Dürren zukünftig in 129 Ländern erwartet

In den nächsten 80 Jahren werden weltweit 129 Länder eine Zunahme von Dürreereignissen erleben, die hauptsächlich auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Das geht aus dem aktuellen Sonderbericht Dürre 2021 des Büros für Katastrophenvorsorge der Vereinten Nationen hervor. Er ruft zu sofortigem Handeln auf, um Dürrerisiken zu verringern und legt Empfehlungen dazu vor.

ausgetrockneter Boden

Die tiefgreifenden Auswirkungen von Dürren auf Gesellschaften, Ökosysteme und Volkswirtschaften werden oft unterschätzt. Sie verursachen Kosten, die unverhältnismäßig stark von den am meisten gefährdeten Menschen getragen werden. Obwohl sich Dürren über große Gebiete erstrecken, lange andauern, Millionen von Menschen betreffen und zu Ernährungsunsicherheit, Armut und Ungleichheit beitragen, wird besonders in Europa wenig über sie berichtet. Das liegt auch daran, dass Dürren intuitiv oft als „höhere Gewalt“ wahrgenommen werden und nicht als das indirekte Ergebnis menschlichen Handels. Deshalb untersucht der Sonderbericht Dürre 2021 des United Nations Office for Disaster Risk Reduction (UNDRR) die systemische Natur von Dürren und ihre Auswirkungen auf die Erreichung der internationalen Ziele zur Verringerung des Katastrophenrisikos, die SDGs sowie auf die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen und Ökosystemen.

Der menschgemachte Klimawandel trägt besonders zur Zunahme von Dürren bei. Er erhöht die globalen Temperaturen und beeinflusst die Niederschlagsmuster, wodurch die Häufigkeit, Schwere und Dauer von Dürren in vielen Regionen der Welt zunehmen. Da wir uns auf eine 2˚C wärmere Welt zubewegen, sind dringende Maßnahmen erforderlich, um das Dürrerisiko besser zu verstehen und effektiver zu managen. In den nächsten 80 Jahren werden weltweit 129 Länder eine Zunahme der Dürreexposition erleben, die hauptsächlich auf den Klimawandel zurückzuführen ist, und 38 Länder werden hauptsächlich durch die Wechselwirkung zwischen Klimawandel und Bevölkerungswachstum gefährdet sein. Die Art und Weise, wie wir das Dürrerisiko verstehen und handhaben, steht in direktem Zusammenhang mit unserer Fähigkeit, die Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und des Sendai-Rahmens für Katastrophenvorsorge zu erreichen. Deshalb ruft der UNDRR-Sonderbericht Dürre 2021 zu sofortigem Handeln auf, um Dürrerisiken zu verringern. Vorausschauendes Denken und Handeln im Vorfeld einer Dürre sind nötig, um schwere und irreversible Folgen für zu vermeiden. Dazu formuliert der Bericht sechs Schlüsselempfehlungen:

  1. Prävention: Maßnahmen zur Vorbeugung verursachen weitaus weniger soziale, ökonomische und ökologische Kosten, als erst nach dem Eintritt der Dürre zu reagieren.
  2. Risiko-Governance: Ein besseres Verständnis von komplexen und systemischen Risiken sowie eine verbesserte Risiko-Governance können zu effektiven Maßnahmen gegen Dürrerisiken beitragen.
  3. Zusammenarbeit: Dürre-fokussierte Kooperationen auf nationaler und lokaler Ebene werden entscheidend sein für die Bewältigung von Dürren in einer sich erwärmenden Welt, in der die Niederschläge immer unberechenbarer werden.
  4. Management: Ein Mechanismus für das Dürremanagement auf internationaler und nationaler Ebene könnte dazu beitragen, die komplexe und kaskadenartige Natur des Dürrerisikos besser zu adressieren.
  5. Finanzsysteme: Die Finanzsysteme und -dienstleistungen müssen weiterentwickelt werden, um kooperative Ansätze zu begünstigen, soziale Schutzmechanismen zu fördern und Risikotransfer sowie Eventualfinanzierung zu erleichtern.
  6. Inklusion: Es müssen neue Wege beschritten werden, um die Einbeziehung von indigenem und lokalem Wissen sowie den wirksamen Austausch von Erfahrungen im Dürrerisikomanagement zu fördern.
staubige Ackerfläche

Die Umsetzung dieser Empfehlungen erfordert eine transformative Governance von Dürren, die die Komplexität, Ambivalenz und Vielfältigkeit des Phänomens berücksichtigt. Das bedeutet, dass systemische Ansätze gefragt sind, die die Handlungen, Prozesse, Traditionen und Institutionen umfassen, durch die kollektive Entscheidungen erreicht werden. Hierzu müssen öffentliche, private, zivilgesellschaftliche, und finanzielle Akteure zusammenarbeiten und die nationale sowie lokale Politikplanung beschleunigen. Dies gelingt durch neue Mechanismen zur Förderung des Dialogs zwischen den verschiedenen Handlungsebenen und einen verstärkten Informations- und Ressourcenfluss. So sollen neue effektive Partnerschaften zwischen verschiedenen Interessengruppen entstehen, bei denen schrittweises partizipatives Lernen mit den am stärksten von der Dürre Betroffenen im Mittelpunkt steht und die systemische Veränderungen anstreben. Der Übergang zu solche neuen Governanceformen kann sowohl schrittweise Anpassungen als auch rasche, mitunter disruptive, transformative Veränderungen erfordern. (DB, September 2021)