Migrationdruck wird künftig durch den Klimawandel weiter steigen
Über 500 Millionen Menschen leben in Nordafrika, dem Nahen und Mittleren Osten – einer Region, die bereits heute stark vom Klimawandel betroffen ist. In diesen Breiten hat sich die Zahl der extrem heißen Tage seit 1970 verdoppelt. Die in einer Studie prognostizierte weitere Zunahme extremer Hitze könnte den Siedlungsraum von Millionen Menschen künftig gar lebensfeindlich machen. Das Zwei-Grad-Ziel werde laut den Autoren jedoch nicht ausreichen, diese Entwicklung zu verhindern.
In der April-Ausgabe des Fachblattes „Climatic Change“ berichten Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz und vom Cyprus Institute in Nikosia, dass laut ihren Berechnungen die sommerliche Durchschnittstemperatur im Großraum vom Mittleren Osten bis Nordafrika mindestens doppelt so schnell ansteigen wird, wie im globalen Mittel. Konkret hätte das zu Folge, dass die Temperaturen südlich des Mittelmeeres schon Mitte dieses Jahrhunderts in den wärmsten Zeiten nachts nicht unter 30 °C fallen und am Tag auf 46 °C ansteigen, wobei sich auch die Dauer der Hitzeperioden dramatisch verlängert: War es in dieser Region in den Jahren von 1986 bis 2005 durchschnittlich 16 Tage lang sehr heiß, werde es - selbst wenn die Treibhausgas-Emissionen ab 2040 wieder sinken sollten - Mitte des Jahrhunderts an über 80 Tagen und Ende des Jahrhunderts an mehr als 118 Tagen ungewöhnlich heiß sein.
Business-as-usual Szenario
Sollte Kohlendioxid weiter im selben Ausmaß wie bisher freigesetzt werden, müssten die Menschen vor Ort zum Jahrhundertsende sogar mit rund 200 ungewöhnlich heißen Tagen pro Jahr rechnen - bei Tageshöchstwerten von fast 50 °C. Außer Frage steht dabei, dass die prognostizierten Klimaänderungen gravierende Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der dort lebenden Menschen hätten. Das Autorenteam der Studie „Strongly increasing heat extremes in the Middle East and North Africa (MENA) in the 21st century“ hebt zudem hervor, dass die künftige Unbewohnbarkeit vieler Gebiete infolge von langanhaltenden Hitzewellen und Sandstürmen auch den Migrationsdruck erhöhen wird. (Juni 2016)