KlimaNetz - Anpassung an den Klimawandel durch die Stärkung sozialer Strukturen
Neben technischen Maßnahmen spielen bei der Anpassung an den Klimawandel auch das Wissen des Einzelnen und soziale Strukturen wie Netzwerke oder Vereine eine wichtige Rolle. Das Projekt KlimaNetz untersucht anhand von zwei Fallstudien, inwieweit man dieses Human- und Sozialkapital einer Gesellschaft ermitteln und für die Anpassung an den Klimawandel nutzen und stärken kann.
Menschen sind einerseits Verursacher des Klimawandels, andererseits bekommen sie – in immer stärkerem Ausmaß – die Auswirkungen der Klimaänderungen zu spüren und suchen nach Möglichkeiten zur Anpassung. Von der Notwendigkeit für Anpassungsmaßnahmen sind unterschiedlichste Ebenen betroffen: von öffentlichen Verwaltungseinheiten mit ihren unterschiedlichen territorialen und materiellen Verantwortungsbereichen über die verschiedenen Wirtschaftszweige bis hin zu jedem Einzelnen. Neben technischen und naturwissenschaftlichen Ansätzen sind daher auch soziale Aspekte zu berücksichtigen, um die Kapazität zur unmittelbaren Bewältigung und längerfristigen Anpassung an die Folgen den Klimawandels zu erhöhen. Darunter zählt u.a. das vorhandene Human- und Sozialkaptial einer Gesellschaft. Das Forschungsinstitut SERI führt gemeinsam mit dem Umweltbundesamt ein vom österreichischen Klima- und Energiefonds gefördertes Forschungsprojekt durch, mit dem Ziel aufzuzeigen, wie das Wissen und die Fähigkeiten des Einzelnen sowie Netzwerke, Institutionen etc. für die Anpassung an den Klimawandel eingesetzt werden können.
Im KlimaNetz-Projekt wird Humankapital als Wissen und Fähigkeiten von Einzelpersonen in Bezug auf Umgang mit und Anpassung an den Klimawandel verstanden. Voraussetzung dafür ist eine gewisse physische und psychische Gesundheit sowie die Motivation, die eigenen Kapazitäten zu nutzen und Aktionen zu setzen. Das Sozialkapital hingegen beinhaltet Beziehungen, Bindungen und den gesellschaftlichen Zusammenhang, der wichtig ist, um Humankapital einzusetzen. Im Rahmen von KlimaNetz werden Strukturen, Institutionen, Netzwerke und Beziehungen untersucht, die es ermöglichen, das individuelle Humankapital in Verbindung mit anderen beizubehalten und weiter zu entwickeln. Dabei werden Familien, Gemeinschaften, Arbeitsumfeld, gewerkschaftliche Organisationen, Freiwilligenorganisationen, das rechtliche und politische Umfeld sowie Bildung und Gesundheitsversorgung in die Betrachtungen mit einbezogen.
Wie man das Human- und Sozialkapital messen kann und welchen Einfluss es bei der Anpassung an den Klimawandel hat, wird im Zuge des Projekts in insgesamt zwei Testregionen (Gemeinde Virgen in Osttirol und Gemeinde Klosterneuburg in Niederösterreich) untersucht. Gemeinsam mit lokalen Stakeholdern werden im Rahmen von Interviews und Workshops Strategien erarbeitet, wie man durch die Förderung des Human- und Sozialkapitals besser gegen den Klimawandel gewappnet ist.
In beiden Testregionen wurden bereits Interviews mit BürgerInnen und politischen VertreterInnen durchgeführt, die einen ersten Einblick zu vorhandenen sozialen Strukturen und über die Wahrnehmung Einzelner zum Klimawandel geben sollen. Dabei standen u.a. folgende Fragestellungen im Zentrum: Wie ist das Zusammenleben in der Gemeinde? Wie ist das Vereinsleben? Wie sieht die Vernetzung innerhalb der Gemeinde, aber auch nach außen hin aus? Zudem fanden vor kurzem die ersten Projekt-Workshops in Virgen und Klosterneuburg statt, wo die Ergebnisse aus den im Vorfeld geführten Interviews präsentiert und diskutiert wurden. Weiters wurden mögliche Auswirkungen des Klimawandels und die Betroffenheit in der Region besprochen. So zählen in der ländlichen Gemeinde Virgen u.a. die zunehmende Trockenheit oder das voranschreitende Auftauen des Permafrostes zu den Herausforderungen für die Zukunft. In Klosterneuburg hingegen können beispielsweise künftig vermehrte Hitzetage und Auswirkungen auf die Gesundheit zum Problem werden. Ausgehend von der Analyse der sozialen Situation und den möglichen Auswirkungen des Klimawandels werden in der nächsten KlimaNetz-Workshoprunde im März 2012 partizipativ erste Maßnahmen für die Mobilisierung von Human- und Sozialkapital erarbeitet.
Die Ergebnisse des KlimaNetz-Projekts werden in einem Handbuch zusammengefasst, welches einerseits Anleitung gibt, wie die Anpassungsfähigkeit einer Region zu bestimmen ist, und andererseits konkrete Wege zur Erarbeitung von Handlungsmöglichkeiten aufzeigt. Im Handbuch werden auch beispielhaft Maßnahmen vorgestellt, die durch die Stärkung von Human- und Sozialkapital die Anpassungskapazität erhöhen. (Dezember, 2011)
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