UBA Deutschland: Leitfaden für Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene

Die Anpassung an den Klimawandel rückt auch bei unseren Nachbarn in Deutschland immer mehr in den Fokus. Neben dem „Sofortprogramm Klimaanpassung“ des Bundesumweltministeriums, das im März 2022 ins Leben gerufen wurde, gibt es seit Juni eine Handlungsanleitung für Klimarisikoanalysen. Das 40-seitige Werk unterstützt Kommunen bei der Identifizierung der eigenen Betroffenheit durch den Klimawandel.

Der vom deutschen Umweltbundesamt herausgebrachte Leitfaden erklärt Städten, Landkreisen und Gemeinden, wie sie eine Klimarisikoanalyse vorbereiten und durchführen. Die Ergebnisse aus der Klimarisikoanalyse ermöglichen den Kommunen festzustellen, welche Anpassungsmaßnahmen für ihren Standort geeignet bzw. erforderlich sind. Wenn die Gemeinden die entsprechenden Maßnahmen umsetzen, werden sie widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Mit dem Wissen aus der Analyse erfolgt der Anpassungsprozess zielgerichtet und gut vorbereitet.

Die Handlungsempfehlungen unterscheiden 3 Phasen bei der Klimarisikoanalyse, die Vorbereitung, die Durchführung und die Kommunikation der Ergebnisse:

1. Vorbereitung: 

  • Ziele und Ergebnisse definieren (Formulierung von Zielen und Leitfragen gemäß ISO 14091)
  • Bestandsaufnahme (lokal relevante Informationen recherchieren, Identifizierung aller potentiell vom Klimawandel betroffenen Handlungsfelder und interessierter Parteien, Budgetkalkulation)
  • Projektteam zusammenstellen und Kooperationsmodus vereinbaren
  • Anwendungsbereich und Methodik festlegen
  • Durchführung planen

2. Durchführung:

  • Auswirkungen screenen
  • Wirkungsketten erstellen
  • Daten zusammenstellen und Indikatoren ermitteln
  • Auswirkungen des Klimawandels analysieren und bewerten
  • Optional: Anpassungskapazität analysieren und bewerten
  • Ergebnisse interpretieren

3. Kommunikation der Ergebnisse:

  • Zentrale Ergebnisse und wichtige Botschaften zusammenstellen
  • Ergebnisse zielgruppenspezifisch kommunizieren

Den Empfehlungen liegt die Norm DIN EN ISO 14091:2021-07 „Anpassung an den ⁠Klimawandel⁠ - ⁠Vulnerabilität⁠, Auswirkungen und Risikobewertung“ zugrunde. Diese rät unter anderem, in einer Klimarisikoanalyse partizipative Ansätze anzuwenden. Es sei wichtig, interessierte Parteien mit einschlägiger Expertise frühzeitig in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Partizipation fördert das gemeinsame Verständnis und Verantwortlichkeitsgefühl aller Beteiligten und dient gleichzeitig der Sensibilisierung. Ein fachbereichsübergreifendes Vorgehen ist aufgrund des Querschnittscharakters der Klimaanpassung wichtig.

Der Leitfaden richtet sich an diejenigen Akteur:innen, die mit dem Klimaanpassungsprozess auf kommunaler Ebene beauftragt sind. Dies können einzelne Kommunen aber auch Zusammenschlüsse mehrerer kleiner und mittelgroßer Kommunen sein, die im Verbund Klimaanpassung betreiben. Die Steuerung und Koordination des Prozesses können Behörden-interne Fachleute übernehmen oder auch externe Dienstleister:innen. Ergänzende Hinweise für eher kleine oder finanzschwächere Kommunen sind in Infoboxen hervorgehoben. (EM, November 2022)

Weitere Informationen

Publikation Umweltbundesamt Deutschland: Luise Porst, Maike Voß, Walter Kahlenborn, Dr. Inke Schauser (2022): Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene

Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland 2021 (Kurzfassung)

Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland 2021 (Teilbericht 1)