Der fünfte Sachstandsbericht des IPCC

Im September wurde der erste Teil des UN-Klimaberichts veröffentlicht. Der Bericht liefert keinen Grund zur Entwarnung, auch wenn manche Berichterstattungen und Klimaskeptiker mit einzelnen, aus dem Zusammenhang gerissenen Aussagen diesen Eindruck erweckten. Wie wurde in Österreich darüber berichtet, was sagen ExpertInnen aus der Forschung und der Verwaltung zu den Kernbotschaften?

Am 27. September 2013 wurde die Zusammenfassung des ersten Teils des fünften IPCC Sachstandsberichts (Fifth assessment report AR5) veröffentlicht. Er fasst das aktuelle Wissen zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels zusammen.

An der Erstellung des ersten Teils des Sachstandsberichts mit 14. Kapiteln und über 2000 Seiten waren 209 LeitautorInnen und 50 Begutachtungseditoren aus 39 Ländern sowie über 600 mitarbeitende AutorInnen beteiligt. Als einziger österreichischer Wissenschaftler war Univ.-Prof. Dr. Georg Kaser von der Universität Innsbruck, Institut für Meteorologie und Geophysik im AutorInnenteam vertreten. Im Zuge der Berichtserstellung wurden 54.677 Kommentare von 1089 ExpertInnen behandelt. Die Zusammenfassung für politische EntscheidungsträgerInnen, die sogenannte „Summary for Policymakers“, mit 36  Seiten wurde mit RegierungsvertreterInnen Wort für Wort diskutiert und enthält die wichtigsten Botschaften des Sachstandberichts. Ebenso stehen die Kernbotschaften in Form von 19 Aussagen mit einem Umfang von zwei Seiten zur Verfügung.

Aufbauend auf den Ergebnissen erscheinen im März und April 2014 der zweite und dritte Teil des Reports. Darin geht es um die Folgen des Klimawandels, Anpassung, Verwundbarkeit (Arbeitsgruppe 2) sowie um Maßnahmen zum Klimaschutz (Arbeitsgruppe 3). Ein übergreifender Synthese-Bericht wird für Oktober 2014 erwartet.

Wissenswertes zu den Sachstandsberichten des IPCC

Die im Abstand von 5-6 Jahren veröffentlichten Berichte fassen den weltweiten Stand der wissenschaftlichen Forschung über die globale Erwärmung zusammen. Sie stellen Regierungen und andere EntscheidungsträgerInnen im öffentlichen und privaten Sektor eine wissenschaftlich fundierte Informationsquelle zum Klimawandel zur Verfügung. Der Anspruch an die Berichte besteht darin, wissenschaftliche Erkenntnisse umfassend, objektiv, offen und transparent zusammenzutragen und zu bewerten. Der Entstehungsprozess ist komplex und verläuft über mehrere Jahre.

Die Sachstandsberichte bestehen aus den Teilberichten der drei Arbeitsgruppen und einem zusammenfassenden Synthesebericht. Jeder der drei Arbeitsgruppen-Bände besteht aus einzelnen Kapiteln, einer optionalen technischen Zusammenfassung und einer Zusammenfassung für politische EntscheidungsträgerInnen.

  • Arbeitsgruppe 1 trägt die wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaänderung zusammen, sie untersucht wie das globale Klimasystem funktioniert und wie es sich künftig verändern könnte.
  • Arbeitsgruppe 2 befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels. Sie schätzt ab wie verwundbar unsere ökologischen und sozioökonomischen Systeme sind und wie sich die Gesellschaft an die Veränderung anpassen kann.
  • Arbeitsgruppe 3 beschäftigt sich mit Gegenmaßnahmen und zeigt Kosten und Nutzen von politischen und technologischen Möglichkeiten zur Minderung des Klimawandels auf.

Um die Qualität der IPCC-Berichte sicherzustellen, unterliegen die Berichtsentwürfe einer umfangreichen Überprüfung, dem Review-Prozess. Für den gesamten Prozess gelten strenge Regeln. AutorInnen sind beispielsweise angehalten, Unsicherheiten klar darzustellen und im Erstellungsprozess des aktuellen Sachstandsberichts wurde der Einfluss der GutachterInnen gestärkt sowie die Transparenz erhöht. Die aufwändige Begutachtung erfolgt in mehreren Runden: zuerst ausschließlich durch wissenschaftliche ExpertInnen, in weiterer Folge sind ebenso RegierungsexpertInnen der Mitgliedsstaaten beteiligt. Die Begutachtung soll objektiv, offen und transparent sein und möglichst viele unabhängige ExpertInnen einbinden. Konträre Ansichten, Wissenslücken und Unsicherheiten sind im Bericht klar darzustellen. Die vorläufigen Entwürfe sind während der Begutachtungen vertraulich, erst nach der Verabschiedung des Berichts werden alle Unterlagen veröffentlicht. So ist die Entstehung für die Öffentlichkeit in allen Details nachvollziehbar. Die HauptautorInnen der einzelnen Kapitel müssen auf sämtliche Anmerkungen der GutachterInnen eingehen, die Antworten dokumentieren und diese in den Berichtsentwurf integrieren.

Entstehung der IPCC-Berichte
Entstehung der IPCC-Berichte

Die Sachstandsberichte weisen meist einen Umfang von 500 bis über 2000 Seiten auf, aufgrund ihrer Länge und der komplexen Materie werden sie für die Allgemeinheit in Form der „Summary für Policy Makers“ im Umfang von ca. 30 Seiten zusammengefasst. Gemeinsam mit RegierungsvertreterInnen der Mitgliedstaaten wird der finale Entwurf mit den WissenschaftlerInnen abgestimmt. Dabei geht es darum, dass die Aussagen vollständig, verständlich und ausgewogen sind. Diskutiert werden nicht die wissenschaftlichen Inhalte sondern deren Interpretation und Bewertung. Die AutorInnen entscheiden letztendlich, welche Änderungen angenommen werden. Mit der Abstimmung im Plenum erkennen die Regierungen die wissenschaftlichen Aussagen der IPCC-Berichte an.

Über das IPCC

Das IPCC, das 1988 gemeinsam von WMO (Weltorganisation für Meteorologie) und der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) gegründet wurde, ist ein wissenschaftliches, zwischenstaatliches Gremium. Seine Aufgabe besteht darin, weltweit das naturwissenschaftliche, technische und sozioökonomische Wissens bezüglich des Klimawandels und seiner Auswirkungen zu sammeln und zu bewerten. Das IPCC selbst führt keine Forschung und auch keinerlei Messung klimarelevanter Parameter durch. Es stützt sich vielmehr auf peer-reviewte Publikationen, wobei im aktuellen Sachstandbericht über 9200 Publikationen zitiert werden. Die Arbeiten für das IPCC sind unentgeltlich und freiwillig.

Reaktionen und Berichterstattung in den Medien

Die Veröffentlichung des ersten Teils des fünften Sachstandberichts erhielt eine sehr große mediale Aufmerksamkeit. Schon im Vorfeld sind Inhalte durchgesickert und haben für Schlagzeilen gesorgt. Einzelne Aussagen wurden aus dem Zusammenhang gerissen und teils übertrieben dargestellt. Klimaskeptiker fühlen sich durch reißerische Meldungen wie die „Erderwärmung macht Pause“, der „UN-Klimabericht rudert zurück“, „Apokalypse abgesagt: Klimawandel findet nicht statt“ oder „Klimabericht: Unnötige Panikmache“ in ihrer Meinung bestätigt. Vor allem Abschwächungen in der Temperaturzunahme oder die leicht zunehmende Ausdehnung des antarktischen Meereises wurden dazu herangezogen, den Bericht als fragwürdig darzustellen.

Es besteht jedoch kein Zweifel, dass die globale Mitteltemperatur in den letzten Jahrzehnten sukzessive angestiegen ist und die letzten drei Jahrzehnte zu den wärmsten seit 1850 zählen. Auch andere – ebenso wichtige – Klimaindikatoren (z.B. Ozeantemperaturen, Meeresspiegelanstieg, Gletscherschmelze) vermitteln ein deutliches Bild der globalen Erwärmung in Übereinstimmung mit dem wissenschaftlichen Verständnis des Klimasystems. Aufgrund des verzögerten Temperaturanstiegs kann nicht auf eine generelle Abschwächung des globalen Klimawandels geschlossen werden, da solch kurzfristige Veränderungen vor allem auf natürliche und interne Schwankungen im Klimasystem zurückgehen können. Hierzu laufen noch weitere Untersuchungen, zum Beispiel deuten die Beobachtungen des Wärmeinhalts der Ozeane und des Meeresspiegelanstiegs darauf hin, dass ein Teil der dem Klimasystem zugefügten Energie zu einer weiteren Erwärmung der globalen Ozeane geführt hat.

Wenn die Kernaussagen eines so umfangreichen wissenschaftlichen Berichts, wie dem IPCC Sachstandsbericht zusammengefasst werden – auf 36 Seiten für politische EntscheidungsträgerInnen sowie auf 2 Seiten mit Kernbotschaften – dann beruht dies auf vielen Kompromissen und Vereinfachungen. Um diese Inhalte für die breite Öffentlichkeit möglichst interessant und spektakulär aufzubereiten, führt dies immer wieder zu Schlagzeilen, die Einzelaspekte herausgreifen und aus dem Zusammenhang reißen, die WissenschaftlerInnen und ExpertInnen in dieser Form so nicht bestätigen können. Nach der öffentlichen Präsentation der Kurzfassung, am 27. September in Stockholm, wurden die Kernaussagen in zahlreichen Medien treffend und umfassend erläutert. Dennoch blieben die in den Tagen vorher oft sehr reißerisch formulierten Beiträge noch im Gedächtnis und sind nicht mehr so einfach zu berichtigen. Vorgefertigte Meinungen sind, auch mit sachlich fundierten Informationen, oftmals schwer zu revidieren.

Insgesamt war und ist die Berichterstattung auch in Österreich sehr vielfältig. Insbesondere von NGOs wurde der UN-Klimabericht als ein „Weckruf für die Politik“ bezeichnet und angesichts der Aussagen des Berichts, zum raschen und konsequenten Handeln aufgerufen.

Wie sehen österreichische ExpertInnen aus Forschung und Verwaltung den UN-Klimabericht

Prof. Andreas Gobiet, Klimaforscher am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, erläutert, dass der kürzlich erschienene 1. Teil des 5. Sachstandsberichts von manchen KollegInnen als "spektakulär unspektakulär" bezeichnet wird. Gemeint ist damit, dass sich die Hauptaussagen im Vergleich zum vorherigen Bericht nur wenig verändert haben. Was wissenschaftlich gesehen unspektakulär sein mag, ist gesellschaftlich von hoher Relevanz, da es die Reife und Zuverlässigkeit des vom IPCC zusammengestellten Stand des Wissens unterstreicht. Die Klimawissenschaft hat ihre Ergebnisse in den letzten Jahren und Jahrzehnten vielfach überprüft, verbessert und bestätigt. Heute besteht etwa an der fortschreitenden durch den Menschen verursachten Erwärmung der Erde kein Zweifel mehr. Auch wenn die Grundaussagen in der Zusammenfassung für EntscheidungsträgerInnen keine großen Überraschungen beinhalten, so weist Andreas Gobiet explizit darauf hin, dass bei genauerer Lektüre des Berichts sich viele interessante neue Ergebnisse, wie etwa sehr detaillierte Aussagen zum Klimawandel in einzelnen Regionen finden.

Für Dr. Markus Kottek, Geschäftsführer des Kärntner Instituts für Klimaschutz, bestätigt der Bericht die Aussagen des vorigen Sachstandsberichts und untermauert und beweist damit den (negativen) Einfluss des Menschen auf das globale Klimasystem. Daraus folgt, dass sowohl der Klimaschutz als auch die Anpassung an den Klimawandel weiterhin absolut wichtige Themen sind und auch in den nächsten Jahrzehnten bleiben werden. Seiner Meinung nach ist es zwar noch nicht fünf vor zwölf, die Uhr tickt aber immer schneller. Basierend auf den neuesten Aussagen des IPCC werden ein neues internationales Klimaschutzabkommen sowie (trans)nationale Strategien zur Anpassung an den Klimawandel immer wichtiger. Die Aussagen bieten einen wissenschaftlich abgesicherten Rückhalt um die begonnene Arbeit im Klimaschutz mit noch größeren Anstrengungen fortzusetzen und auf regionaler Ebene zusehends Anpassung an den Klimawandel zu forcieren. Auf Basis des neuen IPCC Reports wird es auch in Kärnten unumgänglich sein, neben dem aktiven Klimaschutz auch eine Umsetzungsstrategie von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ins Leben zu rufen. Wichtig ist es, sich in seiner Arbeit auf die wissenschaftlichen Fakten zu stützen. Der aktuelle IPCC-Bericht soll nicht dazu herangezogen werden, eigene Interessen zu festigen und durchsetzen zu können. Diesen Eindruck erwecken manche NGOs, was natürlich von den Medien gerne aufgegriffen wird und der Sache nicht dienlich ist.

Auch für den Leiter der Abteilung Immissions- und Klimaschutz des Lebensministeriums, Dr. Helmut Hojesky sowie für Frau Dr. Barbara Kronberger wird durch den 5. Sachstandsbericht der Trend der Aussagen vorangegangener IPCC-Berichte bestätigt, ja sogar noch deutlich unterstrichen. Die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig. Die Indizien für einen menschlichen Einfluss haben noch weiter zugenommen. Sie sehen in den Aussagen einen Auftrag im Bemühen nicht nachzulassen, dass national und international Maßnahmen zum Klimaschutz forciert werden. Gleichzeitig sind aber auch die Initiativen zur Anpassung an jene Auswirkungen des Klimawandels, die nicht mehr zu verhindern sein werden, zu verstärken. Das mediale Echo im Vorfeld der Veröffentlichung des IPCC-Berichts war teilweise von Tendenzen geprägt, angebliche Inhalte verkürzt oder sogar verfälscht darzustellen. Vielleicht sollten im einen oder anderen Fall bei den LeserInnen bewusst Unsicherheit über die Meinung der WissenschaftlerInnen zum Klimawandel erzeugt werden. Nach Publikation des Berichts fanden dann aus Ihrer Sicht die tatsächlich alarmierenden Aussagen demgegenüber weniger Gehör.

Dass der Klimawandel stattfindet, zeigt sich nach dem Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, DI Ingmar Höbarth nicht nur an nüchternen meteorologischen Messungen, sondern wird uns auch durch die Zunahme von Naturkatastrophen, wie Hitzewellen, Überschwemmungen oder Sturmschäden, die mit bislang unbekannter Stärke auftreten, vor Augen geführt. Worin sich internationale ExpertInnen seit Jahren einig sind, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, wird durch den kürzlich veröffentlichen fünften Sachstandsbericht des IPCC bestätigt. Daher sind der Kampf gegen den Klimawandel und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel eine der größten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben des 21en Jahrhunderts. Der Beitrag des Klima und Energiefonds für dieses Jahrhundertprojekt: Wir werden auch in Zukunft konsequent den Ausbau Erneuerbarer Energien, die Steigerung der Energieeffizienz und die Ökologisierung des Mobilitätssystems voran treiben, um so die Transformation hin zu einem nachhaltigen Verkehrs-, Energie- und Gesellschaftssystems zu schaffen.

Aussagen des 1. Teils des  fünften IPCC Sachstandsbericht (Fifth Assessment Report, AR5)

Laut IPCC-Bericht steht außer Zweifel, dass sich das Klimasystem seit 1850 stetig erwärmt und dass dies auf menschlichen Einflüssen beruht. Die Belege für den aktuellen Klimawandel und seine Ursachen sind im Vergleich zum 4. Sachstandsbericht von 2007 noch umfassender und sicherer. Die Abschätzungen der zukünftigen Entwicklung sind sehr viel fundierter. Um das 2°C Ziel zu erreichen  sind beträchtliche und dauerhafte Reduktionen der Treibhausgas-Emissionen weltweit erforderlich.

Die Ergebnisse des aktuellen Berichts wurden im Vergleich zum vorherigen Bericht auf Basis doppelt so vieler sowie verbesserter Klimamodelle und einer weit größeren Anzahl an Simulationen erarbeitet. Das Prozessverständnis hat sich verbessert, viele Faktoren, die das Klima beeinflussen, können nun umfassender simuliert werden, wie z.B. großräumige Niederschlagsmuster und die Auswirkungen der Landnutzung. Die Aussagen der Modelle werden damit belastbarer und die Abschätzung der Bandbreite möglicher Änderungen sicherer.

Neuerungen im Bericht

Repräsentative Konzentrationspfade lösen SRES-Szenarien ab

Szenarien dienen in der Wissenschaft dazu, mögliche zukünftige sozioökonomische Entwicklungen (z.B. Wirtschaftswachstum, technologische Entwicklung, Bevölkerungswachstum, etc.) zu beschreiben. Bisher wurden in der Klimaforschung die SRES-Szenarien (Emissionsszenarien) verwendet, die je nach den globalen sozioökonomischen Entwicklungen, die Entwicklung der Treibhausgasemissionen berechnet haben. Auf dieser Grundlage wurde die erwartete Klimaänderung berechnet. Für den aktuellen Bericht wurden repräsentative Konzentrationspfade (Representative Concentration Pathways, RCPs) entwickelt, die die früheren SRES-Szenarien (Emissionsszenarien) ersetzen. Um die Ergebnisse der neuen Szenarien im Vergleich zu den bisherigen einordnen zu können, ist es wesentlich sich mit den Unterschieden zu beschäftigen. Der wichtigste Unterschied zwischen den SRES-Szenarien und den RCP-Szenarien liegt darin, dass die RCPs klimapolitische Ziele einbinden. Das bedeutet, dass sie realistische Bilder möglicher globaler wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen liefern, indem sie Vermeidungsmaßnahmen berücksichtigen. Der Schwerpunkt der neuen Szenarien liegt auf der Konzentration der Treibhausgase und den Strahlungsantrieb (zusätzlicher Energiegehalt der Atmosphäre) und nicht auf den Emissionen. Die RCP-Szenarien definieren zunächst einen Konzentrationsverlauf bis 2100, mit Erweiterungen bis 2300. Um diesen Verlauf einzuhalten, gibt es verschiedene Pfade durch unterschiedliche Klimaschutzmaßnahmen (z.B. Steigerung der Energieeffizienz, Reduktion der fossilen Energieerzeugung, Verlangsamung der Entwaldung). Diese können zu unterschiedlichen Anteilen zur Einhaltung der RCP-Pfade beitragen. Die RCP-Szenarien stellen „wenn-dann“ Optionen der künftigen Entwicklung dar.

RCP-Emissionspfade im Vergleich zu den SRES-Emissionspfaden bis 2050
RCP-Emissionspfade im Vergleich zu den SRES-Emissionspfaden bis 2050

Das RCP8.5-Szenario entspricht einer Welt, in der keinerlei Maßnahmen zum Klimaschutz unternommen werden und das Wirtschaftswachstum wie bisher auf der Verbrennung fossiler Energieträger beruht. Die beiden Szenarien RCP6 und RCP4.5 gehen von moderaten Entwicklungen aus, sind ressourcenschonender orientiert und weisen Erfolge in der Klimapolitik aus, sodass die Erwärmung im Mittel liegt. Das Szenario RCP3-PD oder das ähnliche RCP2.6 zeichnen im Gegensatz dazu ein sehr optimistisches Bild. Ein solcher Emissionspfad wäre nur durch den sofortigen Stopp aller Treibhausgasemissionen zu erreichen.

Es lässt sich nicht vorhersagen, welches der Szenarien am wahrscheinlichsten eintritt. Ihr Eintreten hängt vom zukünftigen Verhalten der Menschheit ab, per Definition sind alle (RCP)-Szenarien gleich wahrscheinlich. Bei verstärkten globalen Klimaschutzanstrengungen kann im optimistischsten Fall das Szenario RCP2.6 eintreten, die Chancen darauf schwinden jedoch rapide. Selbst für eine Umsetzung des RCP6.0, das eine mittlere globale Erwärmung von ca. 3,2 °C über dem vorindustriellen Niveau erwarten lässt, sind noch bedeutend mehr Anstrengungen notwendig. Die aktuellen Entwicklungen der globalen THG-Emissionen und Konzentrationen deuten derzeit jedoch eher auf ein Hochemissionsszenario wie RCP8.5 hin.

Grenzwert für den globalen CO2-Ausstoß

Erstmalig wird ein Grenzwert für den Gesamteintrag von CO2 in die Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung quantifiziert, bei dessen Überschreiten die Einhaltung bestimmter Temperaturobergrenzen, wie z. B. der 2 °C-Obergrenze, schwierig würde: Bei CO2-Emissionen von bis zu etwa 1000 Gigatonnen Kohlenstoff könnte das 2°C-Ziel mit mehr als 66 % Wahrscheinlichkeit eingehalten werden. Diese  Menge verringert sich auf 800 Gt Kohlenstoff, wenn auch die anderen klimawirksamen Treibhausgase berücksichtigt werden. Von diesen 1000 Gigatonnen Kohlenstoff wurden seit vorindustrieller Zeit bis zum Jahr 2011 allerdings bereits mehr als 500 Milliarden Tonnen emittiert.

Wesentliche Kernaussagen des ersten Teils des 5. IPCC-Berichts

Die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig,…

…dabei war die globale Durchschnittstemperatur der letzten drei Jahrzehnte sukzessive wärmer als alle vorangegangenen Jahrzehnte seit 1850. In der Nordhemisphäre war 1983-2012 wahrscheinlich die wärmste 30-Jahr Periode der letzten 1400 Jahre. Seit Beginn der Messungen um 1850 traten 12 der 14 wärmsten Jahre seit dem Jahr 2000 auf. Atmosphäre und Ozeane haben sich erwärmt, Schnee- und Eismengen sind zurückgegangen, der Meeresspiegel ist seit Mitte des Jahrhunderts schneller angestiegen.

Jedoch war der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur  in den vergangenen 15 Jahren geringer als in den vorhergehenden Jahrzehnten. Aus diesem Befund kann nicht auf eine generelle Abschwächung des globalen Klimawandels geschlossen werden, da solch kurzfristige Veränderungen vor allem auf natürliche und interne Schwankungen im Klimasystem zurückgehen. Als mögliche Ursachen gelten eine Zunahme der gespeicherten Wärmemenge in den Ozeanen durch veränderte Meeresströmungen, natürliche Klimaschwankungen, oder ein kühlender Effekt durch Aerosole aus mehreren kleineren Vulkanausbrüchen. Hier sind noch Untersuchungen im Laufen. Auch wenn der globale Temperaturanstieg nicht linear verläuft, sondern Schwankungen unterworfen ist, besteht dennoch kein Zweifel an der Realität des Klimawandels.

Der Einfluss des Menschen auf das Klimasystem ist klar…

…und mit großer Sicherheit (95 prozentiger Sicherheit) waren die ansteigenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre die Hauptursache der beobachteten Erderwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Natürliche Faktoren wie Schwankungen der Sonnenaktivität oder Vulkanausbrüche haben auf die gegenwärtige Erwärmung nur einen geringen Einfluss. Hier bestärkt der 5. Sachstandsbericht des IPCC die Position seines Vorgängerberichts (AR4).

Fortgesetzte Emissionen von Treibhausgasen werden eine weitere Erwärmung und Veränderungen in allen Komponenten des Klimasystems bewirken. …

… Die Begrenzung des Klimawandels erfordert beträchtliche und anhaltende Reduktionen der Treibhausgas-Emissionen. Der AR5 gibt für den mittleren Temperaturanstieg gegenüber vorindustriellen Bedingungen gegen Ende dieses Jahrhunderts eine Bandbreite von 0,9 bis 5,4 °C an. Die neuen Berechnungen bestätigen im Wesentlichen die Resultate des vorhergehenden Berichts. Im AR4 wurde bis Ende dieses Jahrhunderts ein mittlerer Temperaturanstieg von 1,1 bis 6,4 °C gegenüber Ende des 20. Jahrhunderts angegeben. Der Anstieg wird wahrscheinlich 1,5°C übersteigen.

Weitere umfassende Informationen zu den Aussagen des IPCC finden Sie auf der Seite des IPCC und der deutschen IPCC-Koordinierungsstelle.