ClimaToon: ein Wissenschaftscomic (nicht nur) für Jugendliche
Globale Pandemie und globaler Klimawandel – so unterschiedlich die Ursachen auch sind, zeigt der gesellschaftliche Umgang damit zahlreiche Parallelen. Eine davon: die bunt gemischten und oft kontroversen Erwartungen an die Wissenschaft. Ein neuer Comic erklärt die wissenschaftlichen Spielregeln.
Einerseits hat das Schlagwort „evidenzbasiert“ unerwartete Popularität erlangt. Andererseits scheint aber auch die Bereitschaft gewachsen, missliebige Studien schnell als Produkt „weltfremder“, wenn nicht gar „bezahlter“ Umtriebe „sogenannter“ Expertinnen und Experten, „die dauernd etwas Anderes behaupten“ abzutun (und sich auf YouTube den Rat „wirklich unabhängiger“ aber leider „totgeschwiegener“ Wissenschafterinnen und Wissenschafter einzuholen). Ist gute Wissenschaft also eine Frage des persönlichen Geschmacks?
Ob es um die Notwendigkeit von Impfungen, der vorausschauenden Anpassung an den Klimawandel oder anderes geht: häufig scheint sich die Skepsis gar nicht so an komplizierten Inhalten als an der ungewohnten Arbeitsweise der Wissenschaft zu entfachen: „Die Expertinnen und Experten sind sich ja selbst nicht einig!“ Kein Wunder, der Umgang der Wissenschaft mit Unbekanntem weicht oft von dem ab, was uns als Hausverstand bewährt durch den Alltag führt. Vorbehalte gegenüber der Verlässlichkeit „der Wissenschaft“ gehen nicht selten auf Missverständnisse über deren alltagsfremde Qualitätsmechanismen zurück. Ganz vorne mit dabei: das Absichern neuen Wissens durch Widerspruch statt Vereinbarung und das Urteilen in Wahrscheinlichkeiten statt Wahrheiten.
Die gute Nachricht: die selbst auferlegten Spielregeln der Wissenschaft sind weder besonders kompliziert noch umfangreich. Man muss nicht erst selbst Profifußball spielen oder in die Klimaforschung gehen, um ein Foul oder einen wissenschaftlichen Etikettenschwindel zu erkennen. Die wichtigsten dieser Spielregeln, und warum sich Forscherinnen und Forscher darauf geeinigt haben, sind im neuen Comic „Nices Institut, da! Linda und Paul erforschen das Forschen.“ erklärt. Der Comic, finanziert durch das Förderprojekt StartClim, wendet sich an Schülerinnen und Schüler der Oberstufe. Er erklärt in vier Kapiteln, wieso Wissenschafterinnen und Wissenschafter so arbeiten wie sie arbeiten, was Statistik mit Vorurteilen und Hypothesen mit einer Bergwanderung zu tun haben, und was Forschende nachts nicht schlafen lässt.
Der Gestaltung des Comics ging eine Befragung an Mittelschulen zum Thema „Was ist Wissenschaft für dich?“ voraus, die unter anderem wissenschaftliche Vorbilder, die Bedeutung verschiedenster Faktoren für die wahrgenommene Glaubwürdigkeit einer Studie und den individuellen Stellenwert der Wissenschaft gegenüber anderen Erklärungsansätzen erhob. Ob als Arbeitsbehelf im Unterricht, für produktivere Alltagsgespräche mit „Klimaskeptikerinnen“ oder „Klimaskeptikern“ oder einfach als Zeitvertreib für Schülerinnen und Schüler (und Eltern): Studie und Comic sind auf den Seiten des Förderprogrammes StartClim frei verfügbar. (IO, Juni 2021)