Klimawandelkommunikation mit „Street-Games“
Unter dem Titel „Downpour“ (Englisch für Wolkenbruch) hat die Geografin Jana Wendler in Manchester ein Stadtspiel zur Klimakommunikation entwickelt. In dessen Rahmen schlüpfen Teilnehmende in die Rolle städtischer Krisenmanagerinnen und -manager, welche einen Notfallplan für Schutz vor Hochwasser aufstellen müssen. Dadurch werden aus passiven Zuschauerinnen und Zuschauern des Klimageschehens handelnde Akteurinnen und Akteure.
Der Weltklimarat IPCC rechnet für die Zukunft aufgrund der Klimaerwärmung mit mehreren, länger andauernden und intensiveren Stürmen und Regenfällen. In Großbritannien sind jüngste Sturmereignisse höheren Ausmaßes vor allem durch die mediale Berichterstattung in das Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. Dennoch ist das Bewusstsein der Gesellschaft für klimabedingte Extremereignisse wie Hochwasser noch relativ gering.
Um die Thematik Klimawandel und städtische Hochwässer der Bevölkerung näher zu bringen, hat die in Manchester lebende Geografin Jana Wendler gemeinsam mit Umweltwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern den Street-Game Ansatz ausprobiert. Dieser erfreut sich international zunehmender Beliebtheit: In Freiluftspielen mitten in der Stadt oder auch im ländlichen Raum lösen Erwachsene mögliche Aufgaben. Somit wurde das Street-Game „Downpour“ erschaffen, bei dem Spielerinnen und Spieler als Hochwasserrisikoberaterinnen und -berater in einem fiktiven Überschwemmungsszenario eingesetzt werden.
Der Spielablauf
„Stell dir vor, es regnet seit vier Tagen und die Flussufer brechen zusammen,“ lautet das Ausgangsszenario. Jeweils fünf Teilnehmende schlüpfen dann in die Rolle eines bzw. einer Manchester Flood Risk Advisor (Hochwasserschutzberaterin bzw. -berater). Im realen städtischen Umfeld und mit echten Stadtplänen ausgestattet, versuchen die Teams auf eine unmittelbare Hochwasser-Krise zu reagieren. Im weiteren Spielablauf müssen durch eine Reihe von Begegnungen mit Schauspielerinnen und Schauspielern und aufkommenden Rätseln Entscheidungen getroffen werden, um Manchester vor den Wassermassen zu schützen. Das etwa einstündige Spiel endet mit einem Briefing der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters – verkörpert von einer Schauspielerin oder einem Schauspieler – mit dem Auftrag, ein Hochwasser-Präventions-Programm zu entwickeln. Die von den Teams entwickelten Konzeptideen treffen hierbei sozusagen auf die Wirklichkeit. Jene Teams, deren Vorschläge Manchester am besten vor den im Zuge des Klimawandels häufiger zu erwartenden Hochwassern schützt, haben das Spiel gewonnen.
Was bringt‘s
Street-Games als Kommunikationsform bieten Menschen die Möglichkeit, in einem sicheren Raum (sogenannter „Safe-Space“) mit Entscheidungen und komplexen Situationen zu experimentieren, die einen realistischen Bezug zur (möglichen) Gegenwart haben, wodurch wiederum der spielerische Reiz erhöht wird. Zugleich sind neben den kognitiven Fähigkeiten auch soziale wie Teamwork gefragt. Darüber hinaus schaffen Street-Games eine emotionale Verbindung zu Themen, die das Potenzial haben, eine aktive Beteiligung an hochwasserbezogenen Prozessen und Themen auszulösen. Der wohl wichtigste Effekt, der erzielt wird, ist ein Moment der Selbstwirksamkeit. Aus passiven Zuschauerinnen und Zuschauern des Klimageschehens, werden handelnde Akteurinnen und Akteure. (CM, Juni 2020)