RIVAS: Regionale Bewertung von Klimaanfälligkeiten
(30.06.2011) Die Auswirkungen des Klimawandels und die erforderlichen Maßnahmen zur Anpassung sind gebietsweise sehr verschieden. Insbesondere auf der regionalen Ebene besteht einerseits noch erheblicher Forschungsbedarf hinsichtlich der Klimawandelfolgen und der Verwundbarkeit einzelner Sektoren und andererseits gibt es noch kaum praktische Erfahrungen mit der Einbeziehung von lokalen AkteurInnen bei der Bewertung von Verwundbarkeiten. Daher widmet sich das Forschungsprojekt RIVAS (Regional Integrated Vulnerability Assessment for Austria) diesen Fragestellungen. Das durch den Klima- und Energiefonds geförderte Projekt wird vom österreichischen Umweltbundesamt in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien und dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung durchgeführt.
Im Zentrum von RIVAS steht die Untersuchung von Klimawandelfolgen und Verwundbarkeiten auf regionaler Ebene unter besonderer Berücksichtigung der Schnittstellen zwischen Forschung und Stakeholdern. Hierbei geht es insbesondere um partizipative Bewertungsverfahren, die zur Steigerung der Qualität und Nutzbarkeit von Klimafolgenwissen beitragen. Herausforderungen wie die Integration von wissenschaftlichem und nicht-wissenschaftlichem Wissen sowie die Integration von Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften in integrativen Klimawandel-Assessments stehen dabei im Vordergrund. Das übergeordnete Projektziel ist die Entwicklung, Testanwendung und Bereitstellung von Prozessdesign, Konzept und Methoden für partizipative Klimafolgen- und Verwundbarkeitsbewertungen im regionalen Kontext. Konkret werden im Rahmen des Projekts folgende Teilziele verfolgt:
- Analyse nationaler und internationaler Beispielprojekte vor dem Hintergrund des wissenschaftlichen Diskurses.
- Testanwendung eines spezifischen Prozessdesigns in einer österreichischen Pilotregion für ausgewählte Sektoren und Erarbeitung von Bewertungsergebnissen für regionale AkteurInnen.
- Bewertung und Verbesserung des konzeptiven, methodischen und prozessbezogenen Rahmens für regionale Vulnerabilitätsbewertungen und Aufbereitung für zukünftige Anwendungen.
Leitfaden für partizipative Verwundbarkeitsuntersuchungen
Als ein wesentliches praxisorientiertes Ergebnis wird die Bereitstellung eines übertragbaren Leitfadens für partizipative Verwundbarkeitsuntersuchungen in österreichischen Regionen angestrebt. Dies stellt eine wichtige Basis für eine mögliche Formulierung von sektoren- und regionsspezifischen Anpassungsmaßnahmen dar, welche die nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels vermeiden und verringern helfen. Durch den Fokus auf partizipative Formen der Wissensgenerierung wird eine Optimierung der Nützlichkeit und Brauchbarkeit von Klimafolgenwissen angestrebt, welches regionale AkteurInnen bei Anpassungsentscheidungen unterstützen soll.
Die Phase der Analyse von ausgewählten Projektbeispielen sowie die Ableitung von Schlussfolgerungen für ein ideales Prozessdesign für partizipative regionale Vulnerabilitätsbewertungen ist weitgehend abgeschlossen. Insgesamt wurden 14 internationale Projekte hinsichtlich ihrer Stärken, Schwächen und „lessons learned“ analysiert. Daraus konnten u. a. diejenigen Phasen einer Bewertung der Verwundbarkeit identifiziert werden, welche Interaktionen mit Stakeholdern erfordern bzw. sinnvoll erscheinen lassen (beispielsweise im Zuge der Problemformulierung, der Auswahl und Bewertung von Indikatoren usw.).
Für die Praxisanwendung in RIVAS wurde – gemeinsam mit dem zuständigen Regionalmanagement – das Mostviertel in Niederösterreich als Pilotregion ausgewählt. Hier wird anhand ausgewählter Fragestellungen die Empfindlichkeit (Verwundbarkeit, Schadensanfälligkeit) der Sektoren Wasser-, Land- und Forstwirtschaft gegenüber dem Klimawandel untersucht und bewertet. Zusammen mit lokalen und regionalen Akteuren werden im Rahmen von Arbeitstreffen, Workshops und Interviews wichtige Forschungsfragen definiert und bearbeitet. Ein erstes Arbeitstreffen mit VertreterInnen aus der Region fand am 27. April 2011 statt. Ziele dieser Veranstaltung waren in erster Linie, eine grundsätzliche Einigung über den Projektablauf zu erreichen sowie lokale und regionale Problemwahrnehmungen und Herausforderungen hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf die untersuchten Sektoren zu erfassen.
Derzeit laufen Interviews mit RegionalexpertInnen und Stakeholdern der Region, mit dem Ziel, konkrete Untersuchungsfragen für den weiteren Projektverlauf einzugrenzen.
Weiterführende Informationen:
Projektleitung: Wolfgang Lexer, Umweltbundesamt GmbH
Email: wolfgang.lexer@umweltbundesamt.at
Projektlaufzeit: Jänner 2010 bis Dezember 2011