Selbstschutz vor Hochwasser

Als Folge des Klimawandels muss neben Hitzeereignissen auch mit einer Zunahme von Häufigkeit und Intensität anderer gesundheitsrelevanter extremer Wetterereignisse wie Starkniederschläge und Hochwasserereignisse, gerechnet werden. Dabei werden durch Regenfälle, Vermurungen oder Hagelschäden an der öffentlichen Infrastruktur, an Produktionsanlagen, aber auch im privaten Raum verursacht. Bei einer lang andauernden oder häufiger wiederkehrenden Zerstörung von Eigentum und Einkommen ist zusätzlich die psychische Belastung der Betroffenen besonders hoch. Hochwässer sind als häufigste Naturkatastrophe für hohe volkswirtschaftliche Schäden verantwortlich, da sie im Vergleich zu anderen Naturkatastrophen das höchste Schadenspotenzial aufweisen und die größte Anzahl von Menschen betreffen. Daher ist es besonders wichtig, rechtzeitig (Eigen)vorsorgemaßnahmen zu treffen, um zukünftige Auswirkungen des Klimawandels gering zu halten.

Auch die Österreichische Strategie zur Anpassung an den Klimawandel beschreibt die Dringlichkeit eines Aufbaus bzw. der Bildung eines Gefahren- und Risikobewusstseins und der Eigenverantwortung in der Bevölkerung im Umgang mit dem Risiko durch Naturgefahren. Zwar hat sich der Staat der Daseins-Vorsorge angenommen, jedoch kann dieser im Rahmen seiner Möglichkeiten keine absolute Sicherheit vor Naturgefahren wie Hochwässer gewährleisten. Daher hat das Prinzip Eigenverantwortlichkeit für die eigene Sicherheit einen sehr hohen Stellenwert im Umgang mit Naturgefahren. Dies schließt das Gefahrenbewusstsein, die Wahrnehmung und Akzeptanz von Risiken sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Gefahren ein.

 

Beratungsangebot vorhanden

In Österreich ist bereits ein breites Angebot an entsprechenden Informationen vorhanden. Mögliche Betroffene erhalten beispielsweise durch Kartendarstellungen wie Hochwassergefahrenkarten, Gefahrenzonenpläne, Risiko-, und Restrisikountersuchungen Informationen zur Vorsorge bei der Planung, dem Gebäudeschutz sowie der Verhaltensvorsorge. Ob man in einem hochwassergefährdeten Wohngebiet lebt, kann man selbst auf der HORA Website des BMLRT überprüfen. Darüber hinaus stellen ausgewählte kleinere und größere Unternehmen wie Bau- und Lagerhäuser, Versicherungsunternehmen etc. Fach- und Informationsberater zur Verfügung. 

 

Breites Angebot an mobilen Hochwasserschutzsystemen

Einige Firmen haben sich auf ein breites Angebot von hochwassergefährdeten Elementen spezialisiert und bieten fundiertes Fachwissen sowie Schutzsysteme für alle Einsatzbereiche – von Fenstern, Türen bis zu Garagentoren – an, um auch einzelne Objekte vor Hochwasser schützen zu können.

Sandsäcke zählen zu den Klassikern im Hochwasserschutz, vor allem, um in kurzer Zeit einen Hochwasserschutz zu gewährleisten. Es gibt jedoch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, sein Gebäude vor Wassereintritt zu schützen.

Rückhalte- und Retentionsflächen können zwar bei außergewöhnlich starken Regenfällen dazu beitragen, das sich bildende Hochwasser aufzuhalten, allerdings benötigen diese ausreichend Platz – welcher nicht immer vorhanden ist. Daher spielen mobile Hochwasserschutzsysteme eine wesentliche Rolle. Zu mobilen Hochwasserschutzsystemen werden Konstruktionen aus Stahl, Aluminium, Leichtmetall, Holz, Kunststoff oder Gummi gezählt, mit denen temporär wasserdichte Konstruktionen hergestellt werden. Sie werden nur für die Dauer des Hochwassers aufgestellt. Eingesetzt werden sie zum Schutz von Siedlungsgebieten und zum Schutz einzelner Gebäude. Man unterscheidet zwischen ortsgebundenen Systemen, z.B. Dammbalkensystemen, und ortsungebundenen Systemen, beispielsweise Sandsäcken. Letztere werden als Ergänzung zum planmäßigen ortsgebundenen mobilen Hochwasserschutz eingesetzt, bzw. bieten sich bei kurzen Vorwarnzeiten an. Durch die individuelle Anpassung von Dammbalken aus Aluminium können diverse Toröffnungen wie Garagentore, Türen und Fenster rasch abgedichtet werden. Eigens für Fenster gibt es u.a. Vorsatzscheiben, welche zusätzlich angebracht werden und Schutz gegen drückendes und stehendes Wasser bieten. Des Weiteren bieten Schlauch- und Kunststoffsysteme, die beispielsweise vor einer Garageneinfahrt oder um das Gebäude montiert werden und sich selbst mit Wasser befüllen, Schutz vor dem Hochwasser.

Mittlerweile haben sich auch einige Städte wie zum Beispiel Steyr in OÖ, die regelmäßig von Hochwässern heimgesucht werden, intensiv mit der Thematik Hochwasser auseinandergesetzt. Privatpersonen, deren Bauten im Hochwasserabflussbereich von öffentlichen Gewässern situiert sind, erhalten eine Förderung für das Anbringen von Hochwasser-Schutzsystemen. Des Weiteren hat die Stadt Steyr eine Liste mit Anbietern von Schutzsystemen auf ihrer Homepage veröffentlicht.

 

Forcierung der Eigenvorsorge wichtig

Bislang fehlt es in Österreich jedoch an einer langfristigen Strategie zur Förderung der Eigenvorsorge. Das StartClim Projekt REInvent bestätigt: Während sich der öffentliche Katastrophenschutz auf die Kumulierung dieser Ereignisse sukzessive einstelle, wurde eine problemangepasste Verstärkung der Eigenvorsorge in Österreich bis dato eher punktuell und nicht systematisch betrieben. Darüber hinaus zeigt der Großteil der österreichischen Bevölkerung eher limitiertes Interesse in der Vorsorge mit privatem Objektschutz. Eigenvorsorge ist jedoch ein wesentlicher Bestandteil von Risikomanagement, weshalb dessen Stärkung wesentlich ist.

Blaulichtorganisationen und der Zivilschutz fordern eine Steigerung der Sensibilisierung der österreichischen Bevölkerung, um Schäden sowie gesundheitliche Folgen weiter zu reduzieren. Die Bevölkerung muss sich ihrer Selbstverantwortung bewusst werden und erkennen, dass der Staat trotz seiner unterstützenden Funktion die Sicherheit des einzelnen im Katastrophenfall nicht gewährleisten kann. Fest steht, dass Eigenvorsorge ein wesentlicher Bestandteil jeder Art von Risikomanagement ist, das immer ein Zusammenspiel zwischen öffentlichen und privaten Akteuren erfordert. (CM, April 2020)