Synergie zwischen Hochwasserrisikomanagement und Ökologie
Der aktuelle Report “Flood risks and environmental vulnerability” der Europäischen Umweltagentur (EEA) untersucht die Rolle von Überschwemmungsgebieten in Bezug auf Hochwasserschutz, Gewässermanagement, Naturschutz und Landnutzung. Im Bericht wird auch dargelegt, wie ökologisch intakte bzw. wiederhergestellte Überschwemmungsgebiete mit Klimawandelanpassung und verbessertem Katastrophenschutz einhergehen können.
Den ursprünglich oftmals weit verzweigten Fließgewässersystemen in Mitteleuropa wurde in den letzten Jahrhunderten nach und nach immer weniger Raum gelassen. Ehemalige Überschwemmungsräume wurden besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt. Eine Zunahme von Schäden durch Hochwasserereignissen war und ist weiterhin die Folge.
Der im Januar 2016 veröffentlichte Bericht der Europäischen Umweltagentur fasst die aktuelle Situation sowie zukünftige Entwicklungen der jährlichen Überflutungen sowie der Nutzung und des Zustandes von Überflutungsflächen in Europa zusammen.
Weite Teile (bis zu 90 %) von vormals in regelmäßigen Abständen überschwemmtem Umland von europäischen Fließgewässern sind heute nicht mehr in der Lage, ihre Funktion als Überschwemmungsgebiete zu erfüllen. Dieser Trend setzt sich auch derzeit noch weiter fort. Die zugrundeliegenden Hauptursachen sind der mit wirtschaftlicher Entwicklung einhergehende Flächenverbrauch sowie Regulierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmen. Infolge von Landnutzungsänderungen von ursprünglich natürlicher Vegetation, wie Auwäldern, hin zu Agrar-, Siedlungs- und Gewerbeflächen, führen Überschwemmungen zu einem erhöhten (ökonomischen) Schadenpotential. Die Situation verschärft sich in den noch verbliebenen, funktionalen Überschwemmungsgebieten besonders dann, wenn flussaufwärts Regulierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmen gesetzt werden Nichtsdestoweniger sind die verbliebenen Überflutungsräume oftmals wahre Biodiversitäts-Hotspots, denen darüber hinaus auch eine Schlüsselrolle im nachhaltigen Risikomanagement zukommt. Denn in diesen Räumen können natürliche Wasserrückhaltemaßnahmen am effizientesten und effektivsten umgesetzt werden.
Im Bericht werden Ansatzpunkte für eine Zusammenarbeit von Hochwasserrisikomanagement, Wasserwirtschaft und Naturschutz im Rahmen relevanter EU Richtlinien dargestellt – auch in Bezug auf den Klimawandel. Denn die klimatischen Veränderungen sind neben der Landnutzung und wirtschaftlichen Aktivitäten mittlerweile ein wichtiger Einflussfaktor im EU-strategischen Gewässer- und Naturraummanagement geworden. Sowohl die Informationen zu den Flusseinzugsgebieten und zum Hochwasserrisikomanagement wie auch die Berichte im Zuge der Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie sind alle sechs Jahre von den Mitgliedsstaaten zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren. Dabei kommt neuen Erkenntnissen über Klimawandel und Anpassung eine bedeutende Rolle zu. (März, 2016)