KLAR!-Managerin und KLAR!-Projekt des Jahres 2021 ausgezeichnet

Erstmals seit Start des KLAR!-Programms wurden das KLAR!-Projekt und die KLAR!-Managerin des Jahres gewählt. Die KLAR! Stiefingtal mit der Managerin Isabella Kolb-Stögerer erhält die Auszeichnung für das Projekt „Klimafittes Bauen im Stiefingtal“. KLAR!-Managerin des Jahres 2021 ist Natalie Prüggler aus der KLAR! Zukunftsregion Ennstal. Beide Managerinnen betonen: Für den Erfolg in der Region ist die aktive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ausschlaggebend!

KLAR!-Projekt des Jahres: Klimafittes Bauen im Stiefingtal

Nicht nur ein einzelnes Projekt, sondern neue Maßstäbe für das Bauen in der Region hat Isabella Kolb-Stögerer, die Managerin der KLAR! Stiefingtal, in ihrer Region initiiert. Es begann damit, dass die gelernte Gebäudetechnikerin sich dafür interessierte, wie sie ihr Wissen aus der HKLS-Technik (Heizung-Lüftung-Klima-Sanitär) mit Maßnahmen zur Klimawandelanpassung verknüpfen könnte. Immer wieder brachte sie das Thema bei den Gemeinden zur Sprache und stieß bald auf offene Ohren, da es bereits Probleme mit Überflutungen durch Regenwasser gab. Die Gespräche brachten den Stein ins Rollen. Die Region achtete beim Neubau des Kindergartens in St. Georgen an der Stiefing darauf, die Gruppenräume durch Dachvorsprünge vor Sonne zu schützen und kühl zu halten. Nach und nach beteiligten sich immer mehr Personen mit ihrem Fachwissen an klimafitten Bauprojekten: ein Elektrotechniker, ein Architekt, ein HKLS-Techniker, ein Baumeister bis hin zu Fachleuten der Landentwicklung Steiermark und der KFU und TU Graz. Mittlerweile wurde außerdem die Volksschule Pirching am Traubenberg saniert und mit einem Sonnenschutz aus Holz sowie einer Freiluftklasse ausgestattet. Derzeit ist unter dem Projekt „Klimafittes Bauen im Stiefingtal“ ein klimafittes Vorzeige-Mehrfamilienhaus in Planung, ein klimafittes Einfamilienhaus soll folgen. Alle Projekte orientieren sich an den gleichen Grundsätzen zur klimafitten Gestaltung von Gebäuden. Ein Leitfaden für Bauaufgaben, der im Zuge des Projekts entstand, fasst diese Grundsätze zusammen und gibt Hilfestellung für zukünftige Bauwerber:innen.

Als Technikerin, die es mit Zahlen genau nimmt, war für die KLAR!-Managerin der lockere Planungszugang eine spannende Herangehensweise: Statt aufwendige Berechnungen zur Kühllast durchzuführen, plante der Baumeister pragmatisch einen fixen Sonnenschutz aus Holz. Ausschlaggebend für den Erfolg der Projekte ist für Isabella Kolb-Stögerer, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten und das gleiche Ziel verfolgen. Im Stiefingtal traf das persönliche Interesse der KLAR!-Managerin zur richtigen Zeit auf engagierte Bürgermeister und interessierte Fachleute. Das „klimafitte Bauen im Stiefingtal“ entwickelt sich seitdem immer mehr zum Markenzeichen der Region. Auch die Klimaschutzministerin Leonore Gewessler gratulierte zu diesem erfolgreichen Projekt beim Gemeindetag 2021.

Preisverleihung für das KLAR! Projekt des Jahres beim Gemeindetag mit Ingmar Höbarth (Geschäftsführer Klima- und Energiefonds), Wolfgang Neubauer (Obmann der KLAR! Stiefingtal, Bgm. St. Georgen an der Stiefing) und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (BMK).
Die frisch sanierte Volksschule Pirching am Traubenberg mit Sonnenschutz aus Holz und einer Freiluftklasse.

Natalie Prüggler ist KLAR! Managerin des Jahres 2021

Keine Frage, äußerst engagiert sind alle fünf zur Wahl nominierten KLAR!-Manager:innen. Mit knappem Vorsprung gewann Natalie Prüggler die Wahl zur KLAR!-Managerin des Jahres 2021. Engagiert im Einsatz ist sie für ihre Pionierregion, die KLAR! Zukunftsregion Ennstal, seit dem Start des Programms 2017. Rund 20 konkrete Projekte mit über 30 Partnern hat sie als KLAR!-Managerin in den letzten viereinhalb Jahren umgesetzt. Neben ihren Aufgaben als KLAR! Managerin betreibt Natalie Prüggler gemeinsam mit ihrem Mann die Firma MOOSMOAR Energies. Dies war auch das Sprungbrett ins KLAR!-Programm: Durch ihre Erfahrungen in der Energiewirtschaft beschäftigte sie die Frage, wie die durch den Klimawandel getriebene Umwandlung des Energiesystems funktionieren kann und auf welche weiteren Folgen wir uns als Gesellschaft einstellen müssen. Die drei Gemeinden der KLAR!-Region – Öblarn, Sölk und Michaelerberg-Pruggern – spürten damals schon die neuen Herausforderungen, etwa durch vermehrten Borkenkäferbefall in den Wäldern, und unterstützten die Bemühungen um die KLAR!-Region.

Ein großes Anliegen sind Natalie Prüggler die Projekte mit den Bildungseinrichtungen in der Region. Sie ist überzeugt, dass die Bewusstseinsbildung unter den Kindern langfristig die größte Wirkung erzielt. Ein besonderes Highlight ist, dass von der KLAR!-Region der Bau des „Wassererlebnis Öblarn“ initiiert wurde. Dieses begehbare Modell simuliert Hochwasser mit und ohne Schutzmaßnahmen und macht die möglichen Folgen von zunehmenden Starkregenfällen greifbar. Ein weiterer Erfolg ist eine Arbeitsgruppe, die auf Initiative der KLAR!-Maßnahmen entstanden ist und verschiedene Beteiligte aus dem Katastrophenschutz zusammenbringt. Sie tauschen sich regelmäßig über Vorsorgemaßnahmen, neueste Daten, Tools, Ausrüstung und vieles mehr rund um den Katastrophenschutz aus.

Helmut Hojesky (BMK), KLAR! Managerin des Jahres Natalie Prüggler, Isabella Kolb-Stögerer (Managerin der KLAR! Stiefingtal) und Ingmar Höbarth (Geschäftsführer Klima- und Energiefonds) bei der Preisverleihung.

Bei allen Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen ist für Natalie Prüggler das wichtigste: Immer dranbleiben und alle, die in einem Bereich tätig sind, so früh wie möglich an einen Tisch holen! In der Region ist sie die Ideengeberin und auch diejenige, die weiß, wann es Zeit ist lästig zu sein. Dafür wird die KLAR!-Managerin von den beteiligten Gemeinden geschätzt, denn sie wissen, dass es eine treibende Kraft braucht, um etwas weiterzubringen. Was ihr an ihrer Arbeit am meisten Freude macht: Zu sehen, dass sie Projekte auf die Beine stellen kann und miterlebt, wie in der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten etwas Sinnvolles wächst. Dabei weiß Natalie Prüggler: So erfolgreich ist sie vor allem deswegen, weil die Bürgermeister stets ein offenes Ohr für sie haben und die Maßnahmen gemeinsam mit vielen anderen Aktiven in der Region mittragen.

Das Förderprogramm „KLAR! – Klimawandel-Anpassungsmodellregionen“

KLAR!, das europaweit erste derartige Programm, unterstützt österreichische Regionen dabei, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und den Wohlstand im ländlichen Raum abzusichern. Mit Hilfe des Programms, das vom Klima- und Energiefonds 2016 in Kooperation mit dem BMK (damals Lebensministerium) gestartet wurde, entwickeln Modellregionen in ganz Österreich ihr maßgeschneidertes Anpassungskonzept und regional zugeschnittene Maßnahmen und setzen diese in weiterer Folge um. Seit 2018 implementieren erste Regionen die geplanten Maßnahmen, mittlerweile arbeiten nun bereits 74 KLAR!-Regionen aus ganz Österreich an der Anpassung an den Klimawandel. Insgesamt sind 601 Gemeinden mit rund 1.645.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im KLAR! Programm dabei. Mit diesem Förderprogramm ist Österreich europaweit Vorreiter in der regionalen Klimawandelanpassung und verbindet einen Bottom-Up-Ansatz mit den Zielen der nationalen Klimawandelanpassungsstrategie. (AS, Oktober 2021)