Waldbrände im Alpenraum

Waldbrände sind eine zunehmende Gefahr im Alpenraum. Es ist höchste Zeit, an den wichtigsten Stellschrauben zu drehen, um sich bestmöglich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten. Besonders Schutzwälder stehen dabei im Fokus. Eine Studie der EUSALP Aktionsgruppe 8 identifizierte die wichtigsten Schlüsselelemente für ein integrales Waldbrandmanagement.

Im Alpenraum kommt es jedes Jahr zu unkontrollierten Waldbränden, die Schäden in Millionenhöhe verursachen. Besonders die Auswirkungen auf Schutzwälder sind verheerend und der Erhalt deren Schutzfunktionen damit stark gefährdet.

In Zukunft ist eine Zunahme an Waldbränden aufgrund der klimatischen Änderungen sehr wahrscheinlich. Sie werden angeheizt durch häufigere Dürre- und Föhnperioden sowie Hitzewellen. Negativ wirken sich auch Landflucht und vermehrte Freizeitaktivitäten aus. Die gegenwärtigen Bemühungen zur Vermeidung und Bekämpfung von Waldbränden sind nicht ausreichend, um die Risiken von zukünftigen Brandauswirkungen und Naturgefahren zu minimieren. Besonders dem Übergangsbereich zwischen Wald und bewohntem Gebiet (Wildland-Urban-Interface, WUI) muss künftig noch größere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

In einer Studie, welche im Rahmen der EUSALP Aktionsgruppe 8 durchgeführt wurde, erarbeiteten die BOKU und führende Expertinnen und -experten aus Wissenschaft, Behörden und Einsatzorganisationen aus dem Alpenraum neue Lösungsansätze zur Verbesserung des Risikomanagements und zur Anpassung von Governance-Mechanismen durch Pflege bzw. Verbesserung bestehender Kooperationsstrukturen. In einer Umfrage wurden aktuelle Prozesse, bestehende Rechtsgrundlagen sowie generell die großen Herausforderungen in der Prävention, Bekämpfung und Sanierung von Waldbränden identifiziert. Die Erkenntnisse wurden in einem Workshop validiert und flossen in ein Whitepaper für politische Entscheidungstragende ein, welches Ende 2019 vorgelegt wurde.

Die wichtigsten Schlüsselelemente für ein integrales Waldbrandmanagement im Alpenraum sind demnach:

  1. Konzeption und Umsetzung von kurz- und langfristigen Präventionsmaßnahmen (wie beispielsweise die Verbesserung der Frühwarnsysteme und Anpassung der Waldbewirtschaftung, einschließlich der Nutzung kontrollierter Brände sowie Umsetzung von Schutzmaßnahmen am Wildland-Urban-Interface). Erstellung dynamischer Risikokarten auf lokaler und nationaler Ebene zur Identifizierung aktueller und künftiger Gebiete mit hoher Brandgefahr sowie zur Ausweisung von Regionen mit geringer Brandintensität, um die Sicherheit der Einsatzkräfte zu gewährleisten und taktische Bekämpfungsmaßnahmen zu unterstützen.
  2. Bekämpfungsmaßnahmen an die spezifischen Bedingungen im Alpenraum anpassen (wie beispielsweise Anpassung der Techniken zur Brandbekämpfung und Einsatz von technischen (kontrollierten) Bränden als Teil der Bekämpfungsstrategien sowie Sicherstellung einer schnellen und effizienten Luftunterstützung durch Helikopter).
  3. Verbesserung des Verständnisses und der Maßnahmen im Rahmen des Post-Fire-Managements (wie beispielsweise Erneuerung der Waldbedeckung durch technische Maßnahmen, Verbesserung der auf ökologischen Grundlagen basierenden Aktivitäten zur Wiederherstellung von verbrannten Flächen und Minimierung der Risiken von Brandauswirkungen auf Naturgefahren).
  4. Wissenstransfer und Erfahrungsaustauschunterstützen (wie beispielsweise die Etablierung eines Multi-Stakeholder-Ansatzes zwischen Behörden, Einsatzkräften und Wissenschaftlerinnen / Wissenschaftlern oder die Durchführung von transnationalen Trainings und spezifischen Waldbrandszenarien für Feuerwehren und Einsatzkräfte). (MO, KH, Juni 2020)