KATWARN Österreich/Austria: Vom blechernen Sprachrohr zur App – eine neue Ära der Bevölkerungswarnung
Die Warnung der Bevölkerung vor gefährlichen Ereignissen hat eine lange Geschichte. Während ab dem Mittelalter Hilfsmittel wie Glocken zum Einsatz kamen, etablierten sich im 20. Jahrhundert Sirenen als Mittel der Wahl. Seit Juli 2017 ist in Österreich aber eine neue Ära angebrochen. Das multifunktionale System KATWARN Österreich/Austria wurde seitens des Bundesministeriums für Inneres als innovativer Informations- und Warndienst eingerichtet.
Der geschichtliche Verlauf der Warnung der Bevölkerung vor drohender Gefahr lässt sich anhand der „Türmer zu St. Stephan“ gut veranschaulichen. Bereits im Jahr 1534 wurde nämlich eine ständige Feuerwache am Wiener Stephansdom eingerichtet, die die Aufgabe hatte, nach Bränden Ausschau zu halten und die Bewohner der Stadt gegebenenfalls zu warnen. Das Stadtgebiet reichte damals nur bis zur heutigen Ringstraße, die Bevölkerung konnte daher mit Hilfe eines blechernen Sprachrohrs vom Turm aus alarmiert werden, wenn der Türmer Feuer und Rauch erblickte. Zudem schlug er die Feuerglocke und schwenkte bei Tag eine rote Fahne, bei Nacht eine rote Laterne in Richtung des Brandes. Mit dem fortschreitenden Ausbau des Telegraphennetzes verlor die Feuerwache am Stephansdom jedoch immer mehr an Bedeutung. Am 31.12.1955 beendete der letzte Türmer schließlich seinen Dienst.
Die Technik macht´s möglich – KATWARN Österreich/Austria kommuniziert Verhaltenstipps
Auch wenn sich die Anforderungen an ein zeitgemäßes Warnsystem verändert haben und bspw. auch Extremwetterereignisse in den Mittelpunkt gerückt sind, ist die grundsätzliche Systematik die gleiche: Ein gefährliches Ereignis wird erkannt und potentiell betroffene Menschen werden gewarnt. Dank moderner technischer Systeme wie der satellitengestützten Wetterprognose sind heutzutage auch teilweise längere Vorlaufzeiten zur Vorbereitung auf ein Ereignis möglich.
KATWARN Österreich/Austria ist ein neuer und kostenloser Informations- und Warndienst für die Bevölkerung. Das System steht Nutzern in voller Funktionalität per App, SMS und E-Mail zur Verfügung, befindet sich aber derzeit noch in der Erprobungsphase. Bei Unglücksfällen wie Großbränden, Bombenfunden oder Stürmen ermöglicht KATWARN den verantwortlichen Behörden, ihre Warninformationen direkt und ortsbezogen auf die Mobiltelefone der betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu senden und ergänzt die bereits bestehenden Warnkanäle mit wichtigen Funktionalitäten.
Dr. Roman Bayer von der für KATWARN zuständigen Abteilung im Bundesministerium für Inneres erläutert dazu: „Der zusätzliche Nutzen von KATWARN im Vergleich zu den bereits bestehenden Warnkanälen, wie den Sirenen, ist, dass über KATWARN Meldungen für geografisch genau definierbare Bereiche übermittelt werden können. Gemeinsam mit Informationen über das aktuelle Ereignis selbst können darüber hinaus auch entsprechende Verhaltenstipps mitgesendet werden. Die durch KATWARN übermittelten, behördlichen Meldungen können dabei von jedem Nutzer kostenlos am Mobiltelefon empfangen werden. Zurzeit verfügt KATWARN Österreich/Austria über ca. 75.000 App-Nutzerinnen und Nutzer.“
Der Klimawandel verändert die Bedrohungslage – Hitze als neue Herausforderung
Der Klimawandel ist kein Zukunftsszenario mehr, er spiegelt sich mittlerweile auch in veränderten Bedrohungslagen wider. Schon jetzt sind mehr Hitzewellen und höhere Temperaturen an Hitzetagen bemerkbar, wodurch die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung zunehmend bedroht wird. Speziell für urbane Regionen wird eine Verstärkung des Wärmeinseleffekts erwartet, ebenso eine Zunahme der Mortalitätsrate bei Hitzeperioden, insbesondere bei Risikogruppen.
„Heuer wurden im Zusammenhang mit den Hitzebelastungen im Sommer zum Beispiel Hitzewarnungen der ZAMG sowie Informationen über erhöhte Waldbrandgefahr in mehreren Gebieten Österreichs auch als Meldungen über KATWARN ausgegeben“, so Dr. Bayer.
KATWARN Österreich/Austria − eine zusätzliche Möglichkeit der Bevölkerungswarnung am Puls der Zeit
Die Einrichtung von KATWARN Österreich/Austria entspricht dabei einerseits der Strategie 2020 des Österreichischen Sicherheits- und Katastrophenmanagement (SKKM), die eine ehest mögliche Früherkennung und Frühwarnung vor Katastrophen als strategische Zielsetzung und Priorität definiert. Andererseits unterstützt KATWARN auch die Ziele und Handlungsempfehlungen der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel, die beispielsweise die Forcierung von Prognose- und (Früh)Warn- und Messsystemen zum Schutz vor Naturgefahren beinhaltet. (CL, Oktober 2018)
Zum Thema
Weitere Informationen zu KATWARN
Österreichische Strategie zur Anpassung an den Klimawandel
Für Fragen zu KATWARN wenden Sie sich bitte direkt an das Bundesministerium für Inneres:
Bundesministerium für Inneres, Abteilung II/13 – Krisen- und Katastrophenschutzmanagement