Klimamodelle anschaulich erklärt: Vom Wassertopf auf der Herdplatte

In einem Artikel in der Neuen Züricher Zeitung erklären die beiden Klimaphysiker Thomas Stocker und Reto Knutti, warum Klimamodelle sehr wohl verlässliche Aussagen über die künftige Entwicklung liefern können – und wählen dazu einen unorthodoxen Ansatz, der aber für jeden Laien verständlich sein dürfte.

„Klimamodelle sind nicht verlässlich“, und: „Die Forschung kann ja nicht einmal vorhersagen, wie das Wetter in zehn Tagen wird – wie will sie es dann mit dem Klima zum Ende des Jahrhunderts tun?“ Solche oder ähnlich Vorwürfe werden nach wie vor erhoben und öffentlich vertreten, wie es jüngst auch ein emeritierter Ökonomieprofessor der Universität Basel in der Neuen Züricher Zeitung tat. Mit der schlagfertigen und unkonventionell einleuchtenden Gegenantwort an gleicher Stelle hat er aber wohl nicht gerechnet. Die beiden schweizerischen Professoren für Klimaphysik, Thomas Stocker und Reto Knutti führten dabei anschaulich vor Augen, was Modelle zum Verlauf des Klimawandels beitragen können:

"Stellen wir uns vor, wir stellen eine Pfanne Wasser auf die Herdplatte und wählen Stufe 3. Das Wasser erwärmt sich, Dampfblasen bilden sich auf dem Pfannenboden, steigen nach oben, und schließlich beginnt das Wasser zu sieden. Wir können nicht voraussagen, wann und wo die nächste Blase aufsteigt. Trotzdem können wir, dank physikalischen Gesetzen, relativ genau den Verlauf der Wassertemperatur berechnen, wenn wir die Heizleistung auf Stufe 3 und die Eigenschaften von Wasser und Pfanne kennen. [...] Genauso verhält es sich mit der Abschätzung des Klimawandels. Wir können heute weder das Wetter am 1. Oktober 2016 noch den Ort eines tropischen Wirbelsturms im Jahr 2053 voraussagen. Mit Klimamodellen, welche auf physikalischen Gesetzen basieren, ist es trotzdem möglich, den Verlauf der mittleren Temperatur auf der Erdoberfläche abzuschätzen, falls wir den weltweiten CO2-Ausstoß kennen." (September 2016)