Erholungsfunktion hat.

Ziel des Projekts CC-Land Prognosis

Hier setzt das Projekt CC-Land Prognosis – Integrierte Prognose der Landschaftsentwicklung unter dem Einfluss des Klimawandels – an und geht folgenden Fragen nach:

  • Wie nimmt der einzelne Landwirt bzw. die Landwirtin den Klimawandel und damit verbundene Vor- oder Nachteile für den eigenen Betrieb wahr?
  • Inwieweit ergeben sich durch den Klimawandel neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft und welche Rolle spielen andere Faktoren wie z.B. Agrar- und Energiepolitik, Strukturwandel und Tradition?
  • Inwieweit beeinflusst der Klimawandel Landnutzung, Landschaftsbild und Ökosystemleistungen?
  • Welche Handlungsempfehlungen ergeben sich?

Mittels dieser Fragen wird eine Prognose für die zukünftige Landnutzung und Landschaftsentwicklung unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen entwickelt. Die Besonderheit liegt darin, dass diese auf den individuellen Entscheidungen der Betriebe basiert.

Vorgehensweise und erste Ergebnisse

Zur Untersuchung dieser Fragestellungen wurden zwei Testgebiete ausgewählt: die March-Thaya-Auen (Niederösterreich) und die Region Feldbach (Südoststeiermark). Dort wurden agrarökonomische und klimatische Datengrundlagen erhoben. Abbildung 1 zeigt die wichtigsten Kulturen im Untersuchungsgebiet der March-Thaya-Auen; dies sind hauptsächlich Zuckerrübe, Winterweizen und Mais. Auf der Abbildung 2 ist der hohe Maisanteil bezogen auf die Ackerfläche sowie die Viehdichte – hauptsächlich Schweinehaltung – in der Region Feldbach gut erkenntlich.

Abbildung eines Untersuchungsgebietes
Untersuchungsgebiet „March- Thaya Auen“: Anteil wichtiger Kulturen 2009
Abbildung eines Untersuchungsgebietes des Projekts
Untersuchungsgebiet „Wegener Netz“: Landwirtschaft Produktion und Intensität

Basierend auf diesen Daten wurden gemeinsam mit ExpertInnen aus der Region mögliche Entwicklungsszenarien unter Berücksichtigung des Klimawandels erarbeitet. Diese stellen das Kernstück der Betriebsbefragung dar. Dabei wurden die unterschiedlichen Anbauentscheidungen simuliert und so die Präferenzen ermittelt (diskretes Wahlexperiment). In den March-Thaya-Auen wurden im Winter/Frühjahr 2012 über 200 Fragebogen ausgefüllt; in der Region Feldbach läuft die Befragung derzeit noch.

Ergebnisse sollen direkt die Politik unterstützen

Folgende erste Schlussfolgerungen des Projektes CC-Land Prognosis können zur Unterstützung zukünftiger Entscheidungsprozesse herangezogen werden:

  • Die Betriebe in den Testregionen nehmen Auswirkungen durch den Klimawandel bereits heute wahr. Insbesondere positive Auswirkungen, wie höhere Erträge durch die Verlängerung der Vegetationsperiode (bei der Möglichkeit zur Bewässerung im Gebiet der March-Thaya-Auen und Marchfeld) werden eindeutig gesehen.
  • Kurzumtriebsplantagen (z.B. Pappeln) sind auf Auenflächen neue rentable Nutzungsmöglichkeiten, die auch durch Hochwässer nicht beeinträchtigt werden. Nachdem diese durch eine Verlängerung der Vegetationsperiode zukünftig profitieren könnten, sind Konflikte mit dem Erhalt der Biodiversität, der bisher als Grünland oder Wechselwiesen genutzten Flächen möglich. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass hier wirksame Förderungen zu prüfen sind.
  • In beiden Testgebieten wird deutlich, wie komplex die Entscheidungen in der Landwirtschaft geworden sind. So müssen regelmäßig neben der globalen Preisentwicklung der Produkte, auch die Förderpolitik, die Spezialisierung sowie neue Herausforderungen durch den Klimawandel mit berücksichtigt werden. Hinzu kommen die persönlichen betrieblichen Verhältnisse und Langzeitperspektiven. Im weiteren Projektverlauf werden detaillierte Aussagen zu diesen komplexen Abwägungsentscheidungen erwartet. Wir erwarten, dass dadurch auch Aussagen in Bezug auf Förderhöhen und aktuell diskutierte Themen, wie der verpflichtenden Flächenstilllegung, dem sogenannten „Greening“, möglich sind.

Weiters können die Ergebnisse des Projektes als Informationsgrundlage für die Umsetzung der nationalen Klimawandelanpassungsstrategie sowie für die Ausgestaltung der zukünftigen Agrarförderung in Österreich mit herangezogen werden. (Mai, 2012)

Weitere Informationen:

Projektleitung: Univ.Prof. Dr. Ulrike Pröbstl

Universität für Bodenkultur Wien, Department für Raum, Landschaft und Infrastruktur 

Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung

Email: ulrike.pröbstl@boku.ac.at 

Partner: BOKU, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Agrar- und Forstökonomie 

BOKU, Department Wasser- Atmosphäre- Umwelt, Institut für Meteorologie

Projektlaufzeit: 1.12.2010-31.05.2013

Projekt-Webseite