Beteiligungsprozesse zur Anpassung – Analyse und Empfehlungen

Eine erfolgreiche Klimawandelanpassung erfordert die Beteiligung verschiedener Akteurinnen und Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie der Bevölkerung. Um Fragen wie „Wie können Beteiligungsverfahren verbessert werden?“, zu beantworten, wurden im Rahmen eines vom Umweltbundesamt Deutschland finanzierten Projektes Beteiligungsprozesse in der Klimawandelanpassung untersucht.

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In Summe wurden 22 systematisch ausgewählte Beteiligungsprozesse zur Klimawandelanpassung in Deutschland untersucht und diese nach den Kategorien Beteiligte, Beteiligungsmethoden, Motivationspotenziale und Beteiligungsziele analysiert.

Beteiligte

Beteiligte wurden nach Handlungsfeldern, die Rolle der Beteiligten und wesentliche Akteursgruppen analysiert. Dabei hat sich ergeben, dass Akteursgruppen aus staatlichen Verwaltungen, Wissenschaft/Beratung und organisierten Zivilgesellschaften bei Beteiligungsprozessen gut vertreten sind. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die Einbindung von Akteurinnen und Akteuren aus der öffentlichen Verwaltung in vielen Fällen einfach ist, da diese Gruppe die Klimawandelanpassung inzwischen als eine ihrer Aufgaben wahrnimmt. Vor allem bei kommunalen Projekten zur Klimawandelanpassung scheint die Einbindung der politischen Ebene am ehesten möglich.

Demgegenüber hat sich eine Beteiligungslücke von verschiedenen Akteursgruppen, Sektoren und Handlungsfeldern ergeben, wodurch sich die Empfehlung ergibt, diese verstärkt zu integrieren:

  • Akteurinnen und Akteure der Handlungsfelder Boden, Fischerei, Finanzwirtschaft und Gesundheit
  • Kommunen (insbesondere kleinere Kommunen)
  • die Wirtschaft (vor allem kleinere Unternehmen), um auch diesen die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen und ihre Interessen in die Gestaltung der Klimawandelanpassung einzubringen
  • die zivilgesellschaftliche Bevölkerung, insbesondere Menschen aus unteren Einkommens- und Bildungsschichten, Menschen mit Migrationshintergrund sowie jüngere Frauen und Personen
  • (potenzielle) Gegner der Klimawandelanpassung, bzw. bestimmter Anpassungsmaßnahmen, sofern sich diese identifizieren lassen; ein Beispiel dafür wäre im Katastrophenbereich, wo es zu Hochwasserschutzmaßnahmen eine bereits klar gebildete Gegnerschaft gibt;

Beteiligungsmethoden

Am häufigsten finden einmalige Workshops und Veranstaltungen mit Fokus auf wissenschaftsbasierten Erwartungen einer negativen Klimazukunft, und wie diese abgewendet werden kann, statt. Selten angewendet werden Methoden, welche der Entwicklung einer positiven Zukunftsvision – hinsichtlich einer klimaresilienten Zukunft – folgen. Diese sind aber besonders geeignet für die Beteiligung von bisher unterrepräsentierten Gruppen, zum Beispiel der Bevölkerung, insbesondere einkommens- und bildungsschwache Schichten. Zusätzlich spielt hier der Vorteil mit ein, dass Visionsentwicklungsformate eher zu einer Aktivierung und einem „Empowerment“ dieser Akteursgruppen führen. Empfehlenswert ist zudem, Workshopreihen statt Einzelworkshops zu veranstalten, um vor allem eine tiefergehende Behandlung der Thematik zu ermöglichen. Durch die Nutzung der Räumlichkeiten der Beteiligten lässt sich zusätzlich der Teilnahmeaufwand reduzieren und somit die Schwelle für eine Beteiligung weiter senken. Um eine stetige Verbesserung der Beteiligungsverfahren zu erreichen, sollten systematische Befragungen der Teilnehmenden am Ende von Veranstaltungen zum Standard werden. Diese Ergebnisse sollte auch allgemein zugänglich gemacht werden, damit andere Veranstalterinnen und Veranstalter von Beteiligungsprozessen von den gemachten Erfahrungen lernen können.

Motivation zur Klimawandelanpassung

Die Analyse hat ergeben, dass der Wissensstand zu Klimawandel und –anpassung je nach Region, Handlungsfeld und Akteursgruppen sehr unterschiedlich ist. Wichtig ist jedenfalls, den Wissensstand zu berücksichtigen und den Fokus zu Beginn auf ein gemeinsames Verständnis zu legen. Die Motivation zur Umsetzung tritt nämlich erst nach dem Verständnis ein. Durch einen frühzeitigen Fokus auf Umsetzungsmaßnahmen können Beteiligte sich demotiviert und zu Maßnahmen gedrängt fühlen. Weitere Punkte, die die Motivation für Klimawandelanpassung steigern, sind der Einsatz von Positivkommunikation. Die bedeutet nicht problemzentriert, sondern lösungsorientiert arbeiten, Good-Practice Beispiele einsetzen, finanzielle Anreize wie Förderprogramme sowie auch eine öffentliche Anerkennung für Klimawandelanpassungsmaßnahmen schaffen. Empfehlenswert ist, Evaluierungen durchzuführen und Feedback einzuholen, um genauere Erkenntnisse zur Motivation der Beteiligten gewinnen zu können.

Beteiligungsziele

Hier spielt vor allem die Frage „Wozu beziehungsweise mit welchem Ziel werden Beteiligungsprozesse durchgeführt?“ eine wesentliche Rolle. In den meisten Fällen steht die Wissensintegration für möglichst fundierte Anpassungslösungen im Vordergrund. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass es bei Beteiligungsprozessen zum Großteil um das Verstehen und die Bewusstseinsschaffung möglicher Klimafolgen und daraus ergebende sinnvolle Anpassungsmaßnahmen geht, und nicht um die Entscheidung über konkrete Anpassungsmaßnahmen. Tritt der Diskurs zur Anpassung an den Klimawandel in eine Phase, in der es um Entscheidungen geht, wird empfohlen jene Verfahren anzuwenden, welche Konsensentscheidungen, statt Mehrheitsentscheidungen, favorisieren. (CM, 2020)