Stadt der Zukunft – Innovationen für die grüne Stadt
Menschen, die in Städten wohnen, sind am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Steigende Temperaturen und extreme Wetterereignisse beeinträchtigen die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen in der Stadt. Der Themenworkshop „Innovationen für die grüne Stadt“ bot ein spannendes Feld aus Forschungsergebnissen mit Praxisbezug sowie ein Forum für Vernetzung und Diskussion.
Am 1. Oktober tauschten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung und Praxis zum Thema Innovationen für die Grüne Stadt aus. Den Rahmen bildete eine Veranstaltung aus der Themenworkshop-Reihe „Stadt der Zukunft in der Praxis“, die einen Teil der Forschungsinitiative „Stadt der Zukunft“ des BMVIT darstellt. In der Begrüßung wies Herr Paula (BMVIT) auf die Notwendigkeit von intelligenten Energielösungen hin und betonte, dass es vor allem darum geht, die Hitze in der Stadt zu bekämpfen.
Als Einführung stellte Frau Zuvela-Aloise (ZAMG) die aktuell verfügbaren Klimaprojektionen für Wien vor. Der diesjährige Hitzesommer liegt ungefähr im mittleren Bereich, wenn man ihn in die künftigen Prognosen für Wien einreiht. Als mögliche Anpassungsmaßnahmen zur Eindämmung von städtischen Wärmeinseln wurden die Begriffe „Green City“, „Blue City“ und „White City“ genannt: Gemeint sind damit Begrünungen, wobei vor allem Baumpflanzungen zur Hitzereduktion beitragen, die Anlage von Wasserflächen und die Änderung des Albedo an Gebäuden und versiegelten Oberflächen durch entsprechende Farb- und Materialauswahl. Modellierungen zeigen, dass die Kombination von verschiedenen Maßnahmen zu einer Reduktion von 12 Hitzetagen im Sommer führen kann.
Im Anschluss daran berichtete Frau Enzi sehr eindrucksvoll von den Aktivitäten des Innovationslabors „GrünStattGrau“. Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, die Aufmerksamkeit für die Grüne Stadt zu wecken, Menschen zu vernetzen, Kooperationen und Synergien im Forschungsbereich zu forcieren sowie zukunftsweisende Projekte bei deren Umsetzung zu unterstützen. Dies geschieht z.B. durch die „Teststrecke MUGLI“: Ein Container, ausgestattet mit Fassadenbegrünung und Solaranlage am Dach, wandert von Stadt zu Stadt. Er wechselte am 1. Oktober seinen Standort vom Wiener Hauptbahnhof zur nächsten Station nach Feldkirch. Er fungiert als Infostand zum Thema Grün statt Grau und hat in den vergangenen zwei Monaten eine Fülle von Informations- und Vernetzungsarbeit geleistet. Zu weiteren Aktivitäten des Innovationslabors zählen zum Beispiel die Installation von „Living-Labs“ oder die Bereitstellung eines „Greening Checks“: Das ist eine kostenlose Erstberatung zur grünen Adaption von Gebäuden, die online für individuelle Gebäudebedürfnisse abgefragt werden kann. In den nächsten Monaten wird eine Plattform mit Datenbanken zu besonderen Leuchtturm-Projekten, Expertinnen/Experten und Produkten erarbeitet, welche weiter zur Vernetzung von Interessierten zu den vielfältigen Themen um die Gründe Stadt beitragen soll.
Nach der Pause gewährten zwei Vortragende der BOKU Einblicke in ihre spannenden Projekte: Am Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau werden urbane Grünflächenpotenziale am Gebäude und im verbauten Bestand sondiert, wobei bestehende Kartierungen herangezogen aber auch praxisnah bestimmte Testflächen mit einem Bodenradargerät befahren werden. Die Ergebnisse fließen in eine „Road Map“, ein Katalog mit Empfehlungen für Umsetzungsmaßnahmen, so der Vortragende, Herr Hörbinger.
Herr Reinwald vom Institut für Landschaftsplanung berichtete von Biotop City, einem städtebaulichen Gesamtkonzept für einen grünen Stadtteil. Auf den ehemaligen Coca-Cola-Gründen in Wien-Favoriten entstand ein großes und ambitioniertes Wohnprojekt. Biotop City steht für eine Wohnform, bei der trotz hoher Geschossflächenzahl und Bebauungsdichte besonderer Wert auf Gebäudebegrünung gelegt wird. Die Projekt-Beteiligten sehen ihr Werk als Bauanleitung für die grüne Stadt der Zukunft, wenngleich eingeräumt wurde, dass von der Planungsvision zur Umsetzung dennoch viel Grün verloren ging. Diese Kluft zu schließen wäre die Herausforderung für kommende Projekte dieser Art.
Als Abschluss präsentierte Herr Podmirseg sein umfangreiches Wissen zu Vertical Farming, einer Form der Energie- und ressourceneffizienten Lebensmittelproduktion. Vertical Farming findet in transparenten Gebäudehüllen statt und unterscheidet sich damit von der Lebensmittelproduktion in geschlossenen Systemen. Vertical Farming eignet sich für dicht verbaute Gebiete und kann in Gebäudekomplexen mit Wohnnutzung oder Schulen kombiniert werden. Die „Wolkenfarm“ in St. Pölten ist ein Pilotprojekt dazu. Die Vorteile liegen in der Ersparnis beim Strom- und Flächenverbrauch und im Verzicht auf Pflanzenschutzmittel.
Die anschließende Podiumsdiskussion und der Ausklang am Buffet bot die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über Vision und Status quo der Grünen Stadt und die eigenen Erfahrungen auszutauschen. (EM, Oktober 2018)