Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben
Gibt es in Österreich Strukturen für ein klimafreundliches Leben? In einem Special Report beschäftigt sich das Austrian Panel on Climate Change (APCC) unter anderem mit dieser Frage. Der Bericht wurde von mehr als 80 renommierten Wissenschaftler:innen aus diversen Disziplinen verfasst und beschäftigt sich mit der Gestaltung tiefgreifender Veränderungen, um klimafreundlich leben zu können.
Schon lange bestätigt die Wissenschaft den Handlungsbedarf, damit die Klimaziele erreicht werden können. Dieser zieht sich durch alle Lebensbereiche – von Erwerbs- und Pflegearbeit bis hin zu den Bereichen Wohnen, Mobilität, Ernährung und Freizeit. Doch wie kann eine tiefgreifende Veränderung gelingen und welche Transformationspfade gibt es dafür? Wie können Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass ein klimafreundliches Leben für jede:n selbstverständlich oder zumindest erleichtert wird? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich das Austrian Panel on Climate Change im aktuellen Special Report namens „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“. Die Publikation wurde nicht nur von mehr als 80 renommierten wissenschaftlichen Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen erstellt, sondern zudem auch von mehr als 180 Expert:innen begutachtet sowie von einem Stakeholderprozess begleitet. Der Report orientiert sich in puncto wissenschaftlicher Qualität, Begutachtungsverfahren, Einbindung von Stakeholdern und seines Umfangs stark an der Arbeitsweise des Weltklimarats IPCC. Alles Kapitel sind auf der Homepage verfügbar. Darüber hinaus wird der Bericht Anfang des Jahres 2023 als Open Access Buch bei Springer Spektrum erscheinen.
Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern
Die österreichischen Transformationsforscher:innen sind sich einig, dass der Fokus auf die tiefgreifende Veränderung von Rahmenbedingungen gelegt werden muss, da diese den individuellen Handlungsspielraum bestimmen. So reiche der Zeigefinger auf einzelne Individuen aus Expert:innensicht für eine Transformation nicht aus. Vielmehr sollen Gesetze, Industriepolitik und Infrastruktur verändert werden. Es geht in erster Linie darum, aufzuzeigen, wie Rahmenbedingungen für ein klimafreundliches Leben geschaffen werden und inwiefern diverse gesellschaftliche Akteur:innen einen Beitrag leisten können. Denn damit ein klimafreundliches Leben Normalität für alle werden kann, braucht es geeignete Strukturen.
Auch die Klimaschutzministerin Gewessler betont, dass sie die „Strukturen für Klimaschutz ändern“ will. Sie spricht davon, dass zwar Teile der österreichischen Bevölkerung klimafreundlich leben wollen, dabei jedoch an ihre Grenzen stoßen und bezieht sich dabei auf den Report. Im Bereich der Mobilität kann die Einführung des Klimatickets bereits als positives Beispiel verzeichnet werden. Damit wir die Klimaziele erreichen, müssen wir jedoch auch mit geeigneten Strukturen den Individualverkehr bremsen und zugleich den öffentlichen Verkehr massiv ausbauen. In Bezug auf das Thema Energie muss die strukturelle Abhängigkeit von fossilen Energieträgern beendet werden. Dabei braucht es sowohl Unterstützung für die Industrie durch eine „Transformationsoffensive“, als auch Förderungen für Privathaushalte zum klimafreundlichen Austausch der Heizungssysteme.
Das Mitwirken aller gesellschaftlichen Kräfte ist unerlässlich
Der mehr als 700-seitige Special Report resümiert, dass die aktuell bestehenden Rahmenbedingungen ein klimafreundliches Leben erschweren und strukturelle Veränderungen in allen Lebensbereichen nötig seien. Demnach ist die Kernbotschaft des Berichts, die gemeinsame Gestaltung von Strukturen für ein klimafreundliches Leben ins Zentrum einer wirksamen Klimapolitik zu stellen. Zielgerichtete Strukturveränderungen erweisen sich als unerlässlich – und zwar auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Oftmals fehle bei den verantwortlichen Akteur:innen das Bewusstsein und das Engagement, die Gestaltungsspielräume zu nutzen sowie neue zu schaffen. Festzuhalten ist, dass es für die Transformation von Strukturen für ein klimafreundliches Leben das Mitwirken aller gesellschaftlichen Kräfte braucht. (JN, Dezember 2022)
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