Die Innovation für Stadtbäume: das Schwammstadt-Prinzip
Bäume in der Stadt leisten wahre Wunder. Trotz widriger Bedingungen kühlen und filtern sie die Luft. Ein neues innovatives Konzept verbessert die Lebensraumbedingungen der Stadtbäume: Das Schwammstadt-Prinzip verschafft den Wurzeln mehr Raum und verbessert die Versickerung von Regenwasser.
Stadtbäume werden im verbauten Gebiet im Schnitt nur etwa 20 bis 25 Jahre alt. Unter den derzeitigen Bedingungen können sie ihr Potential, das Klima durch Beschattung und Verdunstung lokal zu puffern, nicht annähernd ausschöpfen.
Ein herkömmlicher Stadtbaum hat wenig Platz für Wurzeln und Krone, steht auf verdichteten Böden, hält Streusalz im Winter stand, erträgt und filtert verschmutzte Luft und verliert Niederschlagswasser, das in den Kanal abgeleitet wird. Steigende Temperaturen, lange Trockenphasen und Hitzewellen stressen die Bäume zusätzlich. Damit einhergehend steigt die Bedeutung der Bäume als lebende Klimaanlagen, die ihre Umgebung kühl halten. Damit Bäume dieser Funktion auch in Zukunft gerecht werden können, benötigen sie bessere Lebensbedingungen, allen voran mehr Wurzelraum.
Raum, Luft und Wasser für die Bäume
Eine Lösung bietet das Schwammstadt-Prinzip. Das Konzept sieht vor, dem Baum unterhalb der befestigten Oberfläche in miteinander verbundenen Schotterkörpern mehr Raum zu geben. Das Substrat unter der Oberfläche ist dabei namensgebend für das Konzept und funktioniert wie ein Schwamm. Splitt, vermischt mit Kompost und anderen Substanzen, bietet den Wurzeln genügend lockeren Untergrund, um sich darin auszubreiten. Gleichzeitig kann das Substrat in den kleinen Hohlräumen Wasser speichern, das dem Baum dadurch zur Verfügung steht und langsamer an die Umgebung und die Kanalisation abgegeben wird. Somit leistet das System einen Beitrag, um den Wasserabfluss bei Starkregen zu dämpfen.
Das Prinzip aus Skandinavien an Österreichs Städte anpassen
Entwickelt wurde das Schwammstadt-Prinzip in Skandinavien. Stockholm und viele andere Städte und Gemeinden setzen es bereits seit Jahrzehnten erfolgreich ein. Stefan Schmidt von der HBLFA Schönbrunn hat das Konzept nach Österreich gebracht und forscht federführend dazu. Im „Arbeitskreis Schwammstadt“ unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur (ÖGLA) treibt er mit Kolleginnen und Kollegen aus Praxis und Verwaltung das Prinzip in Österreichs Städten voran. Denn noch ist weitere Forschung und Entwicklung nötig, damit das skandinavische Prinzip für die österreichischen Gegebenheiten langfristig gut adaptiert werden kann. Pilotprojekte und erste Umsetzungen in Österreichs Städten dazu laufen. (AS, Juni 2020)