Adaptation Gap Report 2020

Die fünfte Ausgabe des Adaptation Gap Report gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand in der Planung, Finanzierung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen mit einem Fokus auf naturbasierte Lösungen. Indes kommt die neueste Ausgabe zu dem Ergebnis, dass trotz Fortschritten in der Planung noch wesentliche Lücken beim Finanzierungsbedarf für Entwicklungsländer vorhanden sind.

2020 wurde die Welt nicht nur von einer Corona-Pandemie heimgesucht. Prägend waren auch Rekordtemperaturen, schwere Unwetter oder gravierende Waldbrände. Wie neueste Untersuchungen zeigen (siehe auch: Where 2020's Record Heat Was Felt the Most) gehört 2020 zu den heißesten Jahren seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Eine weitere Zunahme an Extremwetterereignissen ist für die nächsten Jahrzehnte daher zu erwarten.

Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ist essenziell, um den Temperaturanstieg auf 1,5 °C (Link)  zu begrenzen. Das Klima jedoch verändert sich jetzt schon mit bereits spürbaren Folgen für Mensch, Umwelt und Tier. Daher sind Schritte zur Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels eine weitere Notwendigkeit. Klimawandelanpassung ist vor allem im Zuge der Pariser Klimakonferenz 2015 in den Fokus der Wissenschaft und Gesellschaft gerückt. Wirtschaftlich starke Nationen sollen dabei Entwicklungsländer finanziell unterstützen und gegenseitigen Aufbau von Wissen sowie Umgang mit klimabedingten Schäden forcieren. Seit Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens erscheint jährlich der „Adaptation Gap Report“ des UN-Umweltprogramms (UNEP). Dieser untersucht, ob und in welchem Ausmaß Nationen ausreichende Maßnahmen gegen die bereits eingetroffenen, beziehungsweise noch zu erwartenden Klima-Auswirkungen wie Dürren, Überschwemmungen oder anderen Extremerscheinungen ergreifen.

Der jüngste Bericht zeigt, dass Nationen zwar Fortschritte in der Planung von Anpassungsmaßnahmen machen, jedoch – insbesondere in Entwicklungsländern – noch gravierende Lücken in der Finanzierung solcher Maßnahmen – bestehen. Ein weiterer Fokus liegt auf sogenannten nature-based solutions (NBS): Das sind an lokale Gegebenheiten angepasste Maßnahmen und Aktivitäten, welche durch eine nachhaltige Bewirtschaftung und Wiederherstellung natürlicher oder veränderter Ökosysteme Vorteile für das menschliche Wohlbefinden und die biologische Vielfalt bieten. Die Aufstockung öffentlicher und privater Gelder zur Finanzierung der NBS ist dabei unumgänglich, so die Autoren.

Baum in der Hand

Wesentliche Key-Messages aus dem Adaptation Gap Report 2020 werden im Folgenden dargestellt und beschrieben:

Anpassung auf globaler Ebene – die Finanzierung hinkt hinterher

  • 72 Prozent der Nationen haben bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen
  • Die Höhe der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen nimmt zwar auf globaler Ebene zu, jedoch übersteigen die jährlich im Anlassfall erforderlichen Kosten zur Anpassung an den Klimawandel diese bei weitem. Derzeit werden die jährlichen Kosten zur Anpassung in Entwicklungsländern auf USD 70 Mrd. geschätzt. Erwartet wird eine Steigerung auf 140–300 Mrd. USD bis zum Jahr 2030, auf bis zu 500 Mrd. US-Dollar bis 2050.
  • Wichtig ist das Setzen von Impulsen zur Finanzierung der Anpassung: Um Finanzierungslücken zu schließen, sind der Ausbau und die Bereitstellung öffentlicher und privater Finanzmittel sowie die Schaffung von Anreizen notwendig.
  • Ein nachhaltiges Finanzsystem muss sichergestellt werden: Bei Investitionsentscheidungen müssen Nachhaltigkeitskriterien (ESG = Environmental Social Governance Criteria) und klimabezogenen Finanzrisiken (TCFD = Task Force on Climate-related Financial Disclosures) berücksichtigt werden, um die Anfälligkeit von Menschen und Volkswirtschaften gegenüber dem Klimawandel zu reduzieren.
  • Positive Trends in der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen zeichnen sich ab: Der Green Climate Fund (GCF), als zentrales multilaterales Instrument der internationalen Klimafinanzierung, hat zum Ziel, Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu stärken. Derzeit werden 40 Prozent der Gesamtmittel für Anpassung an den Klimawandel bereitgestellt. Die Hälfte davon geht an die am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder.

Nature-based solutions (NbS): mehr als nur kostengünstige Lösungen

  • Intakte Ökosysteme mit ihren vielfältigen Funktionen (Wasser- und Klimaregulierung, Luftreinhaltung, etc.) gelten als wesentliche Bausteine in der Klimawandelanpassung. Gestörte Systeme sind nicht mehr in der Lage, die erforderlichen Leistungen für Mensch und Umwelt zu erbringen. Die Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Ökosystemen bilden daher die Basis naturbasierter Lösungen und gelten als wichtiges Schlüsselinstrument.
  • Zusätzlich können naturbasierte Lösungen eine vergleichsweise kostengünstige Möglichkeit darstellen, sich an den Klimawandel anzupassen.
  • Für mehr als die Hälfte der Nationen ist die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen ein wesentlicher Motivationsfaktor in der Klimawandelanpassung. Vor diesem Hintergrund haben circa 50 Prozent der Nationen naturbasierte Lösungen in deren nationale Anpassungskonzepte und/oder Biodiversitätsstrategien aufgenommen.
  • Trotz des Bemühens der Länder sind die Mittel zur Finanzierung bisher relativ niedrig gehalten. Kumulierte Gesamtinvestitionen für Klimaschutz- und Anpassungsprojekte betrugen im Rahmen der vier großen Klimafonds (the Global Environment Facility, the Green Climate Fund, the Adaptation Fund and the International Climate Initiative) in Summe 94 Mrd. US-Dollar. Davon stellen lediglich 12 Mrd. US-Dollar Mittel für naturbasierte Lösungen dar.
Moose und Flechten

Seit Anbeginn der Corona-Pandemie ist in vielen Ländern der Klimawandel aus dem Fokus geraten. Die Folgen der globalen Erwärmung führen aber bereits jetzt schon zu Schäden in Milliardenhöhe – Tendenz steigend. Die Autorinnen und Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass die Entscheidung, in den Klimaschutz und in die Anpassung zu investieren, eine notwendige Voraussetzung darstellt, um insbesondere zukünftige (wirtschaftliche) Schäden so gering wie möglich zu halten. Darüber hinaus müssten jene Nationen unterstützt werden, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden. (CM, Februar 2021)