Gletscherschmelze sichtbar gemacht: Online-Tool APP[TAUEN]
Durch den Klimawandel steigende Temperaturen führen zunehmend zu einem drastischen Rückgang der österreichischen Gletscher. Das neue interaktive Online-Tool APP[TAUEN] visualisiert diesen Rückgang anhand des Hallstätter Gletschers am Dachstein. Vorgestellt wurde es am 17. August 2021 im Rahmen eines Lokalaugenscheins mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und dem oberösterreichischen Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Im Jahr 1856 besaß der Hallstätter Gletscher am oberösterreichischen Dachstein noch 5,3 km2 Fläche und ein Volumen von knapp 400 Millionen m3. Seitdem schwindet dieser Gletscher jedoch rasant – er verlor 42,3 Prozent seiner Fläche, sein Volumen beträgt heutzutage nur noch 37 Prozent des damaligen Wertes. Dieser Rückgang wird nun durch das interaktive Tool APP[TAUEN] visualisiert. Zudem bietet APP[TAUEN] einen Blick in die Zukunft des Gletschers, basierend auf bestehenden Klimaszenarien für die Dachsteinregion. Diesen zufolge wird der Hallstätter Gletscher um das Jahr 2100 verschwunden sein.
Um die Dramatik der aktuellen Situation um unsere Gletscher zu veranschaulichen, bietet APP[TAUEN] eine bildliche Animation des Gletschers, wie sich dieser von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute entwickelt hat und wie er sich bis 2100 aller Voraussicht nach entwickeln wird. APP[TAUEN] enthält außerdem Daten zur mittleren Abweichung der Temperatur am Dachstein bezogen auf die Klimaperiode 1991-2020 und der Gletschergröße sowie Anmerkungen zum Zustand des Klimas und des Hallstätter Gletschers in den unterschiedlichen Jahren. Des Weiteren zeigt das Tool eine Timeline, durch die sich Lesende durchklicken können, um mehr über die jüngere Geschichte und Zukunft des Dachsteingletschers zu erfahren. Außerdem werden Besucher:innen der Website mit einem Livebild des Gletschers versorgt und haben die Möglichkeit, dieses durch einen Klick auf das Livebild mit Fotos aus den vergangenen Monaten (das älteste Bild stammt vom 29. April 2021) zu vergleichen.
Die Daten zur Vergangenheit des Gletschers setzen sich aus den, aus historischen Quellen erarbeiteten Gletscherflächen aus der Diplomarbeit des Glaziologen Kay Helfricht sowie neuen Höhenmodellen des Landes Oberösterreich und Modellergebnissen zur Eisdicke und des Eisvolumens zusammen. Die Daten zur Temperaturabweichung am Dachstein-Hallstätter Gletscher im Vergleich zur Klimaperiode 1991 bis 2020 beziehen sich auf HISTALP Stationswerte der ZAMG der Station Feuerkogel. Für die Rekonstruktion der Temperaturen von 1856 bis 1930 wurde die Temperaturreihe der dachsteinnahen Station Bad Ischl herangezogen. Die vorausgesagten Temperaturanomalien für die Zukunft beruhen auf Klimaszenarien der ÖKS15 für den Bereich Dachstein im Zeitraum 2020 bis 2100.
APP[TAUEN] schafft Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels auf die Gletscher als Ökosysteme, die in Österreich eine zentrale Rolle in Bereichen wie Tourismus, Wasserversorgung und Wasserkraft spielen und damit aktuell eine wesentliche Funktion in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen einnehmen. Sowohl der oberösterreichische Klimalandesrat Kaineder als auch Klimaschutzministerin Gewessler, die an einer Begehung des Hallstätter Gletschers teilnahmen, sehen im zunehmenden Gletscherschwund die Aufforderung, der Klimakrise rasch und entschlossen entgegenzuwirken. (MS, Oktober 2021)
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