Wie entwickeln sich Wildschäden in Österreich?
Schäden durch Wild gelten seit langem als Herausforderung in Österreichs Wäldern. Die Reduktion der Schäden ist eine wichtige Anpassungsmaßnahme mit dem Ziel, zur Sicherung der Verjüngung und Erhaltung der Bestandsstabilität beizutragen. Wie sieht die aktuelle Situation in Österreichs Wäldern aus?
Zusätzlich zu den bereits spürbaren Folgen des Klimawandels auf Österreichs Wälder gelten Wildschäden als beträchtliche Herausforderung. Das Schadensniveau ist in Österreichs Wäldern nach wie vor hoch.
Schädigungen des Waldes durch Wild und auch Weidevieh können durch Verbeißen von Keimlingen, Terminal- oder Seitentrieben, durch Schälen der Rinde, durch Verfegen junger Bäume oder in Form von Trittschäden erfolgen. Hoher Wildverbiss und Schälschäden gefährden die Regenerationsfähigkeit (Verjüngung) und Stabilität von Waldökosystemen. Dies kann bei entsprechender Häufigkeit und Schwere zu beträchtlichen wirtschaftlichen, aber auch ökologischen Schäden führen Neben der Verringerung der Verbissbelastung ist auch die Etablierung von Mischbeständen und die notwendige Verjüngung überalterter Bestände von zunehmender Bedeutung.
Aufgrund des hohen Ausmaßes an Wildschäden werden die jährlichen Wildschadensberichte nunmehr auch dem Nationalrat zur parlamentarischen Behandlung übermittelt. Dadurch sollen eine höhere Sensibilisierung für die Problematik erzielt und Lösungen vorangetrieben werden.
Der Wildschadensbericht 2018 beschreibt erstmals seit Jahren eine Verbesserung der Wildschadenssituation. Der Einfluss des Wildes auf die Verjüngung des Waldes ist laut den jüngsten Ergebnissen des Wildeinflussmonitorings 2016-2018 in fast 2/3 der untersuchten Bezirke zurückgegangen. In einem Viertel der Bezirke ist der Wildeinfluss gestiegen. Auch die Schälschäden sind nach ersten Ergebnissen der neuen Waldinventur im Wirtschaftswald weniger geworden; hingegen haben Schälschäden im Schutzwald leicht zugenommen. In Regionen mit überwiegend Mischwäldern lässt sich ein höherer Anteil von Wildeinfluss beobachten als in Regionen mit vorwiegend Nadel- und Buchenwäldern. Insgesamt ist aber das Schadensniveau in Österreichs Wäldern nach wie vor zu hoch.
Weitere Reduktion erforderlich
Der Wildschadensbericht weist darauf hin, dass eine weitere Reduktion der Wildschäden dringend notwendig ist. Vor allem in den letzten beiden Jahren haben die Schäden durch den Borkenkäfer enorm zugenommen, dies unterstreicht die Notwendigkeit für an die Folgen des Klimawandels angepasste Wälder. Österreichs Schutzwälder sind teils überaltert, auf 300.000 ha Fläche besteht akuter Handlungsbedarf. Ein hoher Wildschaden kann der erforderlichen Verjüngung und Wiederaufforstung im Wege stehen.
Um eine nachhaltige Verbesserung der Verbiss- und Schälschadenssituation in Österreichs Wäldern zu erzielen, braucht es weitere zielgerichtete Aktivitäten. Hier braucht es partnerschaftliche Zusammenarbeit für gemeinsame Lösungen auf lokaler Ebene. Der Wildschadensbericht schlägt folgende besonders wichtige Bereiche dafür vor:
- Jagd: konsequente Umsetzung bzw. Einhaltung der Jagdgesetze und insbesondere eine an den jeweiligen Lebensraum angepasst Wilddichte. Stärkere Berücksichtigung der ökologischen Aspekte in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Jagdpraxis.
- Forst: Verstärkte Berücksichtigung der Bedürfnisse des Wildes und der Jagd bei der Waldbewirtschaftung.
- Weide- bzw. Landwirtschaft: konstruktive Zusammenarbeit der Forst-, Jagd- und Landwirtschaft in Wald-Weide-Regulierungsprojekten und vermehrtes Augenmerk auf standortangepasste Bestoßung.
- Verwaltung und Politik: konsequenter Vollzug der einschlägigen Rechtsmaterien.
- Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung zu verantwortungsvollem Verhalten im Wald und Einhaltung der forst- und jagdgesetzlichen Bestimmungen. (FZ, April 2020)