ÖWAV-ExpertInnenpapier
Das ÖWAV-Klimaforum hat sich zum Ziel gesetzt, die Folgen des Klimawandels auf die österreichische Wasserwirtschaft und die daraus abzuleitenden Anpassungsmaßnahmen in ExpertInnen-Workshops zu bearbeiten. Als Ergebnis steht als erster Themenbericht das ÖWAV-ExpertInnenpapier „Klimawandelanpassung Wasserwirtschaft – Pluviales Hochwasser/Oberflächenabfluss“ zum Download zur Verfügung.
Pluviales Hochwasser und meteorologische Auslöser
Überflutungen des Landes, das normalerweise nicht mit Wasser bedeckt ist, werden als Hochwasser definiert. Gehen diese von Gewässern aus, wird der Begriff „Fluviales Hochwasser“ verwendet, wo kein direkter Bezug zu Gewässern hergestellt werden kann, spricht man von „Pluvialem Hochwasser“. Meteorologische Auslöser des pluvialen Hochwassers sind kurzzeitige Starkniederschläge von oft nur wenigen Minuten auf kleinen Flächen, wobei die großen Regenmengen zu schweren Überschwemmungen und Schäden führen. Eine wichtige Rolle spielen dabei wärmere Temperaturen und genügend verfügbares Wasser in der Atmosphäre. Durch den Klimawandel ist eine Zunahme dieser intensiven Niederschläge bereits jetzt schon zu beobachten und es muss zukünftig mit weiteren Zunahmen, einer längeren Gewittersaison und einer geänderten räumlichen Ausdehnung gerechnet werden.
Hydrologie und Hydraulik
Um pluviales Hochwasser bzw. Oberflächenabfluss (es wird auch der Begriff „Hangwasser“ verwendet) zu erfassen oder abzubilden, werden derzeit unterschiedliche Herangehensweisen gewählt. Fließpfadkarten können als schnelle erste Abschätzung für Abflusswege und Örtlichkeiten potenzieller Überflutungsgefahr verwendet werden, geben aber keine Informationen zum tatsächlichen Überflutungsausmaß oder Hochwasserrisiko. Hydraulische Modellierungen bilden grobskaliert Überflutungsflächen ab und stellen – gekoppelt an eine hydrologische Modellierung der Abflussbildung – ein zeitgemäßes und adäquates Werkzeug dar. Dazu sind verschiedene Modellansätze mit unterschiedlicher Sensitivität und Parametrisierung je nach Softwareeinsatz in Anwendung. Das ExpertInnenpapier empfiehlt eine Fortführung/Vertiefung der Sensitivitätsuntersuchungen sowie eine Erweiterung für freie Software-Arten.
Für pluviales Hochwasser existiert derzeit noch keine einheitliche Kategorisierung einer Gefährdungsdefinition wie etwa bei fluvialem Hochwasser (30-, 100- und 300-jährliche Abflussereignisse) oder bei der Wildbach- und Lawinenverbauung (gelbe/rote Gefahrenbereiche). Weiters fehlen Bemessungsereignisse. Auch dazu empfiehlt das ExpertInnenpapier Festlegungen bzw. Harmonisierungen zu treffen.
Als Randbedingungen für Simulationen und Bemessungen sollen laut Expertinnen und Experten z.B. die Jährlichkeit des Niederschlags, die Sensitivität von Anfangsbedingungen (feucht/trocken/mittel), Landnutzungsänderungen, Annahmen von Aufnahme und Wirksamkeit bei Durchlässen und Kanälen sowie die Modellauflösung Berücksichtigung finden Nicht zuletzt sind auch die Auswirkungen des Klimawandels auf pluviale Hochwassersituationen miteinzubeziehen.
Hochwasserrisikomanagement
Das Hochwasserrisikomanagement und die erforderlichen Instrumente sind in Bezug auf pluviales Hochwasser grundsätzlich mit jenen für fluviales Hochwasser vergleichbar. In beiden Fällen ist das Wissen um die Gefahren und mögliche (präventive) Maßnahmen essentiell. Die Gefahrendarstellung ergibt in den einzelnen Regionen Österreichs ein differenziertes Bild betreffend die Verfügbarkeit und die Verwendung von Gefahrenhinweiskarten. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus stellt im Wasserinformationssystem Austria (bmlrt.wisa.gv.at) eine Gefahrenhinweiskarte zum Thema Oberflächenabfluss zur Verfügung. Die Bundesländer führen zum Teil ergänzende Karten in unterschiedlicher Auflösung und mit unterschiedlichen Parametern. Die Expertinnen und Experten geben Empfehlungen zur Verbesserung des Hochwasserrisikomanagements.
Präventive Schutzmaßnahmen
In den letzten Jahren wurden umfassende Grundlagen zum Schutz vor pluvialem Hochwasser entwickelt. Es gilt die Empfehlung, auf potenziell gefährdete Bereiche bereits in der Raumplanung und im Baurecht einzugehen. Als präventive Schutzmaßnahmen im privaten Bereich steht der Objektschutz im Vordergrund. Gemeinschaftliche Maßnahmen zur Schadensbegrenzung werden durch Gemeinden, Verbände, Genossenschaften, Arbeitsgruppen etc. umgesetzt. Das ExpertInnenpapier stellt Beispiele und Empfehlungen für verschiedene Schutzmaßnahmen zusammen. (IK, Februar 2021).
Das ExpertInnenpapier des ÖWAV-Klimaforums steht zum Gratisdownload zur Verfügung.